Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
106

Vom Eh'mann, den

ihm nicht mehr g'schmeckt und der Trunk auch nicht, und ein
übcr's andere Mal hat er doch wieder zu oiel in's Glas g'schant,
um auf den üblen Humor von seinem Weib vergessen zu können.

Je stiller und traumhapeter aber der Bauer 'worden is,
um so mißtrauischer und grantiger auch die Bäuerin, denn die
hat immer vernieint, daß er eine unglückliche Lieb' zu einer
Anderen in seinem Herzen traget, und die wollt s' ihm nustreiben,
kost's, was's kost't. In die Stadt hinein hat sic ihn gar nit mehr
fahren lassen, lieber hat sic selber das G'schüft verricht'. Doch is auch
das von ihrer Seiten allemal schlecht ausg'fallen, weil sie immer
ohne Kopf g'handelt hat beim Verkauf von ihrer Waar'; hat
sie doch jedes Mal dabei den schiechen Verdacht g'habt, daß Er
daheim ihre Abwesenheit sich zu Nutzen machen und einer sauberen
Dirn nnchsteigcn würd'.

Jesses, was das für ein Unglück is, wann ein' die Eifer-
sucht so beim Kragen hat! Kein Bissen hat ihr g'schmeckt in
der Stadt, und die Pferd' haben ihre Ungeduld, heimkommen
zu können, alle Mal bitter büßen müssen.

Der Oberhofbauer hat sich frei nit mehr z'helfcn g'wußt,
was er denn anstellen sollt', um seinem Weib einen bessern Glauben
in Bezug auf seine Treu' und Unschuld beizübringcn.

Einmal is er ganz tiefsinnig im Wald spazieren 'gangen,
hat hinauf g'schaut zu die grünen Bäum', wo in den Nestern die
Vogelfamilien so friedlich und einträchtig beinand g'scssen sind,
kreuzfidel g'sungen und sich g'schnäbelt und dabei ihre Jungen
g'füttert haben. Von einer eifersüchtigen Zankerei war bei
denen nichts z'merken, höchstens haben die Manndeln und die
Weibeln hier und dort mit einander um ein Würmerl g'rauft,
das zum Nachtmahl für die Nachkommenschaft g'fangt worden
war. Der Bauer hat sich mitten im Wald auf einen alten
Baumstamm niederg'setzt, hat sich sein Pfeifcrl an'zünd't und
nachher traurig und sinniglich vor sich hing'schmnucht, dabei den
Vögerln zug'schant und sie um ihr Glück und ihren Frieden
beneid't. Endlich hat er schmerzlich anfg'seufzt: „Ja, wann
mein Rosel auch was Klein's im Nest hätt', wär's vielleicht
anders. I' mein' alleweil, das fehlt ihr!"

„Und noch was anders dazu!" hat ans einmal eine dünne,
krächzende Stimm' neben ihm g'rufen, und wie er sich umdreht
hat, is ein alt's, klein's Mutterl neben ihm g'standen, mit
eisgraue Haar, einen Krückenstock in der Hand, und in der blauen
Schürzen hat f Wurzeln und Kräuter 'trag'n.

Die Zaunbeer-Susel war's, ein mühselig's, alt's Mutterl,
die in einer verfallenen Hütten mitten im Wald g'lebt hat, und
von der die Leut' g'sagt haben, daß s' hexen könnt' und Mensch
und Vieh g'snnd machen. Der Bauer is ordentlich erschrocken,
wie er die Alte g'sehn hat und sein Pfeiferl is ihm gleich au
der Stell' aus'gangen. Die Zaunbeer-Susel aber hat ihn eine
Weil' ernsthaft ang'schaut und nachher hat s' g'sagt:

„Ja, Oberhofbauer, Deiner Rosel fehlt außer einem kleinen
Bub'n oder einem Dirndl noch a tüchtiger Stecken, nicht so derb
just, wie da mein' Krücken is — nein, ci Weidenstaberl thät's
auch — aber wann Du ihr mit so einem manigs Mal den Buckel
tüchtig salben möchtest, ich mein', sie würd' Dich weniger mit
der Eifersucht plagen!"

die Katz' g'sressen hat.

