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Wurst wider Wurst.
Montagnachmittage eine Versammlung der männlichen Einwohner-
schaft von Klein-Pimpelhagen zusammen. Da es aber hierbei ganz
ungemein geheimnißvoll zuging und sogar bei verschlossenen Thürcn
verhandelt wurde, so ist es nicht kund geworden, was die Geg^
demonstranten beschlossen haben.
Am andern Tage aber geschah es, daß der Herr Bürgermeister
anstatt um 6 Uhr Abends, schon um 3 Uhr Nachmittags aus seineni
Bureau nach Hause kam — just zu der Zeit, als das allwöchentliche
Kaffeekränzchen bei der Frau Bürgermeister versammelt war.
Voll Bestürzung eilte die würdige Dame ihrem Gatten entgegen.
„Bist Du unwohl geworden, mein liebes Männchen?" frug sie
mit dem ganzen Aufgebot von Zärtlichkeit.
„O nein, mein Herzensweibchen," erwiderte der Bürgermeister.
„Ich bin munter und gesund wie ein Fisch im Wasser."
„Aber was treibt Dich denn dam: zu so ungewöhnlicher Stunde
nach Hause?"
„Nichts, als der Wunsch, Dir Gesellschaft zu leisten."
„Und Dein Büreau, mein Liebster?"
„O, seit ich Abends nicht mehr ausgehe, inacht sich die Arbe'
in der halben Zeit, wie Du neulich ebenso weise wie richtig bemerktest'
und ich bin so glücklich über diese Entdeckung, daß ich in ZukuUI
keinen Schluck Bier mehr zu trinken gedenke. Und nun erlaub!
Du wohl?"
Und damit setzte er sich mitten unter die mehr verblüfft
entzückt dreinschauenden Kaffeeschwestern, trank sieben Tassen be-
vortrefflichen Gebräus und aß Kuchen für Drei. Die edlen Da»u'b
geriethen in stille Verzweiflung, die in gelinde Raserei ausarte^-
als sie Tags darauf bei dein Kaffeekränzchen der Frau Kanzleirätlstb
den Herrn Kanzleirath vorfanden, der elf Tassen Kaffee trank u>u
Kuchen aß für Sechs. Als sich aber am dritten Tage bei der
Amtsrichter dasselbe abspiclte und am vierten bei der Frau Stadt-
schreiberin der Herr Stadtschreiber sogar noch einige Kollegen geladen
hatte, die sümmtliche Borräthe an Kaffee und Kuchen aufzehrten,
ehe die anwesenden Damen noch die erste Tasse getrunken und den
ersten Bissen geschluckt hatten, fiel die sämmtliche Weiblichkeit Dölt
Klein-Pimpelhagen in Krämpfe, die drei Tage ununterbrochen
hielten.
Als die drei Tage und die Krämpfe vorüber waren, fanden
Wurst wider Wurst.
Montagnachmittage eine Versammlung der männlichen Einwohner-
schaft von Klein-Pimpelhagen zusammen. Da es aber hierbei ganz
ungemein geheimnißvoll zuging und sogar bei verschlossenen Thürcn
verhandelt wurde, so ist es nicht kund geworden, was die Geg^
demonstranten beschlossen haben.
Am andern Tage aber geschah es, daß der Herr Bürgermeister
anstatt um 6 Uhr Abends, schon um 3 Uhr Nachmittags aus seineni
Bureau nach Hause kam — just zu der Zeit, als das allwöchentliche
Kaffeekränzchen bei der Frau Bürgermeister versammelt war.
Voll Bestürzung eilte die würdige Dame ihrem Gatten entgegen.
„Bist Du unwohl geworden, mein liebes Männchen?" frug sie
mit dem ganzen Aufgebot von Zärtlichkeit.
„O nein, mein Herzensweibchen," erwiderte der Bürgermeister.
„Ich bin munter und gesund wie ein Fisch im Wasser."
„Aber was treibt Dich denn dam: zu so ungewöhnlicher Stunde
nach Hause?"
„Nichts, als der Wunsch, Dir Gesellschaft zu leisten."
„Und Dein Büreau, mein Liebster?"
„O, seit ich Abends nicht mehr ausgehe, inacht sich die Arbe'
in der halben Zeit, wie Du neulich ebenso weise wie richtig bemerktest'
und ich bin so glücklich über diese Entdeckung, daß ich in ZukuUI
keinen Schluck Bier mehr zu trinken gedenke. Und nun erlaub!
Du wohl?"
Und damit setzte er sich mitten unter die mehr verblüfft
entzückt dreinschauenden Kaffeeschwestern, trank sieben Tassen be-
vortrefflichen Gebräus und aß Kuchen für Drei. Die edlen Da»u'b
geriethen in stille Verzweiflung, die in gelinde Raserei ausarte^-
als sie Tags darauf bei dein Kaffeekränzchen der Frau Kanzleirätlstb
den Herrn Kanzleirath vorfanden, der elf Tassen Kaffee trank u>u
Kuchen aß für Sechs. Als sich aber am dritten Tage bei der
Amtsrichter dasselbe abspiclte und am vierten bei der Frau Stadt-
schreiberin der Herr Stadtschreiber sogar noch einige Kollegen geladen
hatte, die sümmtliche Borräthe an Kaffee und Kuchen aufzehrten,
ehe die anwesenden Damen noch die erste Tasse getrunken und den
ersten Bissen geschluckt hatten, fiel die sämmtliche Weiblichkeit Dölt
Klein-Pimpelhagen in Krämpfe, die drei Tage ununterbrochen
hielten.
Als die drei Tage und die Krämpfe vorüber waren, fanden
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wurst wider Wurst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)