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Ein unschuldsvoller Engel.
Fataler Doppelsinn.
Ein Gutsbesitzer erhält vom Casino einer, seinem Gute nahegelegenen
Stadt die Einladung, im Laufe des Winters an vier Bällen theilzunehmen.
Antwort des Gutsbesitzers: „Ich nehme Ihre freundliche Einladung gerne
an und werde mit meiner Frau und meinen Töchtern auf allen Bieren erscheinen!"
Modernes Prinzip.
Alles nimmt man heut' in den Kauf
wenn es gilt, die Wahrheit zu künden!
Um ein Körnlein davon zu finden,
wühlt allen Schlamm des Lebens
man auf.
®. E. W.
Entsetzli ch.
A: „Bei Ihnen daheim soll ja
große Sittenstrenge herrschen!?"
Kleinstädter: „Ei freilich! Bei
uns ist einmal ein alter Oberlehrer in
allen Gesellschaften unmöglich geworden,
weil er in der Nachbarstadt dabei ge-
sehen wurde, wie er vor einer Venus-
statue seine — Brille geputzt hat!"
Der Wecker.
„<§^^ein Michel" — erzählte der
(S^V Premierlieutenant — „ist ein
Prachtexemplar von einem Bedienten.
Seitdem ich den Brennspiritus selbst in
Verwahrung genommen habe, so daß er
nur noch die Reste unter der Kaffee-
maschine wegkneipen kann, ist sogar seine
Nüchternheit eine tadellose. Nur neulich
mit meinem Wecker passirte ihm eine
Kleinigkeit. Diese biedere, im Dienste
ergraute Uhr ging nämlich eines Morgens
nicht mehr und ich hatte starken Ver-
dacht, daß der leidende Zustand meiner
unzertrennlichen Freundin mit einem
zu lebhaftem Interesse Michels für ihr
Räderwerk Zusammenhänge. Seine ge-
wöhnliche Ausrede „Das war schon
lange!" paßte aber diesmal nicht her,
deßhalb verschwand er schleunigst mit
dem Wecker, um ihn richten zu lassen. —
Zu meinem Erstaunen stand die Uhr
denn auch schon am nächsten Morgen
wieder an ihrem Platze, fnnktionirte
famos und schien sogar frisch lackirt zu
sein. Mißtrauisch frag ich daher nach
dem Kostenpunkt. „Kostet sich nichts!"
grinste Michel freundlich. — „Was soll
' das heißen?" rief ich. „Heraus mit
der Sprache!" — „O," betheuerte er
treuherzig, „kostet sich wirklich nichts!
Hatte Herrschaft von Schatz meiniges
grad' so 'n Wecker — haben wir
einfach um getauscht beide!"
Sie können sich denken, daß ich mir
den Burschen gehörig zu leihen nahm
und einige Klarheit unter seine noch
immer etwas schleierhaften Begriffe von
Mein und Dein zu bringen suchte.
„Schleunigst fremden Wecker zurücktragen
— eigenen holen und richten lassen!"
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Ein unschuldsvoller Engel.
Fataler Doppelsinn.
Ein Gutsbesitzer erhält vom Casino einer, seinem Gute nahegelegenen
Stadt die Einladung, im Laufe des Winters an vier Bällen theilzunehmen.
Antwort des Gutsbesitzers: „Ich nehme Ihre freundliche Einladung gerne
an und werde mit meiner Frau und meinen Töchtern auf allen Bieren erscheinen!"
Modernes Prinzip.
Alles nimmt man heut' in den Kauf
wenn es gilt, die Wahrheit zu künden!
Um ein Körnlein davon zu finden,
wühlt allen Schlamm des Lebens
man auf.
®. E. W.
Entsetzli ch.
A: „Bei Ihnen daheim soll ja
große Sittenstrenge herrschen!?"
Kleinstädter: „Ei freilich! Bei
uns ist einmal ein alter Oberlehrer in
allen Gesellschaften unmöglich geworden,
weil er in der Nachbarstadt dabei ge-
sehen wurde, wie er vor einer Venus-
statue seine — Brille geputzt hat!"
Der Wecker.
„<§^^ein Michel" — erzählte der
(S^V Premierlieutenant — „ist ein
Prachtexemplar von einem Bedienten.
Seitdem ich den Brennspiritus selbst in
Verwahrung genommen habe, so daß er
nur noch die Reste unter der Kaffee-
maschine wegkneipen kann, ist sogar seine
Nüchternheit eine tadellose. Nur neulich
mit meinem Wecker passirte ihm eine
Kleinigkeit. Diese biedere, im Dienste
ergraute Uhr ging nämlich eines Morgens
nicht mehr und ich hatte starken Ver-
dacht, daß der leidende Zustand meiner
unzertrennlichen Freundin mit einem
zu lebhaftem Interesse Michels für ihr
Räderwerk Zusammenhänge. Seine ge-
wöhnliche Ausrede „Das war schon
lange!" paßte aber diesmal nicht her,
deßhalb verschwand er schleunigst mit
dem Wecker, um ihn richten zu lassen. —
Zu meinem Erstaunen stand die Uhr
denn auch schon am nächsten Morgen
wieder an ihrem Platze, fnnktionirte
famos und schien sogar frisch lackirt zu
sein. Mißtrauisch frag ich daher nach
dem Kostenpunkt. „Kostet sich nichts!"
grinste Michel freundlich. — „Was soll
' das heißen?" rief ich. „Heraus mit
der Sprache!" — „O," betheuerte er
treuherzig, „kostet sich wirklich nichts!
Hatte Herrschaft von Schatz meiniges
grad' so 'n Wecker — haben wir
einfach um getauscht beide!"
Sie können sich denken, daß ich mir
den Burschen gehörig zu leihen nahm
und einige Klarheit unter seine noch
immer etwas schleierhaften Begriffe von
Mein und Dein zu bringen suchte.
„Schleunigst fremden Wecker zurücktragen
— eigenen holen und richten lassen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein unschuldsvoller Engel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 109.1898, Nr. 2770, S. 88
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg