Fliegende Blätter (10.1849 (Nr. 217-240))

Poesie und Wirklichkeit

Ein böses Zeugrriß

„Ja Frau Räthin, mit der Religion und Sittlichkeit Ihres
Adölphchens steht es sehr schlecht. Denken Sie nur, Ihr Söhn-
lein hat bei der Prüfung nicht einmal die himmelschreien-
den Sünden gemuht; wie himmelschreiend!"

Küustlerbewutztsein

In einer kleinen Landstadt des Königsreichs Sachsen hatte
ein reisender Musikdirektor die kühne Absicht, ein Concert zu
veranstalten. Mit Mühe und Roth brachte er ein vollständiges
Orchester zusanimen. In der ersten Probe vernahm der entsetzte
Musiker so seltsame Töne des Contrabasies, daß er nicht umhin
konnte, dcffen Meister zuzuschreien:

„Aber ins Teuselsnamcn, Herr, Sie spielen ja ganz andre
Noten, als die, welche auf dem Blatt stehen."

„Harre", erwiderte der ländliche Künstler im Selbstgefühl
gekränkten Stolzes, „Härre, der Baß is meine, daruf spiel'
ich, was ich will!"-

Besuch am Morgen nach deni Balle.

Redaction: Caspar Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von I>r. C. Wolf & Sohn in München.

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