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Die Lebensrettung.
Dann stieg er mit seinem Nachbarn langsam zu Tal, und die
hungrigen Raben krächzten ihnen nach von den Zunderstauden.
Raben und Hunger giebts überall.
.... Gut war's eine weil!
Dann kam am Bezirksgericht zu Friedberg eine äußerst lehr-
same Verhandlung. — Kläger war der Bauer Hiesl Dbersteiner
von Salleiten — Beklagter sein Nachbar der Blechinger Gottsried.
Der hatte hundert Gulden von der Regierung zugesprochen
bekommen von wegen mutiger und entschlossener Lebensrettung.
Davon wollte jetzt der Viesl fünfzig •— die bare Hälfte.
„Aber Dbersteiner," rief der Richter, „so ein Verlangen
von Lu'rem Retter — von der Belohnung just für Lu're
Rettung!"
Und das Bauernpublikum murmelte beifällig zu den Worten
des Richters und inißfällig über das Begehren des Klägers.
Der aber ließ sich nicht irrmachen.
Breit stand er da im Feiertagsrock init den großen Silber»
knöpfen, und laut und überzeugt klang feine Stimme, als er jetzt
anhub: „Ulöcht' rein wissen, warum ich's nit sollt' ansprechen
können I Fürs erscht' hätt' er die hundert Gulden nit erhalten,
wann nit in ich die Lahn' verschütt't hätt'. wem also verdankt
er überhaupt sein Glück? Mir — mir bloß alleinig! Alsdann
fürs zweit' — Gottfried, leg' d' Hand auf's Herz und sag' selber—:
Hab'n wir nit ausg'macht dort mitten drinn' im Lahnfeld: Von
jetzt ab teil'n wir all's mitsamm'! . . . Isch 's nit so?!"
„Ja, aber...." murmelte der Blechinger ganz verdattert.
„was aber?" schrie der Dbersteiner erbost. „Kalt' 's Wort
und zahl'!"
Und das Bauernpublikum, von der klaren Logik überzeugt,
rief lauten Beifall. — So kam's zum Vergleich, und der Blechinger
Gottfried zahlte dem Dbersteiner Hiesl die Hälft' von der Be-
lohnung dafür, daß er ihm 's Leben gerettet.
's war ja ausgemacht so! .... . 3. Heimfelsen.
Die
praktische K i n d s f r a u.
„Da giebt mir die Gnä-
dige, um die Kinder auf
den schattenlosen Bänken vor
der Sonne zu schützen, den
großen Sonnenschirm mit! . .
Ja wie kann ich aber meine
Strumpf' stricken, wenn ich
den Schirm halten soll?. . .
Halt', ich hab's — s 0 geht's
auch ohne Schirm!"
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für
die Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien l. — E. Mnhlthaler's Buch- und Kunstdruckerei A. G. in München.
Miurrn brr« HäßtMaif.
Die Lebensrettung.
Dann stieg er mit seinem Nachbarn langsam zu Tal, und die
hungrigen Raben krächzten ihnen nach von den Zunderstauden.
Raben und Hunger giebts überall.
.... Gut war's eine weil!
Dann kam am Bezirksgericht zu Friedberg eine äußerst lehr-
same Verhandlung. — Kläger war der Bauer Hiesl Dbersteiner
von Salleiten — Beklagter sein Nachbar der Blechinger Gottsried.
Der hatte hundert Gulden von der Regierung zugesprochen
bekommen von wegen mutiger und entschlossener Lebensrettung.
Davon wollte jetzt der Viesl fünfzig •— die bare Hälfte.
„Aber Dbersteiner," rief der Richter, „so ein Verlangen
von Lu'rem Retter — von der Belohnung just für Lu're
Rettung!"
Und das Bauernpublikum murmelte beifällig zu den Worten
des Richters und inißfällig über das Begehren des Klägers.
Der aber ließ sich nicht irrmachen.
Breit stand er da im Feiertagsrock init den großen Silber»
knöpfen, und laut und überzeugt klang feine Stimme, als er jetzt
anhub: „Ulöcht' rein wissen, warum ich's nit sollt' ansprechen
können I Fürs erscht' hätt' er die hundert Gulden nit erhalten,
wann nit in ich die Lahn' verschütt't hätt'. wem also verdankt
er überhaupt sein Glück? Mir — mir bloß alleinig! Alsdann
fürs zweit' — Gottfried, leg' d' Hand auf's Herz und sag' selber—:
Hab'n wir nit ausg'macht dort mitten drinn' im Lahnfeld: Von
jetzt ab teil'n wir all's mitsamm'! . . . Isch 's nit so?!"
„Ja, aber...." murmelte der Blechinger ganz verdattert.
„was aber?" schrie der Dbersteiner erbost. „Kalt' 's Wort
und zahl'!"
Und das Bauernpublikum, von der klaren Logik überzeugt,
rief lauten Beifall. — So kam's zum Vergleich, und der Blechinger
Gottfried zahlte dem Dbersteiner Hiesl die Hälft' von der Be-
lohnung dafür, daß er ihm 's Leben gerettet.
's war ja ausgemacht so! .... . 3. Heimfelsen.
Die
praktische K i n d s f r a u.
„Da giebt mir die Gnä-
dige, um die Kinder auf
den schattenlosen Bänken vor
der Sonne zu schützen, den
großen Sonnenschirm mit! . .
Ja wie kann ich aber meine
Strumpf' stricken, wenn ich
den Schirm halten soll?. . .
Halt', ich hab's — s 0 geht's
auch ohne Schirm!"
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für
die Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien l. — E. Mnhlthaler's Buch- und Kunstdruckerei A. G. in München.
Miurrn brr« HäßtMaif.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Lebensrettung"
"Die praktische Kindsfrau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)