Die lachten: „'s ist niemand ein Ritter gut,
Wer nicht auch ritterlich trinken tut!"
Da kehrt Fräulein Gertraud mit triibem Blick
Wieder zu Spinnrad und Kunkel zurück.
Th. Gros;
_ _
L-j „Ich weiß nicht", sagt Frau
Rat Guckäugel zu ihrem Mann,
„wenn nur nicht unser Otto zu
viel lernt! Jeden freien Nachmittag sitzt er irr seinem Zimmer
und busselt laut darauf los — er hat schon eine ganz belegte,
heisere Stimme! Aber ich mag ihn anderseits in seinen: Eifer
nie stören!"
„Er raucht doch nicht am Ende?!" brummt ihr Gatte miß-
trauisch.
„Aber Fritz!" ruft sie. „Unser Otto rauchen?! Er, dem
Bier, Zigarren und all' das Zeug spanische Dörfer sind!"
Ihr Mann entgegnet nichts. Er ärgert sich über sich
selber, daß er den Jungen so ungerecht beargwöhnte. —
Ein paar Tage später — ’s ist gerade Samstag nachmittag
— geht er früher als sonst von: Bureau weg. Er beschließt,
einen kleinen Bummel zu machen, und gerät dabei in eine ent-
fernte Vorstadlgegend, plötzlich bleibt er stehen — erst verdutzt —
dann starr vor Erstaunen und Zorn. Aus einer niederen Kneipe
dringt durch die Scheiben der verhängten Fenster wirrer Lärm —
Kantus, Lachen, Gläserklang — und die lauteste, kräftigste Stimme
darunter ist die seines Sohnes ...ja, ja, gar kein Zweifel!
Erst will er wütend in die Kneipe stürmen, ihn herausholen:
dann besinnt er sich eines Besseren. Sie selbst, seine Gattin, die
dem Jungen immer die Stange hält, die sogar ihrem Mann neu-
lich Ungerechtigkeit vorwarf, sie soll sich überzeugen, ehe sich der
Bursche wieder hinauslügen kann.
Er versichert sich der Adresse — eilt davon — springt in
die nächste Trambahn — kommt atemlos nach kfause.
„wo ist Otto?"
„Aber Fritz!" ruft seine Frau entsetzt, „wie siehst Du aus?
was hast Du?"
„wo ist Otto?" poltert er.
„In seinem Zimmer!" entgegnet sie geängstigt. „Schon
Stunden lange! Lernend! . . ksorch selbst!"
Er springt hin und überrumpelt dabei fast das Dienst-
mädchen.— Narrt ihn die Kölle? Sollte er sich wieder getäuscht
haben, sollte er sich so blamieren?
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Wer nicht auch ritterlich trinken tut!"
Da kehrt Fräulein Gertraud mit triibem Blick
Wieder zu Spinnrad und Kunkel zurück.
Th. Gros;
_ _
L-j „Ich weiß nicht", sagt Frau
Rat Guckäugel zu ihrem Mann,
„wenn nur nicht unser Otto zu
viel lernt! Jeden freien Nachmittag sitzt er irr seinem Zimmer
und busselt laut darauf los — er hat schon eine ganz belegte,
heisere Stimme! Aber ich mag ihn anderseits in seinen: Eifer
nie stören!"
„Er raucht doch nicht am Ende?!" brummt ihr Gatte miß-
trauisch.
„Aber Fritz!" ruft sie. „Unser Otto rauchen?! Er, dem
Bier, Zigarren und all' das Zeug spanische Dörfer sind!"
Ihr Mann entgegnet nichts. Er ärgert sich über sich
selber, daß er den Jungen so ungerecht beargwöhnte. —
Ein paar Tage später — ’s ist gerade Samstag nachmittag
— geht er früher als sonst von: Bureau weg. Er beschließt,
einen kleinen Bummel zu machen, und gerät dabei in eine ent-
fernte Vorstadlgegend, plötzlich bleibt er stehen — erst verdutzt —
dann starr vor Erstaunen und Zorn. Aus einer niederen Kneipe
dringt durch die Scheiben der verhängten Fenster wirrer Lärm —
Kantus, Lachen, Gläserklang — und die lauteste, kräftigste Stimme
darunter ist die seines Sohnes ...ja, ja, gar kein Zweifel!
Erst will er wütend in die Kneipe stürmen, ihn herausholen:
dann besinnt er sich eines Besseren. Sie selbst, seine Gattin, die
dem Jungen immer die Stange hält, die sogar ihrem Mann neu-
lich Ungerechtigkeit vorwarf, sie soll sich überzeugen, ehe sich der
Bursche wieder hinauslügen kann.
Er versichert sich der Adresse — eilt davon — springt in
die nächste Trambahn — kommt atemlos nach kfause.
„wo ist Otto?"
„Aber Fritz!" ruft seine Frau entsetzt, „wie siehst Du aus?
was hast Du?"
„wo ist Otto?" poltert er.
„In seinem Zimmer!" entgegnet sie geängstigt. „Schon
Stunden lange! Lernend! . . ksorch selbst!"
Er springt hin und überrumpelt dabei fast das Dienst-
mädchen.— Narrt ihn die Kölle? Sollte er sich wieder getäuscht
haben, sollte er sich so blamieren?
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Ritterprobe" "Der fleissige Student"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 121.1904, Nr. 3098, S. 280
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg