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268 Das thäri

ihm keine Zeit gelassen, sich nach einer Gefährtin um-
zuthun.

Da wurde er eines Tages von einem seiner Unter-
feldherrn zum prunkmahl eingeladen. Als er eintrat
in den Festsaal, blieb er überrascht stehen, denn ihn
empfingen zwei holdselige Jungfrauen, des Unterfeldherrn
Töchter. Als Rinder hatte er sie vor einem Zahrzehnt
verlassen, und als zwei vollerblühte, thaufrische Rosen
neigten sie sich jetzt vor ihm.

Sofort entzündete sich sein bscrz, denn wenn auch
sein faltenreiches Gesicht gealtert — seine Seele war
jung geblieben. Täglich besuchte er von nun an seinen
getreuen Untergebenen, und stets brachte er für die
Mädchen die herrlichsten Seidenstoffe und die prächtigsten
Geschmeide.

chte Alter.

der eine Schlag seines bjerzens der vollen Mariula und
der andere der schlanken Smanzerosa.

Endlich, als die Sonne immer wärmer schien und
die berauschenden Düfte des Frühlings sich auf seine
Sinne legten, rang er sich zu einem Entschlüsse durch.
Die wollte er zur Gattin wählen, welche ihn wahrhaft
liebte, ohne Gedanken auf seinen Reichthum, sein An-
sehen, seinen Ruhm.

Aber da stand er gleich wieder vor einer Frage:
wie das ergründen? In seiner kserzensnoth ging er zu
einem alten, weisen Manne, der im Geruch der bseilig-
keit stand und der schon manch' einem Unglücklichen
durch seinen klugen Rath geholfen.

Diesem Greise trug Ranuto seinen Fall vor. Lange
überlegte der Weise; dann sprach er: „kserr, böse ist's
immer, wenn alte Männeraugen wohlgefällig auf jungen
Mädchenreizen ruhen. Wenn ich Dir einen Rath geben
darf, einen weisen Rath, meide jene beiden Mädchen
wie den giftigen Saft des Schirlings!"

Da höhnte der Feldherr: „wenn dies des Heiligen
ganze Weisheit wäre..."

„Run denn", fiel der Alte ein, „so will ich Dir
helfen, so viel man einem Trunkenen zu helfen vermag.
Du hast eineu Schwestersohn, schön von Gestalt und
berückend von Angesicht. Mache ihn bekannt mit den
beiden Schwestern, beobachte ihn scharf und listig wie
Deinen bösesten Feind. Diejenige der beiden Jungfrauen
nun, die dem Zauber seiner Zugend widersteht, wähle

Die blonde Mariula schien Ranuto's Aufmerksamkeit
nicht ungern zu sehen, doch auch die dunkeläugige
Smanzerosa war nicht unempfänglich gegen seine Huldig-
ungen. So war er sicher, daß eine Zede ihm gern
als Gefährtin folgen würde; doch Beide durfte er nicht
erküren, denn in seinem Staate war die Vielehe verboten.
So pendelte er Monde hindurch zwischen den beiden
Schwestern hin und her. Die Amsel pfiff wieder ihr
Lied, Schneeglöckchen blühten — und noch immer galt

zur Gattin. Sie wird Dir treu sein — voraussichtlich."

Reich beschenkte der Feldherr den weisen Mann,
glücklich, endlich den Zwiespalt seines Herzens lösen zu
können. Dann that er, wie ihm geheißen.

(Schluß folgt.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das thörichte Alter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 112.1900, Nr. 2862, S. 268

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