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84 Der Unsterbliche und der Kadi.

die nackten Füße ritzend, durch das Wäldchen dem Orte zu,
wo die Prozession seiner harrte.

Dieselbe halte sich unterdessen auf einen längeren Aufenthalt
eingerichtet. Für die Derwische und die anderen Würdenträger
hatte man Zelte errichtet, die sonstigen Theilnehmer des Zuges
hatten es sich so bequem gemacht, als möglich. Lebensmittel-
verkäufer hatten ihre Waaren ausgekramt, Puppentheater und
andere Belustigungen waren rasch vorbereitet worden, und wer
nicht wußte, um was es sich handelte, konnte sich auf einen
Jahrmarkt versetzt glauben.

Man kann sich daher vorstellen, Ivelches Staunen es hervor-
rief, als man Jbu-Hakini erblickte, wie er zorngeröthet, mit
blutenden Fiißen nach kaum halbstündiger Abwesenheit wieder
erschien. Die Menge, die Derwische, die Beamten, alle fingen
sie zu murren an. Doch Jbu-Hakim kümmerte sich nicht darum.
Ohne Halt zu machen eilte er weiter und in großer Bestürz-
ung, voll dunkler Ahnungen schloß sich die Menge ihm an.
In tollem Laufe ging es den Berg hinab, bis Alle mitten aus
dem größten Platze tvaren, wo sich eine ungeheure Volksmenge
ansammelte.

„Mitbürger", begann der gerechte Kadi athemlos, „ein
unerhörter Betrug ist an Euch verübt worden!"

Die Menge brach in ein dumpfes Getöse aus.

„Die Kadis haben Euch bisher an der Nase herumgeführt!"

„Er lügt", schrien alle ehemaligen Kadis.

„Er lügt", brüllte die Menge.

„Der Unsterbliche ist längst gestorben", fuhr Jbu-Hakim fort.

„Er lügt", riefen seine Amtsvorgünger.

„Er hat ihn ermordet", rief einer von ihnen.

„Steinigt ihn!" toste das Volk.

Der arme Jbu-Hakim! Der Pöbel fiel über ihn her,
bewarf ihn mit Koth, schlug ihn, zupfte ihn am Barte und
spie ihm in's Gesicht. Hätten sich nicht einige Barmherzige
seiner angenommen, er wäre getödtet worden.

Noch am selben Tage wurde Jbu-Hakini seines Amtes ent-
setzt und ein neuer Kadi gewählt. Abermals trat die Prozession
zusammen, abermals wurde der Gang zu dem „Unsterblichen"
gemacht. Der neue Kadi blieb drei Tage in der Hütte. Als
er zurückkehrte und weisen Rath brachte, jauchzte das Volk.
Man überhäufte den Glücklichen mit Ehrenbezeugungen und
j Geschenken und er blieb Kadi sein Leben lang.

Jbn-Hakim aber starb arm und elend in der Verbannung.

Cmil Schiller.

Nothwendige Folge.

Max: „Mama, was steht in dem Telegramm, welches Du
eben erhalten hast?" — Mama: „In dem Telegramm steht,
daß Deiner Schwester Marianne heute der Storch einen kleinen
Jungen gebracht hat; Deine Mama ist also jetzt Großmama und
Du, kleiner Knirps, bist Onkel geworden!" — Max (sich in die
Brust werfend): „Dann werd' ich auch bald angepumpt werden,
Mama!" ____

Regelrechte Buchung.

A (zu seinem Freund): „Die Mitgift hat mir mein Schwieger-
vater gutgeschrieben!" — B: „Dagegen hat er Dich mit der
Tochter belastet!"

Diagnose.

Mann: „Was sagen Sie zur Krankheit meiner Frau?" —
Doctor: „Sprechen Sie aufrichtig, haben Sie genügend Geld zu
einer längeren Badereise?" - Mann: „Nein!" — Doctor:
„Nun, dann muß sie halt hier gesund werden!"

2.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verschiedene Lasten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hengeler, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 97.1892, Nr. 2458, S. 84

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