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182 Moderne Kunstgötzen.

Kaum, daß ein neuer Mann erscheint,
Wird von den Düngern er vereint,

Noch eh' er wirklich sich erprobt,

Zum Götzenbild emporgelabt,

Zu dem sie gläubig beten;

Dann wird er über Nacht einmal
Gestürzt von seinem piedestal
Und in den Staub getreten.

Und ist er gründlich abgethan,

Dann kommt ein neuer Götze d'ran,
D, E. rvantalowic,

A u « o it c c.

Tausend Mark verspreche ich Dein-
jenigm, der mir zweihundert Mark ver-
schafft, Carl Zeiselwitz, Gutsbesitzer,

Ein ehrlicher Finder.

„Angeklagter, warum haben Sie denn das
Portemonnaie mit den 23 Mark Inhalt, welches
Sie am Abend gefunden, nicht sogleich auf der
Polizeiwache abgegeben?" — „Es war schon zu
spät, Herr Assessor!" — „Nun, warum gaben
Sie es denn da nicht am folgenden Tage ab?"

- „Ja, da war nix mehr d'rinn, Herr
Assessor!"

^ Leutnant von Schnittlauch nnd die Wilden. ge

meinen Kreuz- und Querfahrten in Afrika suchte aus
jewissen Gründen Jebiete von Menschenfressern sorgfältig
T zu vermeiden, uni Armee im Frieden vor Verlusten zu be-
wahren, Dennoch befand ich mich eines Tages unverhofft — Sie
wissen ja, daß elend kurzsichtig bin — mitten unter solchen Kerls,
„Na", sage ich mir, „heilige Jeistesjejenwart, du hast noch nie
einen Königlich Preußischen Jardeleutnant verlassen, hilf auch jetzt!"
Schreite also janz fidel und forsch auf die Brüder zu und lege,
Glas imponierend in's Auge jedrückt, folgendermaßen los:

„Eh, Sie da, erster Mann vom rechten Flügel, Sie sind wohl
der Häuptling und Compagniechef hier; jestatte mich vorzustellen:
von Schnittlauch,"

Der Patron brummt etwas, das zum Theil wie „sehr anje-
nehm" klang; seinen Namen konnte nicht verstehen, tont comme
chez nous bei Vorstellungen,

„Hm", denke ich, „jeht auch so", reiche ihm biedere Rechte,
„nun, altes Haus, wie steht's Befinden? Int?"

„Nein, Herr Baron, schlecht; sehr schlecht, wir nagen schon seit
sieben Wochen am Hungertuch; Sie schickt uns der jroße Jeist
j'rade zur rechten Zeit,"

Situation, wie Sie sehen, recht nett; na ich fahre fort: „Wollen
mich wohl fressen, he!"

„Aber sicher, Herr Baron!"

Kerl jrinst mit janzem Gesichte, „Bon", sage ich, „meinet-
wegen ; so etwas ist mir zwar noch nicht passirt; aber schadet nichts,
jibt pyramidales Erlebniß, das heißt, wenn ich's faktisch er- rs8p,
überlebe, Na, Pointe dieses Witzes für Kerls natürlich zu hoch,
Jnquirire weiter: „Sagen Sie 'mal jefälligst, wann wollen Sie
mir fressen?" — „Morgen, halb sechs Vormittag, zum ersten
Frühstück, Herr Baron!"

„Herr", donnere ich ihn an, „Sie sind wohl des Teufels?
Was fällt Ihnen ein? Zum Donnerwetter nochmal, wollen König-
lich Preußischen Jardeleutnant jewissermaßen nur so nebenbei zuni
Frühstück verzehren, wohl so auf Butterbrod jeschnitten als bessern
Stulln, oder in den Kaffee jestippt? Wie? Wenn schon, denn

schon! Zum Diner, da hätte ich wohl ja gesagt, auch zum an-
ständigen Souper mit Wein und Damen! Aber Frühstück?
Nee, is nich! Wegtreten! Na, wird's bald? Wollt Ihr mir
wohl 'ne ordentliche Kehrtwendung machen?! So, so jeht's
9ta, Kerls machen faktisch, verblüfft, daß sie so anschnauze, die
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Leutnant von Schnittlauch und die Wilden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2881, S. 182
 
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