Gendarmerieanzeige.
Der angezeigte Chrysostomns Bratl
hat keine ordentliche Beschäftigung, sitzt
in allen Wirtshäusern herum, trinkt
und spielt; man weiß nicht recht, wo-
von er eigentlich lebt. Derselbe könnte
daher beinahe du Individuum ge-
nannt werden.
Allzumenschliches.
Vie wahre Nächstenliebe fällt oft schwer,
Man muß den weg zu ihr erst Über-
drücken ;
wer Mitleid fühlen will, muß oft
vorher
Ein Fünkchen Schadenfreude unter-
drücken.
—/v\,/yw— 0. (£. M.
M oderue Reflexiv tl.
„Ich begreife nicht, daß sich manche
Menschen eine Eheschließung so lange
überlegen; nrair hält's schließlich doch
an der Seite eines jeden Gemahls das
übliche Weilchen ans!"
Das E r st e.
Dame: „Na, ich war wohl sehr
lange krank?" — Ärztin: „Ja,
die Ärmel trägt man jetzt so!"
^Diogenes.
I^iogenes, der Lyriker,
War ein höchst sonderbarer Herr,
Der zwar in einer Tonn’ logierte,
Doch gern auch durch Athen spazierte
Und auf der Strasse Jedermann
Mit seinem biss’gen Witz griff an.
Dabei im ausgefransten Kleide
War er g’rad keine Augenweide.
Der Bettelsack, der Knotenstock,
Des wirren Haars verfilzt, Geloclc,
Barhaupt, nacktfüssig, wie er ging —
Kurz ein verschrobener Sonderling.
Kam er daher in dem Kostüm,
Da lachten alle hinter ihm.
Besonders Kinder, reich jind arm,
Die liefen ihm stets nach im Schwarm.
Sie kicherten voll Unverstand
Und trieben Unfug allerhand.
Diogenes schert' das nicht sehr,
Dafür war er auch Stoiker.
Nur einmal ihm die Galle schwoll,
Als sie es trieben gar zu toll,
Als sie wie närrisch um ihn hupften,
Am Kleid ihn und am Arme zupften,
Nach seinen langen Locken griffen
Und um ihn johlten, kreischten, pfiffen —
9*
Der angezeigte Chrysostomns Bratl
hat keine ordentliche Beschäftigung, sitzt
in allen Wirtshäusern herum, trinkt
und spielt; man weiß nicht recht, wo-
von er eigentlich lebt. Derselbe könnte
daher beinahe du Individuum ge-
nannt werden.
Allzumenschliches.
Vie wahre Nächstenliebe fällt oft schwer,
Man muß den weg zu ihr erst Über-
drücken ;
wer Mitleid fühlen will, muß oft
vorher
Ein Fünkchen Schadenfreude unter-
drücken.
—/v\,/yw— 0. (£. M.
M oderue Reflexiv tl.
„Ich begreife nicht, daß sich manche
Menschen eine Eheschließung so lange
überlegen; nrair hält's schließlich doch
an der Seite eines jeden Gemahls das
übliche Weilchen ans!"
Das E r st e.
Dame: „Na, ich war wohl sehr
lange krank?" — Ärztin: „Ja,
die Ärmel trägt man jetzt so!"
^Diogenes.
I^iogenes, der Lyriker,
War ein höchst sonderbarer Herr,
Der zwar in einer Tonn’ logierte,
Doch gern auch durch Athen spazierte
Und auf der Strasse Jedermann
Mit seinem biss’gen Witz griff an.
Dabei im ausgefransten Kleide
War er g’rad keine Augenweide.
Der Bettelsack, der Knotenstock,
Des wirren Haars verfilzt, Geloclc,
Barhaupt, nacktfüssig, wie er ging —
Kurz ein verschrobener Sonderling.
Kam er daher in dem Kostüm,
Da lachten alle hinter ihm.
Besonders Kinder, reich jind arm,
Die liefen ihm stets nach im Schwarm.
Sie kicherten voll Unverstand
Und trieben Unfug allerhand.
Diogenes schert' das nicht sehr,
Dafür war er auch Stoiker.
Nur einmal ihm die Galle schwoll,
Als sie es trieben gar zu toll,
Als sie wie närrisch um ihn hupften,
Am Kleid ihn und am Arme zupften,
Nach seinen langen Locken griffen
Und um ihn johlten, kreischten, pfiffen —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Erste"
"Diogenes"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1904
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)