Fliegende Blätter (109.1898 (Nr. 2762-2787))

Fatale Kurzsichtigkeit.

Umgeke h r t.

Studio (zu seinem Freunde, der im Begriffe ist, sein
Examen zu machen): „Nun, wo willst Du hin?"

Freund: „Bischen die neugierigen Professoren zappeln
lassen I" ._

Die vereitelte Radtour. 231

Der Vater, die Mutter, die Tochter,

der Lohn,

Sie sitzen beisammen auf dem Balkon.
Ls spielt der Knabe, die Mutter strickt,
Das Fräulein liest; doch der Vater blickt
v)eg über die Zeitung und sinnt. —
was poltert treppauf so geschwind?

Der Knabe spricht: „Morgen ist's

Feiertag!

wie will ich fahren im grünen Hag!
wie will ich rennen auf Straße und weg!
wie will ich nehmen Hügel und Steg!
Das Radeln gar sehr mir gefällt!" -
Hört Ihr's, wie der Caro bellt?

Die Mutter spricht: „Morgen ist's

Feiertag!

Da stiegen wir aus nach dem grünen

Hag!

Ich selber öle mein Rad sogleich.
Das Leben ist doch an Freuden reich
Und vertheilt sie an Jung und Alt!" -
Hört Ihr's, wie die Klingel schallt?

Die Tochter spricht: Morgen ist's

Feiertag!

Ich habe ja immer Feiertag.

Ich koche kein Mahl und nähe kein Kleid
Und kenne vom Leben nicht Mühe

noch Leid.

Doch morgen die Tour mich ergeht!" -
Li seht, wer kommt denn noch jetzt?

Der Vater seufzt: „Morgen ist's

Feiertag!

weiß nicht, ob ich morgen fahren mag.
Lrft gestern ein Wechsel und heut'

noch der!

wo schaff' ich das Geld für die

beiden her?

Ich fürchte, dies Mal geh' ich ein!" -
wen läßt denn die Kathi herein?

Sie sehen ihn all', sie hören ihn all':

Der Gerichtsvollzieher ift's

wieder einmal.

Lr pfändet dem Vater, der Mutter,

dem Sohn

Und der Tochter das Rad und fährt

sie davon.

vier Räder mit einem Schlag

Und morgen ift's Feiertag!

J. &n<$t*letn.


Im

Urlaub.

. Sie sollten sich nicht gar so anstrengen — Sie sehen ja schon ganz abgerackert aus!" —
wenn mein Urlaub gar ist, erhoU ich mich schon wieder!"

„Ach was,