Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0474
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
392

Vom Kaiserreich über die Zeit der Weltkriege bis zur demokratischen Republik

höhung: Sie wurde »Höhere Fachschule«. Von 1907 bis 1946 leitete sie Professor
Walter Klein. In seinen Schriften widmete er sich der Gmünder Kunst in Vergangen-
heit und Gegenwart. Bekannt ist sein Buch über die Gmünder Johanniskirche, ver-
dienstvoll seine Anregung, die »Chance Gmünds« als kulturelles Zentrum zu nut-
zen. Auf einer Versammlung des Gmünder Kunstvereins machte er nach dem Zwei-
ten Weltkrieg den Vorschlag, den Prediger in ein »Haus der Kultur« umzugestalten.
Der Gmünder Kunstverein hat zwei Wurzeln, die ältere ist der »Vorwärts«, die jün-
gere der »Tiegel«. 1890 trafen sich 29 Gmünder Graveure, Ziseleure, Goldschmiede
und andere im »Josefle«, um einen Verein für Kunstgewerbetreibende zu gründen.
Das war dann der Verein »Vorwärts«. Die Herkunft aus dem Handwerk ist ja, wie
Walter Lochmüller aus Anlaß der 75-Jahr-Feier des Kunstvereins schrieb, »wenn
nicht die Regel, so doch ein auffallend häufiger Entwicklungsgang der Gmünder
Künstler . . . Die namhaften Gmünder Bildhauer haben fast ausnahmslos als Stahl-
graveure oder Ziseleure gelernt oder fußen auf dem soliden Grund sonst eines
Kunsthandwerks.« Nach dem Ersten Weltkrieg schafften sich die Jungen im »Vor-
wärts« in der »Jungkunst« einen eigenen Rahmen, und aus dieser »Jungkunst« ent-
stand dann der »Tiegel« als zweiter Verein. Sein Vorstand wurde Walter Lochmül-
ler, der seit 1927 an der Fachschule wirkte. Für die Leute des »Tiegel« waren die
Maler der »Brücke« und des »Blauen Reiters«, das Bauhaus und der Werkbund Vor-
bild. Im März 1933 erfolgte der Zusammenschluß von »Vorwärts« und »Tiegel« zum
Gmünder Kunstverein. Die Vereinigung war nicht ganz freiwillig: Auf Anordnung
der Reichskammer der bildenden Künste mußten sich bestehende Kunstvereine
zusammenschließen. Den Vorsitz im neuen Verein übernahmen nacheinander Dr.
Max Schneider, Albert Holl und Karl Häge. Der Verein entfaltete bis in den Krieg
hinein eine lebhafte Vortrags- und Ausstellungstätigkeit. In die Jahre vor dem Zwei-
ten Weltkrieg fällt auch die Einrichtung des Ausstellungsraums für zeitgenössische
Gmünder Kunst im Prediger. Der Bildhauer Adolf Bidlingmaier hatte die Sache mit
Nachdruck betrieben.
Gmünd ist seit 1825 eine Stätte der Lehrerbildung; sie erfolgte in Württemberg bis
ins Dritte Reich hinein auf konfessioneller Basis, und so gab es neben den evangeli-
schen Lehrerseminaren katholische, das älteste in Gmünd. Das Gmünder Seminar
besaß in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg hervorragende Fachkräfte, dar-
unter den Seminaroberlehrer Engelbert Mager. Er brachte den Zeichenunterricht am
Seminar auf die Höhe und kämpfte jahrelang und schließlich mit Erfolg darum, daß
das Zeichnen in den Lehrplan der Volksschulen aufgenommen wurde. In einer von
ihm verfaßten Schrift von 1893 stellte er die durchaus progressive Forderung auf, an
den üblichen patriotischen Feiertagen, zum Beispiel an Königs Geburtstag, den
Schülern die Arbeit des Roten Kreuzes sowie die Bedeutung der Genfer Konvention
 
Annotationen