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202

Ät n Persien und bis nach Arabien hinein war Mirza Juffuf's
cIS Besitz sprichwörtlich geworden. Die größten Reichthümer lind
auserlesensten Schätze besaß er — viel mehr, als er je verbrauchen
konnte, viel mehr, trotz der Riesenspenden, die er in stiller Wohl-
thätigkeit seinen Mitmenschen zukommen ließ. Wiewohl Jussuf
wußte, daß er alle Freuden des Erdendaseins auskosten konnte,
nagte leise ulid beharrlich Unzufriedenheit in ihm. Er empfand
ein unklares Verlangen nach etwas, das er lisch nicht kannte, das
vielleicht gar nicht käuflich war. Und dieses Verlangen stimmte
ihn dann mißvergnügt.

Eines Abends, nachdem er wie gewöhnlich feine Gebete ver-
richtet hatte, seufzte er vor sich hin:

„Ach, wer doch alle seine Wünsche erfüllt sehen darf!"

„Du hast Wünsche, Mirza Jussuf? Du?" fragte plötzlich eine
Erscheinung.

„Im Namen des Propheten sei gegrüßt! — Wer bist Du?"

„Der Bote der Erfüllung! Der Erdgeborenen Begehr und
Fordern vernehme ich und manchem gewähre ich Erfüllung. — Mas
aber könntest Du noch wünschen?"

„Sollt' ich des Herzens Wünsche liiederschreibell, so würde
morgen noch die Soiilie mich schreiben sehen."

„Der Weise hat nur ein Begehr. Wer iliehr als ein ver-
langen hegt, hat inindestens zwei thörichte. . . Neiilie Dein Begehr
— ihm wird Erfüllung!"

Mirza Jussuf sann nach. Nach tausenderlei Dingen gelüstete
es ihin im Augenblick. Ein Wunsch verdrängte beit andern. -
Als der Bote Juffuf's Unentschlossenheit sah, lächelte er ob dessen
Verlegenheit und sprach:

„Dir ward schier Alles, und Du kennst noch Wünsche?! Du

trägst so viele Wünsche in Dir, ohne das Verlangen liach dem
Einen zu kennen, das zu Deinem vollkommenen Glück noch fehlt?!"

„DH, sage, was das ist!"

„Ein Jeder muß sich selbst zum Glück die Pforten öffnen!"

„So rathe, was ich erbitten soll!"

„Was Dir geziemt!"

„So erflehe ich das Eine mir, was mir voin Glück noch fehlt."

„Du wähltest weise, unbewußt vielleicht! Noch vordem dritten
Hahnenschrei wird Dir Erfüllung!"

Die Erscheinung verschwand. Nachdenklich ging Mirza Jussuf
heimwärts.

Seine Gedanken beschäftigten sich mit den letzten Worten der
Erscheinung. Die Neugier war aufgestachelt. Seine sonstige würde-
volle Ruhe und Gelassenheit begann immer, mehr quälender Unruhe
und erhitzender Aufregung zu weichen. Von Minute zu Minute
wuchs diese Pein. Schweiß tropfte ihm von der Stirne. Er mußte
Kühlung suchen. Jussuf öffnete die Fenster seines Schlafgemachs
und bekam sofort einen tüchtigen Zahnschmerz. Dieses plötzliche
Uebel raubte ihm vollends die Ruhe. 2tuf und nieder rannte er
vor Schmerzen, die mit jedem Schritt grimmiger wurden.. Mirza
Juffuf dachte nur mehr an den wüthenden Zahnschmerz. Seiner
Umgebung hatte er vergessen. Das Schlafgeinach wurde ihui zu
enge. Er schlug die kostbaren Vorhänge zum Nebenraum aus-
einander — — — und jählings waren die Schmerzen vergessen.

„Diebe! Räuber!" schrie Jussuf auf. Seine unvergleichlichen
Schätze und Kleinodien waren gestohlen.

„Ich war gesund — da kam der Schmerz. Ich war reich —
da kamen Diebe. Ich Unglücklicher — und gestern noch war ich
so glücklich!"

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Mirza Jussuf.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Mirza Iussuf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2882, S. 202

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