Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gOß Der lau

Fadenberg, „ich un' e' Gänsebrust, wo ich seit 20 Johr' Tenor singe
dhu l Ich soll de Athen, net halte kenne? . . Basse Se 'mol nsf:
La—a—a—al . . Sehe Se, deß heeßt mer Athem, deß mache Se
emol nach I" — „Woß", sagt der Andere, „deß wer',, mer glei'
hawe: La—a—a—a!" Daraufhin bemerkte Fadenberg, daß der
Ton nicht so kräftig und so lang gewesen sei, was Bechler natürlich
nicht zugab. Sie fingen deshalb ihr „La—a—a" miteinander
an, um zu erproben, wer länger aushalten könne. Der Wirth aber

hielt es nicht länger aus, sondern kam sofort gesprungen und verbal
sich diesen Spektakel. Die beiden Coneurrenten nahmen deßhalb
das Wortgefecht wieder ans, und Fadenberg verstieg sich zu der
Aeußerung, Bechler sei überhaupt ein infamigter Schwindler, der
keine drei Minuten, geschweige denn 15 unter dem Wasser aushalten
könne. Nun brauste der Letztere auf. „Was gilt die Wett'?"
kreischte er wuthentbrannt; „ich wett' hunnert Mark mit Ihne, daß
ich moje in de Badeanstalt in de Stadtbach länger unner Wasser
bleib', wie Sie, wasserscheier Gasbock I" —- Fadenberg besann sich
einige Sekunden - dann schlug er ein; so leicht waren hundert Mark
nicht mehr zu verdienen. Zum Austrag der Wette wurde der nächste
Vornnttag bestin,mt. - Pünktlich um 9 Uhr fand sich Bechler in der
Badeanstalt ein und war sehr ungehalten, daß der Kleiderfabrikant
noch nicht zur Stelle war. Endlich erschien er in großer Eile und
wurde von Bechler gerade nicht freundlich empfangen. „Ei, Sie soll
jo e' Gewidder kreizweis verschmeiße", schrie er, „es is e' Gemeinheit,
aan' so lang warte zu lasse; was hatte Se denn Widder for Katze zu
berschte?" — „Nix for ungut", erwidert der Angekommene, „ich hatt'
noch en' hohe Gast zu bediene weje Tropeuniforme for China!" —
„Deß is e' Ausred' - aber jetzt ausgezoge und rinn in's Verginge!"

Rasch zogen sie sich aus, und Bechler sprang ohne Zaudern
in's Wasser, während Fadenberg erklärte, ans Gesundheitsrücksichten
nur langsam hineingehen zu können, zumal das Thermometer nur
13 Grad zeigte! Auf die Dauer wurde dies dem Bechler zu lang;
er spritzte den Zaghaften zuerst an, dann stieg er heraus, packte
ihn bei'm Genick und warf ihn wie eine Katze in's Wasser. Außer
sich vor Zorn wollte der also Behandelte sofort wieder an's Land,
besann sich aber eines Besseren, als sein Gegner erklärte, daß er
dann die Wette verloren habe. — Nun ging es an's Tauchen. Sie
verabredeten 5 Schritte Abstand; Bechler kommandirte: „1—2—3"!
und nun sollten Beide unter dem Wasserspiegel verschwinden. Der
Kommandirende machte einen raschen Knix, aber doch so, daß er

e Athem.

mit dem Kops über den, Wasser blieb, un, zu beobachten, ob sein
Partner untertauche. Fadenberg that aber dasselbe. Beinahe wäre
cs zu einem Zweikampf in der kalten Fluth gekommen, und nur
der Gedanke an die 100 Mark brachte die Sache wieder in's Ge-
leise. Nach einigen Auseinandersetzungen erschallt wiederholt das

Kommando: „1—2—3!" Siehe da — der Schneider ist verschwunden
und flugs folgt ihm Bechler nach. Es dauert aber nur eine ganz

kleine Weile, da erscheint Fadenberg schüchtern über dem Wasser,
wischt sich die Angen rasch ans und saust, da er seinen Gegner
nWt erblickt, wie der Blitz wieder hinunter, llnmittelbar darauf

taucht Bechler vorsichtig heraus, und da er den Partner nicht sieht,
verschwindet er sofort wieder, da er meint, schließlich könne dieser
doch länger aushalten. Gleich nachher kommt Fadenberg wieder
zum Vorschein; er sicht zu seinem Entsetzen, daß Bechler noch

immer unter dem Wasser weilt, und rasch taucht er wieder unter,
gerade noch rechtzeitig, ehe er von dem wiederholt an die Ober-
fläche kommenden Bechler bemerkt wurde, der natürlich wieder in
aller Schnelligkeit verschwand.

So ging es fort. — Wer sich in die städtische Badeanstalt
bemühen will, kann die beiden Helden dort abwechselnd auf- und
niedertanchen sehen, und da nun Keiner die Wette und damit auch
die 100 Mark verlieren will, ist die Angelegenheit bis heute noch
nicht erledigt. M»r.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der lange Athem"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Albrecht, Henry
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2883, S. 206
 
Annotationen