Fliegende Blätter (113.1900 (Nr. 2866-2891))

Das beste Orientirungs-
mittel.

Keber dem Liebesmahl ist es
* heute sehr spät geworden. Der
Mond neigt sich schon zum Nieder-
gang und die Straßen sind längst
verödet. Der Herr Hauptmann —
erst kürzlich in die Garnison ver-
setzt — hat bedeutend in's Glas
geguckt und verläuft sich in Folge
dessen bald rettungslos; zum Ueber-
sluß fällt ihm auch um Alles in
der Welt die Straße nicht mehr
ein, in der er wohnt.

Da gewahrt er glücklicher Weise
vor einem Hanse einen Posten. Er
geht auf denselben zu und spricht
ihn an: „Hauptmann v. Schwabbel-
berg. Wissen Sie vielleicht, mein
Sohn, wo ich wohne?"

„Zu Befehl, Herr Hauptmann,
nein!" entgegnet der Posten stramm.
Aber plötzlich leuchtet sein Gesicht:
»Gestatten der Herr Hauptmann eine
Frage: Wurden mir der Herr Hanpt-
nianil gntigst sagen, wie die Köchin
des Herrn Hauptmann heißt?"

„Ja, aber —", antwortet der Offi-
zier verwundert. „Anna Marie!"

„Ah!" ruft jetzt der Posten in
freudiger Geschäftigkeit. „Dann
>vohnen der Herr Hauptmann Adolf-
firaße Nr. 12 zwei Treppen!"

„Stimmt!" nickte der Haupt-
"mnn, grüßte, ging und begriff
zum ersten Mal vollkommen den
Nutzen des Standes der Köchinnen
fiir den Militärdienst.

kannibalisches Mißver-
st ä il d n i ß.

Ein Gouverneur in Afrika unter-
nimmt eine Rundreise. In einem
^oxfe angekommen, befiehlt er dem
lchwarzen Lehrer, ihm seine besten

Schüler zu bringen. Der Gouverneur will nämlich die Kleinen mit Geschenken überraschen.
Bald darauf tritt der dunkelfarbige Pädagog mit zwei stämmigen Jungen an. - „Herr", sagt er,
„diese kann ich Dir besonders empfehlen — sie sind aus einer sehr schmackhaften Familie!"