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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0473
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Schwäbisch Gmünd von 1894 bis 1945

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oder Oberrealschule erlebten in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren eine
besondere Blüte, als hervorragende Lehrer wie Professor Dr. Pfeffer und Professor
Gauger sowie die Studienräte Dr. Klink und Dr. Limberger an ihnen wirkten. Eine
wertvolle Ergänzung bildete die Schülerwerkstätte, die Reallehrer Butz leitete.
Außerdem führte Oberstudiendirektor Dr. Pohlhammer den Spanisch-Unterricht an
der Oberstufe ein, eine Besonderheit wohl in ganz Deutschland. Man hatte dabei
auch die Exportchancen der Gmünder Industrie im Auge. Schmerzlich war es für
den Schulleiter, daß in den Jahren der Wirtschaftskrise die Schülerzahl immer mehr
absank (Januar 1931: 386 Schüler) und durch Sparmaßnahmen auch Lehrerstellen
abgebaut wurden. Viele Schüler mußten angesichts der Not im Elternhaus die Schule
vorzeitig verlassen.91
Seit dem Ausgang des vorigen Jahrhunderts gab es zwei Höhere Mädchenschulen in
Gmünd, eine simultane, vorwiegend von evangelischen Schülerinnen besuchte Mäd-
chenrealschule und die von den Franziskanerinnen von Sießen gegründete private
katholische Mädchenrealschule St. Ludwig. 1919 stellte die simultane Mädchenreal-
schule den Antrag auf Übernahme durch die Stadt; dies wurde nach heftigen Ausein-
andersetzungen im Gemeinderat abgelehnt.92 1929 wurde die Mädchenrealschule
dann doch städtisch; untergebracht war sie im Gebäude des Stadtarchivs, das damals
dem Evangelischen Verein gehörte. Zum Ausgleich erhielt die katholische Mädchen-
realschule St. Ludwig durch Vertrag alljährlich einen städtischen Beitrag. Da die
Gewerbeschule in zunehmendem Maße auch von auswärtigen Schülern besucht wur-
de, stellte man sie 1924 auf eine breitere Grundlage durch die Gründung eines
Gewerbeschulverbands. Die Stadt war nicht mehr alleinige Trägerin der Schule; ihr
schlossen sich im Schulverband die benachbarten Gemeinden Großdeinbach, Lin-
dach, Oberbettringen, Straßdorf und Waldstetten an. 1929 vergrößerte sich der
Gewerbeschulverband durch den Beitritt von sechs weiteren Gemeinden.
Von 1925 an stand der Gewerbeschule Friedrich Allmendinger als Direktor vor. Mit
besonderer Hingabe pflegte er den Werkstattunterricht. 1926 wurden Elektrokurse
eingeführt. Auch die Segelfliegerei fand an der Schule eine Heimstatt; in ihren Werk-
stätten wurden neue Flugzeuge gebaut. In den Jahren der Wirtschaftskrise widmete
sich Allmendinger in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt der Umschulung der
Arbeitslosen. Seine kompromißlose Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus
zwang ihn 1933, vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Im Jahre 1926 feierten die
Gewerbeschule und die aus ihr hervorgegangene Fachschule das 150jährige Beste-
hen; zugleich war es die 50-Jahr-Feier des Kunstgewerbemuseums. Interessant ist
die Statistik der Gewerbeschule im Jubiläumsjahr: Damals besuchten 1371 Schüler
die Schule, davon waren 1016 Pflichtschüler in 56 Klassen.
Im Jahre 1923 erhielt die Fachschule eine neue Verfassung und zugleich eine Ranger-
 
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