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allen deutschen Gelehrten
V Der Altertumswissenschaft
Galt eh'mals Professor Dippel
Als erste bedeutendste Kraft.
Und wo ein Antiken-Museum
Ein Stück zu erwerben gedacht',
Da ward der Dippel berufen.
Daß Ler's auf die Echtheit betracht'.
Der Dippel. -t~«
Der hat's dann gar forschend beschnüffelt,
Geschaut und befingert alsbald.
Und war's so recht gründlich verschimmelt,
Unkenntlich und Mißgestalt,
Kurz, hat er's aus allerlei Gründen
Für uralt und echt erkannt:
Dann find ihm vor Rührung und Freude
Die Thrünen vom Auge gerannt.
Cs ward zum untrüglichen Zeichen
Allmühlig mit Fug und Recht:
Wenn Dippel weinen mußte —
So war die Antike echt.
Cs haben viel alte Stücke
Den Dippet zum Weinen gebracht,
Worüber unwissende Künstler
Rur unverständig gelacht.
Und einstmals, vor langen Fahren —
An achtzig sind es bereits —
Da hieß es, man habe gefunden
Gin Gild von seltenem Reiz,
Gin marmornes Frauenbitdniß.
Das schaffte man nach Paris,
Wo Jeder, der es sähe,
Das herrliche Kunstwerk pries.
Auch Dippel mit seinem Freund Hippel
Hat stch auf die Reise gemacht:
Die Frage, ob es auch echt sei,
Genahm ihm die Ruhe bei Rächt.
Lang stand er vor dem Gildnisz
Mit forschendem Gesteht:
Cs war so gar nicht verwittert,
Auch unverständlich war's nicht,
Cs war wie neu, es fehlte
Rur an den Armen ein Stück -
Und thrünen los fuhr Dippel
Mit seinem Freund Hippel zurück. —
Herr Dippel ist längst verstorben-
Doch heutigen Tags noch gilt
Die göttliche Frau von Melos
Als schönstes antikes Gild.
Rur Einer, Professor Hippel,
Der schüttelt den Kopf und meint:
„Wir wissen noch gar nichts Gewisses ■
Der Dippel hat nicht geweint!"
G. Bötticher.
allen deutschen Gelehrten
V Der Altertumswissenschaft
Galt eh'mals Professor Dippel
Als erste bedeutendste Kraft.
Und wo ein Antiken-Museum
Ein Stück zu erwerben gedacht',
Da ward der Dippel berufen.
Daß Ler's auf die Echtheit betracht'.
Der Dippel. -t~«
Der hat's dann gar forschend beschnüffelt,
Geschaut und befingert alsbald.
Und war's so recht gründlich verschimmelt,
Unkenntlich und Mißgestalt,
Kurz, hat er's aus allerlei Gründen
Für uralt und echt erkannt:
Dann find ihm vor Rührung und Freude
Die Thrünen vom Auge gerannt.
Cs ward zum untrüglichen Zeichen
Allmühlig mit Fug und Recht:
Wenn Dippel weinen mußte —
So war die Antike echt.
Cs haben viel alte Stücke
Den Dippet zum Weinen gebracht,
Worüber unwissende Künstler
Rur unverständig gelacht.
Und einstmals, vor langen Fahren —
An achtzig sind es bereits —
Da hieß es, man habe gefunden
Gin Gild von seltenem Reiz,
Gin marmornes Frauenbitdniß.
Das schaffte man nach Paris,
Wo Jeder, der es sähe,
Das herrliche Kunstwerk pries.
Auch Dippel mit seinem Freund Hippel
Hat stch auf die Reise gemacht:
Die Frage, ob es auch echt sei,
Genahm ihm die Ruhe bei Rächt.
Lang stand er vor dem Gildnisz
Mit forschendem Gesteht:
Cs war so gar nicht verwittert,
Auch unverständlich war's nicht,
Cs war wie neu, es fehlte
Rur an den Armen ein Stück -
Und thrünen los fuhr Dippel
Mit seinem Freund Hippel zurück. —
Herr Dippel ist längst verstorben-
Doch heutigen Tags noch gilt
Die göttliche Frau von Melos
Als schönstes antikes Gild.
Rur Einer, Professor Hippel,
Der schüttelt den Kopf und meint:
„Wir wissen noch gar nichts Gewisses ■
Der Dippel hat nicht geweint!"
G. Bötticher.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Dippel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 109.1898, Nr. 2763, S. 14
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg