Position überhaupt nicht mehr zu retten. Die so schwer
errungene Einsicht in die formalen Bedingungen, unter
welchen allein die Statue schön sein kann, das Bewußtsein
des architektonischen Gesetzes, welches diese stoffgebundene
Gattung allein beschützt und beseelt, - dies ging für andert-
halb Jahrhunderte verloren. . .
Mit einer Art von resoluter Verzweiflung geht die Skulptur
an ihr Tagewerk. Sie sucht mit aller Anstrengung nach
Nebengedanken; sie gibt dem Heiligen einen Putto bei, mit
welchem er Konversation machen kann; sie läßt den Apostel
heftig in seinem vorgestützten Buche blättern; Mochis
S. Veronica (in St. Peter) läuft eilig mit ihrem Schweißtuch;
Berninis Engel auf PonteS. Angelo kokettieren ganz zärtlich
mit den Marterinstrumenten (der mit der Kreuzinschrift von
Bernini eigenhändig ausgeführt); und dergleichen mehr. . .
Bernini an seinen Kritiker Charles Perrault
(Tagebuch des Herrn von Chantelou, Dienstag, 6. Oktober 1665)
„Übrigens möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß
solche Einwände nicht Ihre Sache sind. In praktischen
Fragen lasse ich mich gerne belehren, aber auf künstle-
rischem Gebiet müßte schon ein Größerer kommen als ich
selbst, wenn er mich korrigieren wollte. In diesem Punkte
sind Sie nicht würdig, mir die Schuhriemen zu lösen.“
Engelsverehrung
(Des heiligen Dionysius Areopagita Schriften über die beiden
Hierarchien, aus dem Griechischen übersetzt von Jos. Stiglmayr S. J. -
Bibliothek der Kirchenväter, Kempten 1911)
Die Schriften sind zwischen 485 und 515 n. Chr. verfaßt und schon
im Mittelalter vielfach ins Lateinische übersetzt und kommentiert. Die für
das 17. Jahrhundert und bis zum heutigen Tag grundlegende Ausgabe des
griechischen Textes mit lateinischer Übersetzung stammt von Balthasar
Corderius, Antwerpen 1634; für die Erstausgabe hat Peter Paul Rubens
ein Titelblatt entworfen.
Kap. III, 1: Die Hierarchie ist nach meiner Ansicht eine
heilige Stufenordnung, Erkenntnis und Wirksamkeit. Sie
will nach Möglichkeit zur Ähnlichkeit mit der Gottheit führen
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errungene Einsicht in die formalen Bedingungen, unter
welchen allein die Statue schön sein kann, das Bewußtsein
des architektonischen Gesetzes, welches diese stoffgebundene
Gattung allein beschützt und beseelt, - dies ging für andert-
halb Jahrhunderte verloren. . .
Mit einer Art von resoluter Verzweiflung geht die Skulptur
an ihr Tagewerk. Sie sucht mit aller Anstrengung nach
Nebengedanken; sie gibt dem Heiligen einen Putto bei, mit
welchem er Konversation machen kann; sie läßt den Apostel
heftig in seinem vorgestützten Buche blättern; Mochis
S. Veronica (in St. Peter) läuft eilig mit ihrem Schweißtuch;
Berninis Engel auf PonteS. Angelo kokettieren ganz zärtlich
mit den Marterinstrumenten (der mit der Kreuzinschrift von
Bernini eigenhändig ausgeführt); und dergleichen mehr. . .
Bernini an seinen Kritiker Charles Perrault
(Tagebuch des Herrn von Chantelou, Dienstag, 6. Oktober 1665)
„Übrigens möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß
solche Einwände nicht Ihre Sache sind. In praktischen
Fragen lasse ich mich gerne belehren, aber auf künstle-
rischem Gebiet müßte schon ein Größerer kommen als ich
selbst, wenn er mich korrigieren wollte. In diesem Punkte
sind Sie nicht würdig, mir die Schuhriemen zu lösen.“
Engelsverehrung
(Des heiligen Dionysius Areopagita Schriften über die beiden
Hierarchien, aus dem Griechischen übersetzt von Jos. Stiglmayr S. J. -
Bibliothek der Kirchenväter, Kempten 1911)
Die Schriften sind zwischen 485 und 515 n. Chr. verfaßt und schon
im Mittelalter vielfach ins Lateinische übersetzt und kommentiert. Die für
das 17. Jahrhundert und bis zum heutigen Tag grundlegende Ausgabe des
griechischen Textes mit lateinischer Übersetzung stammt von Balthasar
Corderius, Antwerpen 1634; für die Erstausgabe hat Peter Paul Rubens
ein Titelblatt entworfen.
Kap. III, 1: Die Hierarchie ist nach meiner Ansicht eine
heilige Stufenordnung, Erkenntnis und Wirksamkeit. Sie
will nach Möglichkeit zur Ähnlichkeit mit der Gottheit führen
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