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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0086
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Voraussetzungen der Gründung

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sich die Quellen selbst über Einzelheiten ausschweigen. Daß die Staufer in den Frei-
bauern - ebenso wie in den Burgen, Städten, Klöstern und abhängigen Bauern -
wichtige Bestandteile ihres »Stauferlandes« gesehen und die entscheidenden Weichen
gestellt haben in Richtung auf Verdinglichung und Verherrschaftlichung der alten
Gerichtsgenossenschaft, dafür sprechen allerdings gute Gründe.37
Dem Heiratsvertrag von 1188 zufolge (vgl. S. 57) gehörte das dort aufgeführte bur-
gum Gemunde cum pertinenciis, d. h. die Stadt Gmünd mit ihren auswärtigen Besit-
zungen zum staufischen Eigenbesitz (Allod).38 Mochten anderswo die Unterschiede
zwischen vorstaufischem Reichsgut und staufischem Eigenbesitz im Lauf der Zeit
verwischen — beides wurde in der Praxis oft als zusammengehörige Masse genutzt —,
so bleibt für Gmünd festzuhalten, was auch für das benachbarte Lorch und für den
Hohenstaufen gilt: Gmünd und sein Umland gehörte — abgesehen von den noch
älteren Besitzungen im Ries — zum ältesten staufischen Hausgut, Gmünd und sein
Umland waren »staufisch«, noch ehe seine Besitzer Herzoge, Könige und Kaiser
geworden sind.39
Zu nennen sind noch die Städte; auch sie gehören in dieses »raumplanerische« Kon-
zept.40 Oft kann man bei den Städtegründungen der Staufer wie auch bei den Grün-
dungen anderer Dynasten beobachten, wie sich in der Nähe einer festen Burg ein
Markt entwickelte, der dann die Keimzelle bildete für eine spätere Stadt. Manche
dieser Siedlungen — wir beschränken uns auf Schwaben — liegen in unmittelbarer
Nähe der Burg, so Giengen a. d. Brenz, Ravensburg, Lauffen am Neckar, Weins-
berg, Tübingen, Herrenberg. Größer ist die Entfernung zur Burg zwischen Bopfin-
gen und der Feste Flochberg, zwischen Reutlingen und der Achalm. Auch beim
Hohenstaufen fehlt eine Stadtanlage in unmittelbarer Nähe der Burg. Das Dorf
Hohenstaufen am Fuß des Bergkegels war nur ein bescheidener Burgweiler, eine
kleine Marktsiedlung von Handwerkern und Gewerbetreibenden, für deren dauern-
den Aufenthalt die Burg selbst keinen genügenden Raum bot.41 Ein größerer Markt
oder gar eine entwicklungsfähige Stadt konnte an dieser beengten und abschüssigen
Stelle schon deshalb nicht leicht entstehen, weil der Hauptverkehr damals wie heute
abseits des Berges entlang den alten Verkehrswegen des Fils- und Remstals seinen
Verlauf genommen hat, ohne daß je ein ernsthafter Versuch unternommen wurde,
diese natürlichen Gegebenheiten zu ändern. Daß man später keine Stadt unmittelbar
zu Füßen des Berges anlegen konnte, war gewissermaßen der Preis für den kühnen
Entschluß, gerade auf dieser abseits des Fernverkehrs gelegenen, das Land im
Umkreis weithin beherrschenden Höhe eine Burg zu erbauen. Doch blieb die Mög-
lichkeit, eine für den Verkehr sehr günstig gelegene Ansiedlung im Filstal zu för-
dern, auch mit Befestigungswerken zu umgeben und ihre Einwohner im Ernstfall
zur Verteidigung dieser künstlich geschaffenen Großburg heranzuziehen. Sie bot der
 
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