Fliegende Blätter (90.1889 (Nr. 2267-2292))

Parabel.

III.

Jetzt wandte sich die Frau an Fritz und fragte ihn: „Wo willst
Du lieber essen, bei mir oder bei den Hunden und Katzen?" Und
Fritz antwortete bescheiden: „Bei den Hunden und Katzen!" Da
lächelte die schöne Frau und sagte: „Du bist ein gutes Kind, und
ich werde daher Deinen Wunsch nicht unerfüllt lassen. Geh' hinaus
zu den Hunden und Katzen; dort wirst Du Dein Essen finden, wie
Du gewünscht hast!"

Nicht immer bleibet unser Wünschen unerfüllt,

Und unser Trachten, unser Sehnen ungestillt.

Von allen Wünschen trifft wohl einer ein —

Es kann dies freilich nur ein dummer sein. x 3.

Immer Hausfrau. 190

Frau Schulze: „Ah, Sie waren in Italien, Frau Müllern!
Sagen Sie 'mal, was haben Sie in Rom eigentlich für's Pfund
Schaffleisch bezahlt?"

Ein zweifelhaftes Geschäft.

Ein armer Witzbold verkauft an einen faden Salonschwätzer
einen guten Gelegenheitsscherz um zehn Mark. Als der Stutzer
denselben in Gesellschaft vorbringt, sagt Jedermann kopfschüttelnd
und zweifelnd: Wie kommt der zu einem so guten Scherz? Und
als der arme Witzbold sein goldenes Zehnmark-Stück wohlgefällig
seinen Hausleuten und im Wirthshause sehen läßt, denkt Jedermann
argwöhnisch: Wie kommt der zu einem goldenen Zehnmark-Stück!?

Warum?

(Ein Zeitbild.)

Wwei saßen am selben Tische
• ' Und Keiner sprach ein Wort,
Doch waren beide Kollegen
Und wohnten am selben Ort.

Sie waren im selben Alter
Und kannten sich lange Zeit;
Sie waren einst gute Freunde,
Was hat sie nur so entzweit?

Warum macht jetzt der Eine
Dem Andern ein Gesicht? —

Der Eine hat einen Orden, —
Der Andere aber nicht!

F. I. Stritt.