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Bon der Erde und ihren Bewohnern.

Kulturgeschichtlich-populär-wissenschaftlicher Wandervortrag des Df. Sulphnrius.

u dm beliebtesten Geschichten, von welchen die Wissen-
schaft zu erzählen weiß, gehört unstreitig die Kultur-
geschichte. Sie befaßt sich mit dem Menschen und
seiner Entwickelung und bewegt sich wie dieser aus
der Erdoberfläche, weßhalb >vir uns bemühen werden, unseren
Gegenstand auch nur so oberflächlich als möglich zu behandeln.
Fassen wir zunächst die Erde in's Auge, so sehen wir auf den
ersten Blick, daß dieselbe zwanzig Millionen Meilen von der
Sonne entfernt ist. Da der schnellste Eilzng 3600 Jahre
brauchen würde, um von der Sonne zur Erde zu gelangen, so
ergibt sich, daß, kämen wir heute irgendwo mit einem solchen
Eilzuge von der Sonne hier ans Erden an, das zweite Zeichen
zur Abfahrt in dem Augenblicke gegeben hätte werden müssen,
in tvelchem Abraham seinen Sohn Isaak zu opfern im Begriffe
stand. Die Erde ist übrigens ein Stern. Die meisten Sterne
haben eigentlich keinen Zweck, nur wurden sie früher zur Stern-
deuterei verwendet, und mit ihrer Hilfe verlor z. B. Wallensteiu
die meisten Schlachten. Da der Mensch oft lange warten muß,
bis er einen Stern zu sehen bekommt, wie z. B. die Second-
lieutenants, werden die Punkte, wo dies am längsten dauert,
Sternwarten genannt.

Zur leichteren Orientinnig der Schuljugend ist die Erde mit
Wendekreisen und Breitegraden überzogen, welche aber, ivcil für
die Schifffahrt gefährlich, demnächst wieder abgeschafft werden
sollen. Der größte Theil der Erde ist mit Wasser bedeckt,
welches aber nicht trinkbar ist. Will man es dennoch trinken,
so nennt man es Sauerbrunnen. Die Menschen benähen das
Meer meistentheils zur Seekrankheit.

Ans Rücksicht auf die vielen Menschen, die nur bis fünf

zählen können, ist das Festland in fünf Welttheile eingetheilt,
deren wichtigster Europa ist, welches, wie man kühn behaupten
kann, einen europäischen Ruf besitzt.

Geographisch setzt sich Europa aus mehreren Ländern zu-
sammen. Da ist z. B. Spanien, in welchem Lande, da nach
Schiller die schönen Tage von Aranjuez vorüber sind, meist
schlechtes Wetter herrscht. Außerdem findet man dort die Stier-
gefechte — Volksbelustigungen, bei denen dem Bergnngungscomitö
meistens die Gedärme heranshängcn; Frankreich, welches mit
: den Pyrenäen an Spanien und mit Widerwillen an Deutschland
grenzt; England, das gar nicht grenzt und wo in Folge
eines merkwürdigen Zufalls gerade die Engländer wohnen, denen
man aber auch sehr häufig in der Schweiz begegnet; Italien,
welches vorzüglich zur Aufbewahrung alter Bauten und Bilder-
gallcrien dient und deßhalb von allen Gebildeten besucht wird;
die Türkei, wo man die Schwiegermütter schon bei ihrer
! Geburt in den Bosporus wirft; Schweden, die Heimath der
Jönköpings, und der Trauerspiele von Ibsen; die beiden Länder,
welche den Grund bezeichnen, aus dem so Manche geheirathet
wird: „Nor —wegen Dene —Mark" :c. rc. rc. —

Der größte Strom Deutschlands außer der Donau ist der
Rhein, der in Granbündten entspringt, bei Schaffhausen gegen
2 Francs Entröe den berühmten Rheinsall bildet und bei Säckingen
aus Furcht vor dem bekannten Trompeterlied seinen Laus be-
schleunigt, bis er nach der beliebten Rheinreise in die Nordsee
gelangt. Dieser Strom wird in Deutschland mit Vorliebe zu
Liedern und Quartetten verwendet, so daß er bei her Lorelei
rein nicht mehr weiß, was cs bedeuten soll. Die Hauptstadt
Deutschlands ist Bayreuth, >vo die berühmten olympisch-
musikalischen Biihnensestspiele mit Hindernissen stattfinden.

Werfen wir unsere Blicke von der Gegenwart rückwärts auf
vergangene Zeiten, so begegnet uns Indien, die Heimath der
Indianer. Obwohl die Indier unzweifelhaft zu den ältesten
Völkern gehören, wissen mir doch von ihrer früheren Geschichte
sehr wenig, mic von vielen andern Dingen. Sie hatten eine
llnzahl Götter. Thiere, die sie nicht anbeteten, verstanden sie
zu zähmen; so half die Riesenschlange den Kindern bei den Auf-
gaben, daher der Name: Boa instructor, und Liebende wurden
in der Regel von einem Elcphanten begleitet, welche Rolle heut-
zutage nicht selten Tanten spielen. Auch die Aegypter ver-
ehrten Thiere und beteten sie an. Die Priester ließen aus der
Haut des heiligen Krokodils Geld- und Cigarrentnschen anfertigen
und unter die Gläubigen vertheilen. Bei der vor mehreren
Jahren geöffneten Mumie Ramses II. fand man, außer dem
4. Bande der „Uarda", zivei Pyramidenbau-Aktien und ein
Retour-Billet III. Classe nach Rosenheim zur Besichtigung der
bayerischen Königsschlösser. Welch' hohe Kulturstufe mußten die
alten Aegypter bereits erreicht haben! - Ihre bedeutendsten Götter
waren Isis und Osiris, welche eine furchtbare Macht und eine
eigene Arie besaßen, die den ägyptischen Bassisten meistens zu
tief war. Auch die Perser waren ein bedeutendes Kulturvolk,
was außer der Keilschrift die persischen Teppiche beweisen, welche

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Von der Erde und ihren Bewohnern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 90.1889, Nr. 2276, S. 83
 
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