„Das is nix, Zaunbeer-Susel!" hat ihr d'ranf ernsthaft
und wieder g'faßt der Bauer g'antwort'. „'s Viech schlagt
man, an Menschen nit, und a Weibsbild am allerwenigsten,
b'sonders wann man s' gern hat. Das Mittel möcht' ich mein'
Lebtag nit in Anwendung bringen!"

Da hat die Alte verächtlich die Achseln g'schupft und
g'meint: „Allemal thut's es nit mit einer süßen Medicin, bei
schwer'n liebeln schon gar nit; da muß die Arznei oft bitter
. und hantig sein, sonst greift s' nit au. Aber meinetwegen!
Wer nit hören will, muß fühlen! Vielleicht kommst noch ans
meine Wort'!"

„Gibt's denn gar kein anders Mittel, um meiner Rosel
den Kopf z'recht z' setzen? Zaunbeer-Susel, wann etwan Du mir
helfen möchtest!" that der Bauer tief ans seiner Brust hervor-
seufzen, und dabei hat er so traurig d'reing'schaut, daß das
alte Weiberl völlig mitleidig 'worden is.

„Kommt Zeit, kommt Rath! Vielleicht fallt mir was
ein, was Dir aus Deinem Leiden heraushelfen kann!" hat s'
ihm zug'nickt, dann is s' auf ihrem Kruckenstock ruhig weiter
g'hnmpelt.

Wie der Oberhosbauer z' Haus 'kommen is, hat ihn sein
Weib schon mit einem wilden G'sichi erwart'. „Na, wo bist
denn Du wieder einmal g'wcst?" hat f ihn ang'schnauzt, „hast
'leicht wieder a Promenadi g'macht mit einer säubern Dirn,
da drüben im Wald — ?"

„Na, wann D' mich von dort Herkommen hast sehen,
Rosel, nachher mußt wohl auch wissen, daß mein' G'sellschnft
die alt' Zaunbeer-Susel war!" sagt der Bauer, hat ihr grantig
den Rucken g'wiesen und is schlafen 'gangen.

Mit der Zaunbeer-Susel also hat der Bauer sich unter-
halten ! Wie ihr das die ganze Nacht im Kopf 'rum'gangen
is, der mißtrauischen Rosel, und wie ihr dabei ganz neue,
damisch-verruckte Gedanken 'kommen sind! Ja, ja, sie hat
einmal vernommen, daß die Alte im Wald Trankeln kochen
könnt' für die Lieb', 'leicht, daß der Bauer in a Dirn sich
vergafft hätt', die ihn nicht möcht', uitb jetzt wollt' er ihr was
eingeben, damit sie ihm anhänglich werden sollt'. Ja, ja, so
was kunnt's schon sein. Hin- und herg'worfen hat sie sich die
ganze Nacht auf ihre Polster, und kein Schlaf is in ihre Augen
'kommen. Zeitlich früh aber hat sie sich auf die Strumpf
g'macht, um die Zaunbeer-Susel in ihrer Hütten im Wald anf-
zusuchen. Und richtig hat sie sic daheim 'troffen.

Die Alte is g'rad beim Herd g'standen und hat in's
Feuer 'nein blasen, wcil's nit recht brennen hat wollen; 'leicht
war's Holz naß! Sic hat die Oberhofbäuerin auch nit kommen
seh'u, oder — sie hat sich nur so g'stellt. Der Bäurin aber
hat's Herz pumpert, frei als wann a Mühlrad d'rinn gang,
denn es war doch a recht schweres Anliegen, was sie jetzt Vor-
bringen wollt' und der Zaunbeer-Susel nit recht zum trauen.
Die hat rechtschaffen grob werd'n können, >venn ihr wer just
zur Unrechten Zeit 'kommen is.

Die Bäurin war sonst a kuraschirt's Weib, und mitunter
hat s' den Kopf und die Nasen damisch hoch tragen können.
Heut' aber und g'rad jetzt, that f ganz beschcidentlich mit'm
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen