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Eine lange, lange, lange
Blaue Firnenspalte war.
In dem Glanz der kalten Sonne
Leuchtete sie wunderbar.
Tief in ihrem tiefsten Grunde
Eine eisige Mulde lag.
Eine Glitscher-Gletscher-Mühle
Mahlte dort den ganzen Tag.
Steine trieb sie um im Kreise
Ribel-rabel-rudelweis',
And es toste das Gewässer
Durch das blaue Gletschereis.
And am Rand der Gletschermühle
Saß die weiße Gletschernix'
Äarrend, wartend, passend, lauernd —
Aber sonst tat nie sie nix.
Lauernd seit dreihundert Jahren
Aus den armen Alpenfex,
Der einst in die Spalte fiele.
In die Arme dieser Äex,
Der ihr heißes, heißes Sehnen
Nach dem lieben Ehemann
Endlich, endlich doch erfüllte —
Gletschermüller würde dann.
Aber niemals, niemals, niemals
Fiel es einem Menschen ein.
Daß er in die Spalte stürzte,
Gletschermüller wollte sein. —
Da einst eines schönen Tages
Tat es einen jähen Krach
And es plumpste wer von oben.
„Äurra!" ries die Nixe. „Ach!"
Breitete die Arme sehnend
Nach dem längst Erhofften aus,
Driickte ihn an ihres Busens
Leißen kalten Glctschergraus.
Doch im nämlichen Momente
Schrie sie auf — die arme Äex.
Eine Alpensexin war es!
Ach, es war kein Alpenfex!
Eine Alpenfexin war es.
Die den kühnen Sprung getan.
Weil sie hoffte, daß da unten
Säß' der längst ersehnte Mann.
And jetzt lauern sie zu zweien
Eifersüchtig, neidisch, scheel.
Bis er kommt — der Fex der Fexen.
Gott gnad' seiner armen Seel'!
w. Herbert.
Eine lange, lange, lange
Blaue Firnenspalte war.
In dem Glanz der kalten Sonne
Leuchtete sie wunderbar.
Tief in ihrem tiefsten Grunde
Eine eisige Mulde lag.
Eine Glitscher-Gletscher-Mühle
Mahlte dort den ganzen Tag.
Steine trieb sie um im Kreise
Ribel-rabel-rudelweis',
And es toste das Gewässer
Durch das blaue Gletschereis.
And am Rand der Gletschermühle
Saß die weiße Gletschernix'
Äarrend, wartend, passend, lauernd —
Aber sonst tat nie sie nix.
Lauernd seit dreihundert Jahren
Aus den armen Alpenfex,
Der einst in die Spalte fiele.
In die Arme dieser Äex,
Der ihr heißes, heißes Sehnen
Nach dem lieben Ehemann
Endlich, endlich doch erfüllte —
Gletschermüller würde dann.
Aber niemals, niemals, niemals
Fiel es einem Menschen ein.
Daß er in die Spalte stürzte,
Gletschermüller wollte sein. —
Da einst eines schönen Tages
Tat es einen jähen Krach
And es plumpste wer von oben.
„Äurra!" ries die Nixe. „Ach!"
Breitete die Arme sehnend
Nach dem längst Erhofften aus,
Driickte ihn an ihres Busens
Leißen kalten Glctschergraus.
Doch im nämlichen Momente
Schrie sie auf — die arme Äex.
Eine Alpensexin war es!
Ach, es war kein Alpenfex!
Eine Alpenfexin war es.
Die den kühnen Sprung getan.
Weil sie hoffte, daß da unten
Säß' der längst ersehnte Mann.
And jetzt lauern sie zu zweien
Eifersüchtig, neidisch, scheel.
Bis er kommt — der Fex der Fexen.
Gott gnad' seiner armen Seel'!
w. Herbert.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Gletschermühle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 132.1910, Nr. 3382, S. 256
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg