/MEvuk grauem Felde pfiff der hohle
MG ' Sturm.
Dort sassen einsam, nimmermiid des Tag-
werks,
Die Schicksalsschwestern - Klotho, Lachesis
Und Atropos, den Daseinsfaden spinnend,
Sein Teil zumessend jeglichem, der lebt . . .
Und wo es endete, erklang die Schere.
Da kam, zerzaust die Haare, wirr den
Mantel,
Der Mütze ledig, ehrfurchtslosen Herzens,
Ein Wanderer, vom weiten Meer ver-
schlagen,
Der Heimat fern, im Busen Trotz und
Hohn
Und doch voll heisser Oierde, zu ge-
messen,
Den holden Hauch des Lebens einzu-
schlürfen.
Der sah dem stillen Amt der Schwestern zu,
Und ihre Würde reizte seinen Zorn.
„Törinnen!“ rief er. „Mitleidslose Sippe!
Zerhackt, zerfetzt nur weiter das
Geschlecht
Der Irdischen sinnlos und ohne Regel:
Wisst Ihr vielleicht, ein taubes Weiber-
pack,
Wann draussen jedem seine Stunde lacht,
Wann sie ihm grollt — nein, eitlen
Eigensinns
Wirtschaftet Ihr mit Spindel, Mass und
Schere,
Unkundig, unbekümmert um die Menschen,
Und meint Ihr es zu treffen, trefft Ihr’s
falsch.
Ich wette drauf: der, dem D u eben miss’t
Und dem D u Deine Schere eben senkst,
Steht an der Schwelle seiner besten Tat!
Halt’ ein!“.,Es ist Dein Faden!“
sprach die Schwester.
„Mein Faden . . . .“ murmelte der Gast
erbleichend.
„Mein Faden?“ — Und von grimmer
Wut gepackt
Hob er die Keule. „Ich zerschmett’re
Dich,“
Schrie er, „wenn Du ihn trennst“ .... Da
riet die eine:
„Trenn’ ihn!“ Die and’re aber, bittrer
rächend,
Sprach: „Schwester, halt’! Lass mich
ihn weiter spinnen!“
W. Herbert.
Die
Schicksalsschwestern. .
MG ' Sturm.
Dort sassen einsam, nimmermiid des Tag-
werks,
Die Schicksalsschwestern - Klotho, Lachesis
Und Atropos, den Daseinsfaden spinnend,
Sein Teil zumessend jeglichem, der lebt . . .
Und wo es endete, erklang die Schere.
Da kam, zerzaust die Haare, wirr den
Mantel,
Der Mütze ledig, ehrfurchtslosen Herzens,
Ein Wanderer, vom weiten Meer ver-
schlagen,
Der Heimat fern, im Busen Trotz und
Hohn
Und doch voll heisser Oierde, zu ge-
messen,
Den holden Hauch des Lebens einzu-
schlürfen.
Der sah dem stillen Amt der Schwestern zu,
Und ihre Würde reizte seinen Zorn.
„Törinnen!“ rief er. „Mitleidslose Sippe!
Zerhackt, zerfetzt nur weiter das
Geschlecht
Der Irdischen sinnlos und ohne Regel:
Wisst Ihr vielleicht, ein taubes Weiber-
pack,
Wann draussen jedem seine Stunde lacht,
Wann sie ihm grollt — nein, eitlen
Eigensinns
Wirtschaftet Ihr mit Spindel, Mass und
Schere,
Unkundig, unbekümmert um die Menschen,
Und meint Ihr es zu treffen, trefft Ihr’s
falsch.
Ich wette drauf: der, dem D u eben miss’t
Und dem D u Deine Schere eben senkst,
Steht an der Schwelle seiner besten Tat!
Halt’ ein!“.,Es ist Dein Faden!“
sprach die Schwester.
„Mein Faden . . . .“ murmelte der Gast
erbleichend.
„Mein Faden?“ — Und von grimmer
Wut gepackt
Hob er die Keule. „Ich zerschmett’re
Dich,“
Schrie er, „wenn Du ihn trennst“ .... Da
riet die eine:
„Trenn’ ihn!“ Die and’re aber, bittrer
rächend,
Sprach: „Schwester, halt’! Lass mich
ihn weiter spinnen!“
W. Herbert.
Die
Schicksalsschwestern. .
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Schicksalsschwestern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1910
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 132.1910, Nr. 3380, S. 230_231
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg