2
los
ge-
eben einladein Wir haben
Muß Dir gestehen,
Ich, Hans Köhler,
Ich, Hans Köhler, habe
Krabbe, Namens Grethe
sie denkt. Und da habe
„Bist Du am Telephon, August?"
„Jawohl! Was wünschest Du?"
„Tausendwetter! Du scheinst ja Deinen Schnupfen
zu sein? Noch nie habe ich bisher Deine Stimme so klar
hört, >vie heute durch '§ Telephon!"
„Ich spreche immer klar!"
„Sei doch nicht gleich so grob!"
„Was willst Du denn?"
„Dir anzeigen, daß, wenn cs Dir paßt, ich Dich heute
Abend besuchen werde!"
„Sehr angenehm! Wollte Dich
heute Abend Ball-Gesellschaft!"
„Schön! Sag' 'mal, ist Deine schnippische Cousine auch
dabei?"
„Jawohl!"
„Paßt prächtig! Habe nämlich die Absicht, ihr die Cour
zu machen!"
„So!"
„Hat mich nämlich wüthend geärgert!
ich habe sie in mein Herz geschlossen!"
„So!"
„Ist eine allerliebste Krabbe!"
„So! Ich denke, sic ist schnippisch?"
„Ist sie auch! Aber höre doch nur zu
der liebenswürdigste Assessor der Welt. ."
„So!"
„Unterbrich mich nicht, Kameel!
mich bis über die Ohren in diese
Bodethal, verliebt!"
„So!"
„Nun weiß ich aber nicht, wie
gestern so darauf angespielt."
„So!"
„Und da hat sie mich gründlich abfallcn lassen und hat dem
selnden Lieutenant von Brixen den Arm gegeben!"
„So! Und nun?"
„Nun will ich mich furchtbar rächen! Ich will ihr heute
Abend die Cour schneiden, und wenn sie dann warm geworden
— bumms! Dann mache ich Kehrt und empfehle mich
und höflich!"
„So! Was hat das für einen Zweck?"
„Mürbe machen! Sie wird schmollen, und wenn sie
erst schmollt, dann mache ich sie wieder gut!"
„Eigenthümliche Strategik! Hast Du sie denn im Ernst lieb?"
„Zum Verrücktwerden! Oder besser, zum Heirathen! Doch
Beides ist ja schließlich dasselbe!"
„Du bist ein ganz abscheulicher Mensch!"
„Ganz dasselbe sagt Grethe, und deßhalb meine ich, hat
sie mich furchtbar lieb! Sage 'mal, hast Du denn nicht zu-
fällig von ihr erfahren, ob sie mich.
„ Gar nichts habe ich gehört und auch nichts gesagt, und
— und — Sie sind ein ganz abscheulicher Mensch!"
August, altes Stubenkameel, plagt Dich denn der
ich
na p
ist
kurz
„Aber
Tcufel? Was meinst Du mit „Sie?"
wartest nicht?. . . Nun ist er vom Telephon gegangen und läßt
NN ii r b c g e w o r d c n.
mich hier stehen! Na warte, heute Abend! Der Mensch scheint
verrückt geworden zu sein!" — —
Der Abend kam und Hans Köhler, „der liebenswürdigste
Assessor der Welt", wie er sich ja selbst genannt hatte, erschien
in untadelhastem Ballanzuge bei seinem Freunde und einstigen
Korpsbruder August Fingerling, Dr. medicinae, Wundarzt u. s. w.
Im reich ausgestatteten Saale fand er schon viele Gäste; die
Bekannten leicht begrüßend, eilte er zur Dame des Hauses, welche
auf dem Kanapee thronte und machte ihr die übliche Reverenz.
Inhalt des beiderseitigen Gesprächs: „Gnädige Frau haben
mir die Ehre der Einladung zu Theil werden lassen . ." u. s. w.
„Gnädige Frau mögen versichert sein, daß gerade die Feste in
Ihrem Hause. ." u. s. w. „Gnädige Frau sehen so blühend
aus . ." u. s. w. „Welches Bad gedenken gnädige Frau im
kommenden Sommer. ." u. s. w.
Und seitens der Gnädigen: „Freut mich ungemein, daß
Sie unsere Einladung freundlich angenommen . ." u. s. w.
„Fürchteten schon, daß bei Ihrer bekannten Liebenswürdigkeit
schon eine andere Einladung . ." u. s. w. „Die junge Damen-
welt kann sich gratnliren, daß Sie. ." u. s. w.
Endlich ist die furchtbar wichtige Conversation zu Ende.
Tiefe Verbeugung; der Assessor sucht eine Fensternische zu erreichen,
um von dort aus die Gesellschaft in aller Ruhe zu mustern.
Bald hat er die Dame seines Herzens herausgesunden. Sie
sah ganz reizend aus. Das weiße Kleid mit dem blauen
Besatz harmonirte prächtig mit ihrem weichen, blonden Haare,
und die hübschen, schelmischen blauen Augen glänzten, wie sic
eben in einem allerliebsten Köpfchen bei der Erwartung des
kommenden Tanzes glänzen müssen. — Auch sie hatte den
Assessor bemerkt, doch mit staunenswcrthcr Gewandtheit wußte
sie stets seiner Absicht, sich ihr zu nähern, auszuweichen.
Endlich gelang es dem Assessor, sie zu begrüßen, gerade
als die Musik mit Webers „Aufforderung zum Tanz" einsetzte.
„Fräulein Grethe! Sie sehen heute ganz reizend aus!"
„Zu liebenswürdig, Herr Assessor!" meinte sie schnippisch
mit in den Nacken geworfenem Köpfchen.
Der Assessor ließ sich nicht abschrecken; er dachte siegesbewußt:
„Dich, Krabbe, kriege ich doch" und sagte schneidig: „Darf ich
um die erste Polka bitten?"
„Bedaure! Ich habe alle Tänze schon vergeben; nur zum
zweiten Contretanz bin ich noch frei. Wenn also ein solcher
wirklich noch zu Stande kommt —"
„Dann schenken Sie ihn mir! Die Geduldprobe, so lange
warten zu müssen, ist zwar sehr hart!"
„Es geht doch nicht anders, Herr Assessor. Und Sic werden
ja so viele hübsche Damen vorher zum Tanze mit Ihnen bereit
finden, daß. ."
„. . ich auf jeden Tanz, außer den mit Ihnen,, verzichte!"
„Das wäre sehr unrecht. Sie haben ja eine so liebens-
würdige Art, allen Damen die Cour zu machen — doch da
kommt mein Tänzer für die Polonaise. Darf ich die
vorstellen? Herr Lieutenant von Brixen!"
„Sehr angenehm!"
„Herr Assessor Hermann Köhler!"
„Hatte bereits die Ehre, Herr Assessor!"
Was? Du ant-
los
ge-
eben einladein Wir haben
Muß Dir gestehen,
Ich, Hans Köhler,
Ich, Hans Köhler, habe
Krabbe, Namens Grethe
sie denkt. Und da habe
„Bist Du am Telephon, August?"
„Jawohl! Was wünschest Du?"
„Tausendwetter! Du scheinst ja Deinen Schnupfen
zu sein? Noch nie habe ich bisher Deine Stimme so klar
hört, >vie heute durch '§ Telephon!"
„Ich spreche immer klar!"
„Sei doch nicht gleich so grob!"
„Was willst Du denn?"
„Dir anzeigen, daß, wenn cs Dir paßt, ich Dich heute
Abend besuchen werde!"
„Sehr angenehm! Wollte Dich
heute Abend Ball-Gesellschaft!"
„Schön! Sag' 'mal, ist Deine schnippische Cousine auch
dabei?"
„Jawohl!"
„Paßt prächtig! Habe nämlich die Absicht, ihr die Cour
zu machen!"
„So!"
„Hat mich nämlich wüthend geärgert!
ich habe sie in mein Herz geschlossen!"
„So!"
„Ist eine allerliebste Krabbe!"
„So! Ich denke, sic ist schnippisch?"
„Ist sie auch! Aber höre doch nur zu
der liebenswürdigste Assessor der Welt. ."
„So!"
„Unterbrich mich nicht, Kameel!
mich bis über die Ohren in diese
Bodethal, verliebt!"
„So!"
„Nun weiß ich aber nicht, wie
gestern so darauf angespielt."
„So!"
„Und da hat sie mich gründlich abfallcn lassen und hat dem
selnden Lieutenant von Brixen den Arm gegeben!"
„So! Und nun?"
„Nun will ich mich furchtbar rächen! Ich will ihr heute
Abend die Cour schneiden, und wenn sie dann warm geworden
— bumms! Dann mache ich Kehrt und empfehle mich
und höflich!"
„So! Was hat das für einen Zweck?"
„Mürbe machen! Sie wird schmollen, und wenn sie
erst schmollt, dann mache ich sie wieder gut!"
„Eigenthümliche Strategik! Hast Du sie denn im Ernst lieb?"
„Zum Verrücktwerden! Oder besser, zum Heirathen! Doch
Beides ist ja schließlich dasselbe!"
„Du bist ein ganz abscheulicher Mensch!"
„Ganz dasselbe sagt Grethe, und deßhalb meine ich, hat
sie mich furchtbar lieb! Sage 'mal, hast Du denn nicht zu-
fällig von ihr erfahren, ob sie mich.
„ Gar nichts habe ich gehört und auch nichts gesagt, und
— und — Sie sind ein ganz abscheulicher Mensch!"
August, altes Stubenkameel, plagt Dich denn der
ich
na p
ist
kurz
„Aber
Tcufel? Was meinst Du mit „Sie?"
wartest nicht?. . . Nun ist er vom Telephon gegangen und läßt
NN ii r b c g e w o r d c n.
mich hier stehen! Na warte, heute Abend! Der Mensch scheint
verrückt geworden zu sein!" — —
Der Abend kam und Hans Köhler, „der liebenswürdigste
Assessor der Welt", wie er sich ja selbst genannt hatte, erschien
in untadelhastem Ballanzuge bei seinem Freunde und einstigen
Korpsbruder August Fingerling, Dr. medicinae, Wundarzt u. s. w.
Im reich ausgestatteten Saale fand er schon viele Gäste; die
Bekannten leicht begrüßend, eilte er zur Dame des Hauses, welche
auf dem Kanapee thronte und machte ihr die übliche Reverenz.
Inhalt des beiderseitigen Gesprächs: „Gnädige Frau haben
mir die Ehre der Einladung zu Theil werden lassen . ." u. s. w.
„Gnädige Frau mögen versichert sein, daß gerade die Feste in
Ihrem Hause. ." u. s. w. „Gnädige Frau sehen so blühend
aus . ." u. s. w. „Welches Bad gedenken gnädige Frau im
kommenden Sommer. ." u. s. w.
Und seitens der Gnädigen: „Freut mich ungemein, daß
Sie unsere Einladung freundlich angenommen . ." u. s. w.
„Fürchteten schon, daß bei Ihrer bekannten Liebenswürdigkeit
schon eine andere Einladung . ." u. s. w. „Die junge Damen-
welt kann sich gratnliren, daß Sie. ." u. s. w.
Endlich ist die furchtbar wichtige Conversation zu Ende.
Tiefe Verbeugung; der Assessor sucht eine Fensternische zu erreichen,
um von dort aus die Gesellschaft in aller Ruhe zu mustern.
Bald hat er die Dame seines Herzens herausgesunden. Sie
sah ganz reizend aus. Das weiße Kleid mit dem blauen
Besatz harmonirte prächtig mit ihrem weichen, blonden Haare,
und die hübschen, schelmischen blauen Augen glänzten, wie sic
eben in einem allerliebsten Köpfchen bei der Erwartung des
kommenden Tanzes glänzen müssen. — Auch sie hatte den
Assessor bemerkt, doch mit staunenswcrthcr Gewandtheit wußte
sie stets seiner Absicht, sich ihr zu nähern, auszuweichen.
Endlich gelang es dem Assessor, sie zu begrüßen, gerade
als die Musik mit Webers „Aufforderung zum Tanz" einsetzte.
„Fräulein Grethe! Sie sehen heute ganz reizend aus!"
„Zu liebenswürdig, Herr Assessor!" meinte sie schnippisch
mit in den Nacken geworfenem Köpfchen.
Der Assessor ließ sich nicht abschrecken; er dachte siegesbewußt:
„Dich, Krabbe, kriege ich doch" und sagte schneidig: „Darf ich
um die erste Polka bitten?"
„Bedaure! Ich habe alle Tänze schon vergeben; nur zum
zweiten Contretanz bin ich noch frei. Wenn also ein solcher
wirklich noch zu Stande kommt —"
„Dann schenken Sie ihn mir! Die Geduldprobe, so lange
warten zu müssen, ist zwar sehr hart!"
„Es geht doch nicht anders, Herr Assessor. Und Sic werden
ja so viele hübsche Damen vorher zum Tanze mit Ihnen bereit
finden, daß. ."
„. . ich auf jeden Tanz, außer den mit Ihnen,, verzichte!"
„Das wäre sehr unrecht. Sie haben ja eine so liebens-
würdige Art, allen Damen die Cour zu machen — doch da
kommt mein Tänzer für die Polonaise. Darf ich die
vorstellen? Herr Lieutenant von Brixen!"
„Sehr angenehm!"
„Herr Assessor Hermann Köhler!"
„Hatte bereits die Ehre, Herr Assessor!"
Was? Du ant-