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glückliches Paar. —
— Dies alles sah zu-
fällig ein Mensch. Da
ihm das Ganze sehr
wohl gefiel, so ahmte
er es gleich nach. Lind
so entstand der —
Heiratsvermittler.
Die Grarulanrenvrobe.
etcr Kauz ließ die ganze Reihe der Karten, die er zum
Neujahr empfangen, noch einmal durch die Finger gleiten.
Dann gab er sich einen energischen Ruck, steckte die
Gratulationen zu sich und machte sich auf den Weg.
„Lieber kserr Rat," sagte er bei dem ersten Besuch, „Sie
hatten die Güte, mir in so herzlichen Worten zum neuen Jahre
alle Reichtümer der Erde zu wünschen, daß ich mir daraus den
Nut geschöpft habe, Sie um die Kleinigkeit von fünfhundert
Mark zu bitten, die ich zur Drdnung einer recht lästigen Ge-
schichte dringend bedarf — auf ein Vierteljahr nur. . ich weiß ja,
Sie sind reich . ."
Der Rat bekani ein blaurotes Gesicht. Die Augen traten ihm
hervor. Er murmelte etwas und verschwand im Nebenzimmer.
Dort hatte er eine kurze Debatte mit seiner Frau, deren Stimme
sehr scharf abschnitt. Dann kehrte er unter lebhaftem Bedauern
zurück. . . „Gerade momentan nicht .. leider im Augenblick .. sonst
gern zu jeder Zeit . ." —
peter Kauz kam zum Nächsten. „Lieber Vetter!" sagte er,
„Du hast mir in so schönen rührenden Worten für das neue Jahr
alles Unangenehme vom lhalse gewünscht, daß ich mir heraus-
nehmen möchte, Dich anzugehen, statt mir meine alte, ein wenig
bissige Tante, die sich für bseiligdreikönig auf acht Tage zum
Besuch angekündigt hat, ins LZuartier zu nehmen.. Du weißt,
ich habe so wenig platz . . Dir gehört das ganze 6aus . ."-
Der Vetter verlor den Atem und starrte ihm pfeilgerad' ins Ge-
sicht. „Aber., aber., aber.." stotterte er dann und schnappte
wie ein eben herausgefischter lhecht — nach einer Notlüge .. „Du
weißt ja . . ich glaube . . es geht nicht . . soviel ich hörte, kommt
meine eigene Schwiegermutter . ." —
peter Kauz geriet an die dritte Türe, „verehrter, guter
lserr Amtsgenosse I" sagte er. „Ich habe vorgehabt, Heuer in
Pension zu gehen. Man wird alt und müde und kann seinem
Dienst nicht mehr so Nachkommen ivie früher — und dann wußte
ich ja auch, daß Sie als mein nächster Nachmann schon lange auf
mein pöstchen warten . ."
„© bitte, bitte, bitte I"
„Aber Ihr herzlicher Glückwunsch, kferr Amtsgenosse, Ihre
aufrichtigen Zeilen, daß ich noch viele, viele Jahre gesund und
frisch meines Dienstes walten möge, haben mich ermutigt, mein
Pensionsgesuch wieder zurückzustellen,. Ich hoffe, noch einige
Jahre .." — Da fiel der andere vom Stuhl.-
.. peter Kauz aber erhielt keine Gratulationen mehr.
Der Mensch hatte ja die unerhörte Kühnheit, daran zu
glauben. tr>. Herbert.
glückliches Paar. —
— Dies alles sah zu-
fällig ein Mensch. Da
ihm das Ganze sehr
wohl gefiel, so ahmte
er es gleich nach. Lind
so entstand der —
Heiratsvermittler.
Die Grarulanrenvrobe.
etcr Kauz ließ die ganze Reihe der Karten, die er zum
Neujahr empfangen, noch einmal durch die Finger gleiten.
Dann gab er sich einen energischen Ruck, steckte die
Gratulationen zu sich und machte sich auf den Weg.
„Lieber kserr Rat," sagte er bei dem ersten Besuch, „Sie
hatten die Güte, mir in so herzlichen Worten zum neuen Jahre
alle Reichtümer der Erde zu wünschen, daß ich mir daraus den
Nut geschöpft habe, Sie um die Kleinigkeit von fünfhundert
Mark zu bitten, die ich zur Drdnung einer recht lästigen Ge-
schichte dringend bedarf — auf ein Vierteljahr nur. . ich weiß ja,
Sie sind reich . ."
Der Rat bekani ein blaurotes Gesicht. Die Augen traten ihm
hervor. Er murmelte etwas und verschwand im Nebenzimmer.
Dort hatte er eine kurze Debatte mit seiner Frau, deren Stimme
sehr scharf abschnitt. Dann kehrte er unter lebhaftem Bedauern
zurück. . . „Gerade momentan nicht .. leider im Augenblick .. sonst
gern zu jeder Zeit . ." —
peter Kauz kam zum Nächsten. „Lieber Vetter!" sagte er,
„Du hast mir in so schönen rührenden Worten für das neue Jahr
alles Unangenehme vom lhalse gewünscht, daß ich mir heraus-
nehmen möchte, Dich anzugehen, statt mir meine alte, ein wenig
bissige Tante, die sich für bseiligdreikönig auf acht Tage zum
Besuch angekündigt hat, ins LZuartier zu nehmen.. Du weißt,
ich habe so wenig platz . . Dir gehört das ganze 6aus . ."-
Der Vetter verlor den Atem und starrte ihm pfeilgerad' ins Ge-
sicht. „Aber., aber., aber.." stotterte er dann und schnappte
wie ein eben herausgefischter lhecht — nach einer Notlüge .. „Du
weißt ja . . ich glaube . . es geht nicht . . soviel ich hörte, kommt
meine eigene Schwiegermutter . ." —
peter Kauz geriet an die dritte Türe, „verehrter, guter
lserr Amtsgenosse I" sagte er. „Ich habe vorgehabt, Heuer in
Pension zu gehen. Man wird alt und müde und kann seinem
Dienst nicht mehr so Nachkommen ivie früher — und dann wußte
ich ja auch, daß Sie als mein nächster Nachmann schon lange auf
mein pöstchen warten . ."
„© bitte, bitte, bitte I"
„Aber Ihr herzlicher Glückwunsch, kferr Amtsgenosse, Ihre
aufrichtigen Zeilen, daß ich noch viele, viele Jahre gesund und
frisch meines Dienstes walten möge, haben mich ermutigt, mein
Pensionsgesuch wieder zurückzustellen,. Ich hoffe, noch einige
Jahre .." — Da fiel der andere vom Stuhl.-
.. peter Kauz aber erhielt keine Gratulationen mehr.
Der Mensch hatte ja die unerhörte Kühnheit, daran zu
glauben. tr>. Herbert.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fabel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 132.1910, Nr. 3362, S. 4
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg