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122

Vom Eh'mann, den die Katz' g'fresscn hat.

Ein Märchen von B. l)oun<;.

(Fortsetzung.)

Der Pudel hat heut' mit der Bäurin aus einer Schüssel
fressen dürfen, und die besten Bissen hat sie ihm zug'schöben.
Wie aber die Knecht' nach dem Bauern g'fragt haben, hat sie
ihnen g'sagt, der war' schon schlafen 'gangen.

In der Früh hat sie dem Caro einen großen Teller voll
Fleisch, eine Schüssel Milch und einen weichen Polster mitten
in's Zimmer g'stcllt, hat ihm die Ohren 'kratzt, und wie er ihr
nachlausen hat wollen, g'sagt: „Kusch, Caro! — B'hüt Dich
Gott, Andres — Du bleibst da!" Nachher hat sic die Thür'
zug'sperrt, den Schlüssel in ihr'n Sack g'steckt, und auf und
davon is sie g'fahren in die Stadt hinein, mit leichtem Herzen
und ohne Sorg' und Kummer. Spät nach dem Ave Maria-
Lünten is diesmal die Bäurin wieder heim'kommen, die Brief-
taschen voller Geld und mit einem so ruhigen Gemiith, wie
niemals vordem.

„Treu, wie a Hund!" sagt 's Sprüchwort. Vielleicht, daß
ihr Mann während seiner Verwandlung von der Tugend 'was
ang'nommen hält'? Mit dem Gedanken hat sie sich auf der
Heimfahrt beschäftigt, und jetzt wollt' sie gleich den Knecht mit
dem Caro in den Wald zu der Zaunbeer-Susel schicken, damit
die Alles wieder in Ordnung bringen sollt'.

Aber oh Du mein Gott! Wie sie von ihrem Wagen
herunterg'sprungen und auf's Hans zu'gangcn is, hat sie alle
Scheiben von ihrem Zimmerfenster cing'schlagen g'sehen, und
erschrocken hat sie die Kathi g'fragt, wer denn das 'than hält'.

„Der Caro!" hat die Alte ihr zur Antwort 'geben.
„Z'erst hat er unsinnig g'hcult, wie die Bäurin fort war und
er eing'sperrt g'wesen is, nachher is er auf'n Tisch, der beim
Fenster steht, g'sprungcn, und wie er der Nachbarin ihr Finettl
vorbeilanfen hat g'sehen, is er mitten durch die Scheiben g'sprungcn

und dem Verreckerl nachg'rcnnt in' Wald hinein. Da, schaut

l


Bäurin, an dem Fensterrahmen hängen noch die Haar vom
Caro; mich sollt's wundern, wann er sich nicht ordentlich
g'schnitten hätt'!"

Die Bäurin is dag'standen, wie dem gottseligen Loth sein
Eh'wcib, rein versalzen und versteinert; jedes Haarl auf ihrem
Kopf is ihr zu Berg g'stiegen bei dein Gedanken, daß ihr
Andres sich ein Leid's gethan. haben könnt' und noch dazu wegen
der Nachbarin ihrem kraupeten Finettl.

Plötzlich hat sic sich einen Anlauf g'nommen und is dem
Wald' zug'rennt, um bei der Zaunbeer-Susel Rath und Hilf'
zu suchen. Kanin aber hat sic die ersten Bäume hinter sich
g'habt, als ihr, Gott sei Dank, der Bauer frisch und g'sund
entgegen 'kommen is, und hinter ihm, kreuzfidel, der Caro.

Die Bäurin hat frei aufg'schrien vor Freud', ivie f ihren
Mann g'sehen hat; und lvie er f ganz perplex g'fragt hat,
warum sie ihm denn heut' entgegenkomnien thüt, da >var sie recht
verlegen und hat g'meint, sie hätt' sich halt so viel g'sehnt
nach ihm.

Auf einmal sieht die Bäurin, daß dem Bauer seine Stirn
ganz zerkratzt und blutig is, und gleich is ihr eing'fallen, daß
das von den Glasscherben sein könnt', wie er als Pudel durch's
Fenster g'sprnngen is, und mitleidig hat s' ihn g'fragt: „Thut
f Dir recht weh, die Wunde auf Deiner Stirn, Andres?"

Er hat f ganz verdutzt ang'schaut, mit der Hand hinauf-
'griffcn und g'sagt: „Ah, den Kraller Hab' ich mir g'wiß dort
im G'sträuch g'holt, wo ich dem Caro sein verlor'nes Apportl
g'sncht Hab'! G'spürt aber Hab' ich's gar nit!"

Die Oberhofbäurin hat völlig erleichtert aufg'seufzt: „Gott
sei Dank, er weiß nit, wo er sich zerschunden hat!"

So a drei Wochen is jetzt im Oberhof mit'n Hausfrieden
ganz leidlich g'standen. Freilich is die Bäurin dem Bauer
auf die Kappen 'gangen und ihm nachg'schlichen, >vo s' nur
können hat. Wie er f aber einmal recht lustig g'fragt hat:

„Na, Alte, wann fährst D' denn wieder 'nein in d' Stadt?"
da war's ans mit ihrer Ruh', denn sic hat vermeint, er könnt's
nit mehr erwarten, daß er allein und ohne Aufsicht wär'.

„Na, na, so thun wir nit!" hat sie sich denkt und is
g'schwind wieder in' Wald g'loffcn zu der Zaunbeer-Susel und
hat f bitt, daß f ihr ihr' häusliche Ehr' verassekuriren und
ihren Mann g'schwind wieder a bißl verzaubern thät'.

Die Zaunbeer-Susel, die schon früher von dem Malheur
mit dem Pudel g'hört hat, hat die Bäurin g'fragt, ob sie's
denn ivicder mit'm Caro probircn möcht'.

„Um kein'Preis, Zaunbeer-Susel!" hat ihr die zur Ant-
wort 'geben. „Am liebsten wär' mir's, wann Ihr mein' Alten
in an Vogel verwandeln thüt'; den könnt' ich in ein schönes
Häuserl sperren, da wär' ich sicher, daß er mir nit schapiren könnt'!"

„Und in was denn für ein', zum Beispiel?" hat wieder
die Zaunbeer-Susel g'fragt.

Die Bäurin hat nachdenkt, nachher hat s' g'schmnnzelt
und g'meint: „In an Gimpel, wann's sein kann!"

Die Alte hat s' a Weil' ang'schaut, nachher hat s' ihr
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vom Eh'mann, den die Katz' g'fressen hat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fenster <Motiv>
Bauernhaus <Motiv>
Sprung <Motiv>
Blumentopf
Karikatur
Hund <Motiv>
Scherben
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1734, S. 122
 
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