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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0090
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Zur Topographie der Stauferstadt

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Gebiet um Ries und Rems mehrfach auch militärisch bedroht, denn es befand sich in
Grenzlage gegenüber den schärfsten Rivalen und Gegnern in Süddeutschland: den
Welfen. Sowohl in den Thronkämpfen zwischen Konrad und König Lothar wie in
den Auseinandersetzungen Welfs VI. mit den Staufern war das Gebiet zwischen
Hohenstaufen und dem Ries ein Hauptangriffsziel der feindlichen Partei ... Es gab
allen Grund, diesen verkehrswichtigen Raum mit Burgen und Städten und durch die
Aktivierung von Ministerialen zu sichern.«61 Offen bleibt auch die Frage, ob darüber
hinaus beim Ausbau Gmünds konkurrierende Bestrebungen innerhalb des staufi-
schen Hauses eine Rolle gespielt haben, etwa der Wunsch nach einem befestigten,
entwicklungsfähigen Zentralort, kleiner zunächst als das von seiner Lage am Neckar
besonders begünstigte Esslingen im Gebiet des älteren Bruders, vergleichbar jedoch
dem benachbarten Göppingen auf der anderen Seite des Hohenstaufens.
Auch wenn sich die Frage nicht entscheiden läßt, ob der militärisch-strategische oder
der verkehrstopographisch-wirtschaftliche Aspekt für die Gründer letztlich den
Ausschlag gab: Charakteristisch für Gmünd und für die meisten anderen Stadtgrün-
dungen des 12. Jahrhunderts ist, daß sie Wirtschaftsplatz (Markt), herrschaftlicher
Zentralort und Großburg zugleich gewesen sind.

Zur Topographie der Stauferstadt
Wer sich eingehender mit den örtlichen Gegebenheiten der Stauferstadt Schwäbisch
Gmünd beschäftigt, erkennt bald genug, daß fast auf Schritt und Tritt noch immer
die wichtigste Voraussetzung für jede wissenschaftlich gesicherte Aussage fehlt: eine
hinreichende Zahl von systematischen stadtarchäologischen Einzeluntersuchungen
und eine sorgfältige Erforschung der älteren Bausubstanz. Aussagen ohne dieses
Fundament bleiben Spekulation, allenfalls Denkmodell. Immerhin, einige Schritte in
die genannte Richtung wurden in den letzten Jahren getan. Sie ermutigen zu dem
Versuch einer erneuten Bestandsaufnahme, zu einer Skizze mehr als zu einem ausge-
führten Bild. Halten wir die wesentlichen Umrisse fest:
1. Den Höhenlagen der Innenstadt, dem leichten Anstieg des Geländes zufolge, bot
sich vor allem der Bereich um Münster, Prediger und Johanniskirche für eine erste
Besiedelung an.62 Ungünstiger, weil durch Überschwemmungen gefährdeter, war
der Baugrund im Bereich des Marktplatzes, vor allem in seinem unteren, etwas tiefer
gelegenen Teil. Hier — über den Markt — verlief ursprünglich die Tierach, ein Zweig
des Waldstetter Baches. Von Süden kommend, erreichte sie das spätere Stadtgebiet
am heutigen Sebaldplatz, floß von dort in nördliche Richtung - die Sebaldstraße
entlang bis zur Klösterlestraße -, dann im Bogen nach Osten in Richtung Korn-
 
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