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holz drin, wenn dann das Gelbholz dazu kommt, gibt's Russisch-
grün."
„So sol"
„Aber", fuhr der junge Geselle verlegen fort, „ich muß es
gestehen, ich Hab' doch einmal gelogen und es war' mir lieb, wenn
der cherr chofrat den Dreibätzner für jenesmal zurücknehmen
wollten." Samuel holte bei diesen Worten die Münze aus der
Tasche und fügte hinzu: „Ich Hab' nämlich damals auch gesagt,
ich färbe russischgrün, obgleich's nicht so war. Doch Hab' ich's
nicht wegen dem Geld getan, sondern nur, um dem cherrn lhos-
rat eine Ireude zu machen."
Der alte cherr blickte dein jungen Gesellen ins Gesicht. Dann
sagte er: „Das Geld steck' Er nur ruhig wieder ein! .. Aber —
hm! —- warum wollte Er inir eine Ir ende machen? lhat Er
denn eine Zuneigung zu mir?"
„Ja, das Hab' ich — soweit's der Respekt erlaubt. Der
lherr chosrat wissen ja, daß ich manchmal im Spital aushilfs-
weise Wärterdienste tu', und da Hab' ich schon oft gesehen, wie
freundlich und gut der cherr chofrat gegen die Kranken sind."
Der alte chöfling streifte den chandschuh ab, um dem Iärber-
gesellen die Rechte zu schütteln, und von der Stunde au waren
sie sehr gute Ireunde; und als der Alte bald nachher erkrankte,
wollte er keinen anderen Wärter haben, als den Iärbergesellen
Samuel.
Doch all dessen Mühe und Sorgfalt konnte gegen den heran-
nahenden Tod nichts helfen, und an einem schönen Sommer-
morgen sah Samuel, daß es mit dein Kranken rasch zu Ende
ging.
„Mach' Er das Jenster auf!" bat jetzt der chofrat, und
während er die köstliche frische Luft atmete, sprach er: „wie
wundervoll blau der lhimmel ist und wie herrlich das dunkle Grün
der Linden!"
Samuel, in dessen Augen Tränen standen, erwiderte: „Ich
mein' fast, es sei die gleiche Kulör, wie mein Jarbstosf, den Sie
immer so gern sahen —- mein Russischgrün, 6err chofrat."
Der Sterbende lächelte — und lächelnd verschied er.
holz drin, wenn dann das Gelbholz dazu kommt, gibt's Russisch-
grün."
„So sol"
„Aber", fuhr der junge Geselle verlegen fort, „ich muß es
gestehen, ich Hab' doch einmal gelogen und es war' mir lieb, wenn
der cherr chofrat den Dreibätzner für jenesmal zurücknehmen
wollten." Samuel holte bei diesen Worten die Münze aus der
Tasche und fügte hinzu: „Ich Hab' nämlich damals auch gesagt,
ich färbe russischgrün, obgleich's nicht so war. Doch Hab' ich's
nicht wegen dem Geld getan, sondern nur, um dem cherrn lhos-
rat eine Ireude zu machen."
Der alte cherr blickte dein jungen Gesellen ins Gesicht. Dann
sagte er: „Das Geld steck' Er nur ruhig wieder ein! .. Aber —
hm! —- warum wollte Er inir eine Ir ende machen? lhat Er
denn eine Zuneigung zu mir?"
„Ja, das Hab' ich — soweit's der Respekt erlaubt. Der
lherr chosrat wissen ja, daß ich manchmal im Spital aushilfs-
weise Wärterdienste tu', und da Hab' ich schon oft gesehen, wie
freundlich und gut der cherr chofrat gegen die Kranken sind."
Der alte chöfling streifte den chandschuh ab, um dem Iärber-
gesellen die Rechte zu schütteln, und von der Stunde au waren
sie sehr gute Ireunde; und als der Alte bald nachher erkrankte,
wollte er keinen anderen Wärter haben, als den Iärbergesellen
Samuel.
Doch all dessen Mühe und Sorgfalt konnte gegen den heran-
nahenden Tod nichts helfen, und an einem schönen Sommer-
morgen sah Samuel, daß es mit dein Kranken rasch zu Ende
ging.
„Mach' Er das Jenster auf!" bat jetzt der chofrat, und
während er die köstliche frische Luft atmete, sprach er: „wie
wundervoll blau der lhimmel ist und wie herrlich das dunkle Grün
der Linden!"
Samuel, in dessen Augen Tränen standen, erwiderte: „Ich
mein' fast, es sei die gleiche Kulör, wie mein Jarbstosf, den Sie
immer so gern sahen —- mein Russischgrün, 6err chofrat."
Der Sterbende lächelte — und lächelnd verschied er.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Russischgrün Herr Hofrat!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 121.1904, Nr. 3089, S. 172
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg