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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0091
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Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer
hausstraße, nahm von da ihren Lauf über den Marktplatz und mündete hinter dem
Waisenhausbogen in die Rems. Auch die Rems verlief anders als heute. Sie erreichte
das spätere Stadtgebiet nördlich des heutigen Schmiedturms und floß, dem Verlauf
der Hinteren Schmiedgasse und Kappelgasse folgend, zunächst bis zur erwähnten
Einmündung der Tierach im Bereich der Ledergasse. Etwa bei der jetzigen Bahnhof-
brücke erreichte sie ihr heutiges Bett.
2. Gewichtige Argumente legten es nahe, bereits für die vorstaufische Zeit an der
Stelle des heutigen Predigers auf die Existenz eines »Herrenhofes« zu schließen63:
Zunächst der Hinweis auf analoge Erscheinungen wohl bei den meisten südwest-
deutschen Städtegründungen des 12. und 13. Jahrhunderts, wo sich im Anschluß an
den Sitz des Grund- und Gerichtsherrn Handwerker- und Kaufleutesiedlungen ent-
wickelten. Hinzu kommt für Gmünd im besonderen die zuerst in der Chronik von
Bürgermeister Paul Goldstainer (um 1550) greifbare Nachricht, das Predigerkloster
sei aus ainem freyhoff gebauten und gestifftet worden.64 Dann der Hinweis auf den
ursprünglichen Verlauf der aus Richtung Waldstetten oder Straßdorf führenden
Nord-Süd-Verbindung im Zug von Waldstetter Gasse, Wildeck und Münstergasse
in Richtung auf die Pfarrkirche. Da diese Straßenführung jedoch im Sonnengäßle
nördlich des Münsters eine auffallend geradlinige Fortsetzung findet, unmittelbar
auf den Prediger zu, lag es nahe, diese Direktverbindung von Süden und Norden in
eine Zeit zurückzuverlegen, als sie noch nicht durch den großen Baukörper der
Pfarrkirche auf dem Münsterplatz und durch den inneren Mauerring der Stauferzeit
unterbrochen wurde.65 Dies war der Fall vor Errichtung dieser Bauten im 12. Jahr-
hundert. Hierzu Klaus Graf: »Die von Süden kommende Straße hätte also zuerst auf
den Herrenhof zugeführt, und erst nach Anlage des Marktes und der Stadt wäre die
Verbindung zum Marktplatz in den Vordergrund getreten. Diese Hypothese klingt
jedoch schlüssiger als sie ist und bedarf auf jeden Fall noch einer sehr kritischen
Überprüfung. Sicher im räumlichen Verbund mit dem vermuteten Herrenhof im
Bereich des Predigers ist die 1225 erstmals erwähnte Johanniskirche mit ihrem Fried-
hof und der darin befindlichen rätselhaften Veitskapelle mit zwei Grüften zu sehen.
Wenn nun bei der Reromanisierung der Johanniskirche (1869—1880) als Vorgänger-
bau eine 17 m lange, einschiffige Kirche unbekannter Zeitstellung mit Grundmauern
>aus gewaltigen Quadern< nachgewiesen werden konnte, vor deren westlicher
Grundmauer sich >ein gemauerter Brunnenkranz< (eine Taufanlage?) vorfand, so läßt
sich dieser Bau gut als frühmittelalterliche Eigenkirche des Herrenhofs deuten, eine
Vermutung, die auch die recht eigenartige Stellung der Johanniskirche, etwa das
eigene Begräbnisrecht, zum Teil erklären könnte.«66
Die schwierige Frage, inwieweit man Schlüsse ziehen darf von der späteren Parzellie-
rung des Johannisplatz-Bereichs auf eine ehemalige Sondernutzung stadtherrlichen
 
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