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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0088
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Markt und Großburg

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sich wöchentliches Marktleben entwickeln konnte. Daß die Quellen erst spät den
mittwochs und samstags abgehaltenen städtischen Wochenmarkt erwähnen, besagt
nichts über dessen wirkliches Alter.48
2. Rückschlüsse auf den — herrschaftlich bestimmten — Einzugsbereich eines Mark-
tes erlaubt die Verbreitung des Marktmaßes. Der große Bereich des Gmünder Mal-
termaßes für Getreide, feststellbar an einzelnen spätmittelalterlichen Belegen, an
Aufzeichnungen des 16. und noch des frühen 19. Jahrhunderts, beweist, daß Gmünd
schon früh der wirtschaftliche Vorort des oberen Remstals und angrenzender Gebie-
te gewesen sein muß.49
3. Ein Eintrag im Lagerbuch der bayerischen Pflege Heidenheim von 1463 über das
wohl bereits in staufische Zeit zurückreichende Marktrecht von Gerstetten, dem
Hauptort der Heidenheimer Alb, beweist die vorbildhafte Wirkung des Gmünder
Marktrechts: Zuwissen das Gerstetten Margktrecht hat in aller der massen als die von
Gmund die Reychstatt und wer sich zeucht [zieht] gen Gerstetten der ist und haisset
der Herschafft Burger und hat Bürgerrecht als die von Gmund.50
4. Daß Gmünd schon früh als herrschaftlicher Vorort eines größeren Gebietes zu
gelten hat, ist vielleicht aus zwei Angaben zu erschließen, die den juristischen Instan-
zenzug (»Rechtszug«) betreffen: Die Albuch-Dörfer Steinheim und Gussenstadt
holten ihr Urteil im Appellationsfall aus Gmünd.51
5. Hervorzuheben ist vor allem die Lage Gmünds an der Remstalstraße von Cann-
statt nach Nördlingen und Augsburg.52 Die Bedeutung dieser Strecke war im Mittel-
alter größer als später, als die Remstalstraße zurücktrat hinter die Filstalstraße über
Göppingen, Geislingen und Ulm. Regensburger Kaufleute reisten im 14. Jahrhun-
dert nach Westen über Aalen und Gmünd; Augsburger Kaufleute führten Wein und
trieben Vieh in Richtung Aalen und weiter nach Westen.53 Die Bedeutung Gmünds
als Knotenpunkt von Handelsstraßen reicht wohl schon in staufische Zeit zurück:
Jörg Gails Routenhandbuch von 1563 nennt Gmünd als Etappenstation der Augs-
burger Straße nach Heilbronn über Heidenheim und den Albuch sowie als Etappen-
station der Nürnberger Straße über Dinkelsbühl und Ellwangen nach Cannstatt,
Pforzheim und Straßburg.54 Daß sich ein so verkehrsbegünstigter Ort schon früh als
Rastplatz eignete, als Rastplatz mit Herbergen, Fuhrleuten und Handwerkern, in
besonderem Maße auch als Warenumschlagplatz und als Wohnsitz von Kaufleuten,
ist sicher.
6. Gegen Ende der Reichsstadtzeit gab es vier Jahrmärkte in Gmünd — leider fehlen
Angaben über deren Besuch durch auswärtige Kaufleute: den Ursulamarkt (21.
Oktober), einen Kirchweihmarkt, 1430 von Kaiser Sigmund verliehen; den Lucia-
markt (13. Dezember), verliehen 1548 bzw. 1566. Ohne kaiserliche Privilegierung
und daher wohl bereits in die Anfangszeit der Stadt zurückreichend wurde abgehal-
 
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