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sogar zu ihm in den Laos herein. „Ja G'vatter", sagte sie, „was
willst D’ denn mit der Prachtsau?"

Gelt", antwortete er schmunzelnd, und betrachtete das grun-

D i e Bürge r in eiste r w a h!.

zende Tier, „gelt, das is ein ganz besonderes Schwein
hoffentlich!"

Tr lachte. Dann zog er sie auf die Seite.

„Dir will ich's sagen", wisperte er, „weil ich weiß, daß Du
verschwiegen bist wie 's Grab" —

„©!" beteuerte sie und trippelte vor Neugier von einem
Fuß auf den andern.

„Schau!" fuhr er fort. „Bürgermeister wenn ich werd'
dann schlackst' ich am Tag nach der Wahl die Sau, und wer
mich g'wähli hat, is eing'laden dazu I" — So ließ er sie sieben
Linen Moment war sie paff, dann rannte sie davon - und
noch am gleichen Abend wußte es das ganze Dorf.

Der Vorderburger merkte das bald ain Grüßen, an: Reden
am Respekt überall, am Freundlichtun; aber er stellte sich, aiZ
wüßte er nichts. Seine ganze Liebe und Aufinerksamkeit schien
sich auf das Schwein konzentriert zu haben, das täglich dicker
und fetter wurde.

Und alles freute sich daran. Mit der und jener Ausred'

kaincn sie in den Stall und labten sich an dem An-
blick und hießen es heimlich: „Unser Schwein!" Ja
sogar der alte Salperer, der Todfeind vom Bauern,
schlich abends an's Saus, lugte bei den Spalten zu
dem Dorfliebling hinein, und wie er weghuinpelte,
lief ihm 's Wasser int Mund zusaminen. —

So kam der Wahltag.

Lr brachte eine große Überraschung: Linstim -
mig wurde der — Vorderburger gewählt, wie der
Muckelbauer das erfuhr, war er erst starr vor Er-
staunen. Dann warf er den Stuhl iin Wirtshaus
an die wand, ging heim und prügelte sein Weib
durch, um die Wut los zu werden.

.... Herr Studiosus Vorderburger aber erhielt
am nächsten Tag einen Einschreibebrief, aus dem
zu seiner jubelnden Überraschung ein Hunderter
siel. „Ich bin Bürgermeister 'wor'n", schrieb sein
Vater dazu, „durch Deinen ausgezeichneten Rat.
Du hast vollkommen Recht g'habt: A' ganz be-
sonder's Schwein muß ma' hab'n!"

Der Studio schüttelte verständnislos den Kopf,
zerbrach ihn sich aber nicht weiter über dem
Rätsel, sondern warf den hereingeschneiten Hun-
derter jauchzend in die Luft und rief:

„Ja, ja, Alter, ein ganz besonderes Schwein
inuß man haben!"

Zu versöhnlich.

Richter: „Wollen Sie dem Kläger
Abbitte leisten für die Ohrfeige, die Sie
ihm versetzt haben?" — Angeklagter:
„Mein'twegen für die nächste auch gleich!"

Moderne Malerei.

Es malte einer ganz verschwommen
Verrücktes ?eug, stets gelb und gelber •—
Man hat es richtig ernst genommen
Und siehe da — jetzt glaubt er’s selber!

Mißv erstand en.

Witwe: „Aus unserer geplanten Heirat
kann nichts werden! .. Ich habe mich eines
andern besonnen!" — Verehrer: „Und
wer ist der Glückliche?!"

ffl. €. w.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Bürgermeisterwahl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 121.1904, Nr. 3100, S. 304

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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