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Fauter, Wilfried
Die Rechtsstellung der Marienpfarrkirche in Schwäbisch Gmünd bis zum Ausgang des Mittelalters — 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.52802#0155
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Zusammenfassung

Lassen wir. noch einmal.die wichtigsten Abschnitte in.der reichen Geschichte
der Marienpfarrkirche zu Gmünd.an uns vorüberziehen:
In der ältesten Geschichte von St.Maria in Gmünd ist bemerkenswert., daß
diese keine Urkirche war. die der Hundertschaftssitz'Lorch auf weltlichem
Gebiet füi- die damaligen Bewohner Gmünds maßgebend war, so war es die Ur-
kirche St.Maria in Lorch für sie nach der Einführung des Christentums in
kirchlicher Hinsicht. Erst mit:der Aufteilung der ausgedehnten Sprengel der
Groß'pfarreien ist auch in Gmünd eine Pfarrkirche mit eigenem Pfarrsprengel
entstanden. Wir wissen nicht, wer der Eigenkirchenherr war, der auf eigenem
Grund und Boden die Gmünder Pfarrkirche St.Maria errichtete. Vielleicht'
waren es sogar die späteren Staufer selb st, -vielleicht aber auch die Vor-
fahren der Herren von Gmünd.
Die Entwicklung der kirchlichen Verhältnisse in Gmünd zeigte sich kurz nach
der Jahrtausendwende in drei kirchlichen Bauwerken, der Kapelle St.Veit,
der Pfarrkirche St.Maria und. der Johanne skapelle.
Da die Benediktinerreichsabtei St. Denis in Gmünd eine "cella" hatte', war
die kleine Siedlung an der Rems schon zu den. Zeiten Karls des Großen auch
in die größeren politischen -Zusammenhänge mit einbezogen.' Barbarossa war
es dann, der um' das Jahr 116o den Markt Gmünd zur Stadt erhob und damit die'
weitere Entwicklung entscheidend beeinflußte. Mit klugem Weitblick erkannte
er die verkehrsmäßig und. strategisch günstige Lage der Siedlung Gmünd in
der'Nähe seiner Stammburg innerhalb der Freien Pürsch und erwählte sie auch
zum Verwaltungsmittelpunkt der Reichsleute, der späteren Freien■Leute . der
Waibelhube.
Das städtische Gemeinwesen'gelangte bald zu wirtschaftlichem Wohlstand und
ansehrlicher Bedeutung. Deshalb wollten auch die stolzen Gmünder Bürger ein
neues Gotteshaus, das ihrer Machtstellung entsprach. Das 14- Jahrhundert
brachte den Beginn des Neubaus der Pfarrkirche St.Maria, der sich über zwei
Jahrhunderte hinzog. Im 'Jahre 1521 war schließlich das großartige Werk, das
mit der berühmten 'Baumeisterfamil-ie ■ der .Parier verbunden ist, vollendet.
Im prachtvollen Chor der neuen Marienpfarrkirche versammelten sich die Prie-
ster, welche die zahlreichen Altäre und Kapellen innerhalb des Gotteshauses .
und. die von-:St.Maria abhängigen Kapellen versahen. Sie schlossen sich mit
dem Gmünder Pleban zu der Großen Priesterbruderschaft zusammen, einige von-
ihnen gehörten auch der Confraternitas minor an.
Der Gmünder Weltgeistlichkeit standen die Konvente der Dominikaner, Franzis-
kaner, Augustiner und des Frauenklosters Gotteszell sowie das Heilig-Geist-
Spital und das Leprosenhaus St.Katharina gegenüber. Diese Institute gehörten
nicht zum Pfarrverband.. Ihre Rechte durchbrachen den. Pfarrzwang, der die
Bürger Gmünds mit ihren geistlichen Anliegen an die dortige Marienpfarr-
kirche band. Daß der Weltklerus.diese Veränderung, die seine Privilegien
- vor allem auf dem-Gebiete des Predigtwesens, der Sakramentsspendung und
des 'Begräbnisrechts-berührte -, nicht ohne weiteres hinnahm, zeigen in Gmünd
die- Auseinandersetzungen im Jahre 1288 zwischen Pleban und Augustinereremiten
und- im Jahre 1496 zwischen Pfarrer und Dominikanern und den übrigen Bettel-
orden.
Die' erstarkte Reichsstadt Gmünd versuchte, ebenso'wie ihre, schwäbischen
Schwesterstädte, die Kirchherrschaft zu 'erringen. Ein wichtiger Schritt
dabei war-der allmähliche Einbau des Kirchenpflege.ramtes in die städtische
Verwaltungsorganisation. Durch den Vertrag zwischen Bischof und' Domkapitel
zu Augsburg und Schultheiß, Bürgermeister und Rat der Stadt Gmünd -sicherte-
 
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