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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0150
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Die Bürgerschaft

123

Nicht geklärt sind die Beziehungen des Geschlechts zu der niederadligen Familie von Härtnisweiler
(Hertlinsweiler bei Weiler i. d. B.).170
Kurz.171 Erst 1319 in Gmünd belegt, sind sie »Nachzügler« in der Reihe der Geschlechter. Im Stadtregi-
ment vertreten waren drei Angehörige der Familie (1329-1408); Walter Kurz, 1329 Bürgermeister, ist
1333 Schultheiß. Mit den niederadligen von Husen, in Nördlingen ansässig, bestand das Konnubium:
Johann der ältere Kurz war 1363 mit Anna von Husen verheiratet, 1423 heißt der Schwestersohn des Hans
Kurz Hans von Husen zu Nördlingen »erber und vest«.172 Eine Tochter jenes älteren Hans Kurz war die
Ehefrau des Peter Rot aus einer Ulmer Patrizierfamilie, die auch mit den Gmünder Geschlechtern Wolf,
von Rinderbach und Vetzer verschwägert war.173
Die Geschichte der Gmünder Kurz endet mit einem »Paukenschlag«: 1447 wurde Hans Kurz vom Rat
wegen Siegelfälschung auf ewig »über die vier Wälder verbannt«, da er mit den nachgemachten Siegeln
von zwei Richtern Urkunden fälschen wollte. Ursprünglich zum Tode verurteilt, war er nur auf Fürspra-
che des Dominikaner-Altprovinzials Nikolaus Nottel, des Pfarrers und der gesamten Priesterschaft, des
Hans von Nenningen d. Ä., des Jos von Brogenhofen genannt Vetzer, des Konrad von Stetten und seiner
Oheime Hans Schätzer von Geislingen, Vater und Sohn, begnadigt worden.174 Während sein gleichnami-
ger Vetter in Schwäbisch Hall ein Vermögen von 1500 fl. besaß und dort 1405 bis 1416 als Richter belegt
ist,175 geriet der Gmünder Hans Kurz, der nur 1408 als Ratsmitglied, nämlich als Pfleger von Gotteszell,
erscheint, in hohe Schulden. 1421 bis 1424 mußte er daher seinen Landbesitz, den er meist gemeinsam mit
seiner Mutter Klara Schätzerin besaß, für 1917 fl. verkaufen.176 Der mit ihm eng verwandte Geislinger
Bürger Hans Schätzer aus einer Gmünder Familie, der 1422/23 »erber und vest« heißt, beteiligte sich 1429
an einem Kaufmannszug zur Frankfurter Messe.177
Im Steinhaus178. Die 1290 mit Sifrid Im Steinhaus (1293 Bürgermeister) erstmals genannte, bis heute in
Gmünd ansässige Familie führte wie die Taler die gespaltene Spitze im Wappen; ihr Name verweist auf
den Besitz eines der seltenen Steinhäuser. Der hohe Rang des sehr vermögenden Geschlechts wird durch
den Umstand erhellt, daß seine Söhne im 14. Jahrhundert Kanonikerpfründen an den vornehmen Kolle-
giatstiften St. Mauritius in Augsburg, St. Gumbert in Ansbach und Stift Haug in Würzburg innehatten.179
Walter Im Steinhaus, Chorherr in Würzburg, war 1361 oberster Schreiber des Würzburger Bischofs;
Friedrich Im Steinhaus, Custos in Ansbach, errichtete 1416 mit 1982 fl. eine Studienstiftung in seiner Hei-
matstadt.180
Der Bürgermeister und Stettmeister Walther Im Steinhaus hinterließ seinen Kindern so viel Vermögen,
daß sie nach seinem Tod 1414 für 892 fl. Güter in Iggingen, Schönhardt und Straßdorf erwerben konn-
ten.181 Sein Sohn Hans wurde Ulmer Bürger und verkaufte 1427 bis 1429 seinen Landbesitz bei Gmünd im
Wert von etwa 1500 fl.182 1436 heißt er der »erber und veste« Junker Hans vom Steinhaus, sein Verwand-
ter Sixt, der die Familie fortsetzte, trägt 1477 ebenfalls das Prädikat »vest«.183
Taler.184 Ihr Verhältnis zu den Herren von Dalheim/Talheim, dem Ortsadel von Talheim bei Schwäbisch
Hall, die ebenfalls die gespaltene Spitze im Schild führten, ist ungeklärt.185 Von ihrer Erstnennung 1283
bis 1375 stellte die Familie, deren wichtigster Zweig den Zunamen »Burger« trug, mehrere Richter. Ulin
der Taler, 1343 Richter, heiratete Elisabeth Schörler, Tochter der Agnes geborene von Ohmden.186 Die als
ellwangisches Lehen besessene Burg Leinzell187 erlaubte den Wechsel in die landadlige Lebensweise. Hans
Taler genannt Burger zu Leinzell schloß die Ehe mit Lucie, Tochter des Heinrich von Liechtenstein aus
einer zeitweise auch in Gmünd lebenden Adelsfamilie.188 Sein Sohn Jörg Taler genannt Burger heißt in den
Urkunden stets »vest«, zuweilen auch Junker und lebte auf der Burg Leinzell. Erst 1474 ließ sich der mit
Rosa Vetter, der Witwe des Rudolf von Westerstetten zu Altenberg verheiratete Junker wieder in seiner
Heimatstadt nieder.189 Auf die unterschiedlichen Entwicklungschancen innerhalb einer Familie verweisen
zwei Zeugnisse über Pantaleon Taler genannt Burger und Mathis Burger: Während Pantaleon in seiner
Jugend (als Söldner?) in Lothringen sich aufhielt und 1426 Pferde von dort mitbrachte, lebte Mathis seit
1439 als Kaufmann in Heilbronn.190
Turn/Heberling.191 Die Turn nannten sich nach einem Wohnturm, vielleicht dem heutigen Glockenturm
des Münsters.192 Sie erscheinen 1278 mit Sifridus de Turri, im 14. Jahrhundert mit den Linien Zingge
Turn, Turn genannt Schön und Heberling/Häberling (diese seit 1348), die alle zur Führungsschicht zähl-
 
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