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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0276
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Gmünd im Dreißigjährigen Krieg

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zum Plündern und Rauben. Anfang Januar 1632 mußten Gmünder Ordnungskräfte
einen gewissen Leonhard Waldburger aus Trier und seine Kumpane aufbringen, die
auf der Landstraße bei der Stadt besonders Weinfuhrleute überfallen und ausgeraubt
hatten,28 am 8., 12. und 13. Februar wurden sogar unschuldige Bürger bei oder
innerhalb der Stadtumwehrung von desertierten oder zurückgebliebenen Soldaten
erstochen oder erschossen.29
Die erste Kontaktaufnahme mit dem heranrückenden schwedischen Truppenteil
erfolgte wohl in der letzten Aprilwoche 1632.30 Der Führer des schwedischen Trup-
penkontingents jedenfalls, Freiherr Christoph Martin von Degenfeld, war den
Gmündern wenigstens kein Unbekannter,31 hatte er doch bis zum Jahr 1616 ein
Haus in der Nähe der Johanniskirche besessen.32 Mit einem Fast-Gmünder glaubte
man, trotz politischer wie konfessioneller Differenzen, eher zu einer gütlichen
Übereinkunft zu kommen. Die an ihn abgefertigte Ratsdelegation sollte zumindest
erreichen, daß die Stadt katholisch bleiben konnte und in ihren Privilegien unge-
schmälert.33 Als Handelsstadt wußte man in realistischer Einschätzung der Lage, daß
das nicht billig abgehen würde. Und tatsächlich mußten am Ende der Verhandlungen
am 19. Mai 1632 zu den bereits geforderten 4000 Gulden noch einmal 9000 Gulden
zugelegt werden.34 Die Nachricht von den vielleicht geheim geführten Verhandlun-
gen brachte Teile der Bürgerschaft auf, die sich der Übernahme durch die Schweden
entgegensetzen wollten. Die gereizte Stimmung nutzte ein abgemusterter Haupt-
mann namens Michael Roß, um gegen den Magistrat zu putschen oder doch zumin-
dest einen Putschversuch zu unternehmen.35 Nur mit Mühe konnte die Obrigkeit
ihren Bürgern klarmachen, daß Widerstand gegen die Schweden zwecklos sei, ja
sogar ein Blutbad hervorrufen würde. Noch kurz vor dem Einmarsch der Schweden
um den 30. Mai36 mußte der Magistrat die Bürgerschaft erneut ermahnen, alle Waf-
fen abzugeben und auch mit dem öffentlichen Lästern über die schwedischen Offi-
ziere aufzuhören.37
Zu den geforderten Kriegszahlungen kamen nun noch die laufenden Quartier- und
Versorgungskosten, die für den Zeitraum vom 22. April bis 30. Juni 1632 rund
21 000 Gulden ausmachten; allein für die Tafel und die Küche des Herrn Obersten
mußten 2386 Gulden aufgebracht werden, die Herren Stabsoffiziere speisten immer-
hin noch für rund 2200 Gulden.38 Am 10. Oktober ordnete der schwedische Statthal-
ter, Graf Friedrich von Hohenlohe, an, daß Freiherr von Degenfeld mit seinen Regi-
mentern in Schwäbisch Gmünd, Lauchheim, Aalen und Kapfenburg Unterstand
nehmen solle.39 Der Reichsstadt an der Rems wurde darüber hinaus eine außeror-
dentliche Schatzung von 630 Reichstalern, zahlbar alle 10 Tage im November und
Dezember 1633, zudiktiert.40 Die gehäuften Zahlungen und Kontributionen, augen-
scheinlich die gesamte verfehlte »Schwedenpolitik« des Magistrats, lastete man dem
 
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