Ein Freund der Schwieger- 183
mutter.
u Wort und Schrift hatte er schon
oft den Beweis dafür zn erbringen
tW)jt gesucht, daß die boshaften Witze
über Schwiegermütter niemals
einer edlen Natur entspringen.
. Auch sein neuester Artikel in der „Morgen-
Zeitung" drückte wieder in rührender Weise
den herben Mißinuth aus, den, seiner An-
sicht nach, billig denkende Menschen empfinden
müssen, wenn stets die unschuldigen Schwie-
germütter zum Gegenstände des Spottes
gemacht werden. Dieser Artikel erregte
begreiflicherweise Sensation in den Kreisen
jener Damen, denen der Himmel einen
oder mehrere Schwiegersöhne beschieden
hatte.
Alsbald fanden sich auch zahlreiche
Schwiegermütter behufs Besprechung zu- j
sammen, um dem „Edelsten der Menschen"
in gebührender Weise zn danken. „Wer den
Muth hat, der öffentlichen Meinung zu
trotzen und den Verfolgten zu schützen, dem
gebührt Dank und Hochschätzung." So
meinte eine biedere Matrone, eine verfolgte
Schwiegermutter von sechs Schwiegersöhnen,
und als inan ihr ob dieses Ausspruches
lauten Beifall zollte, da beantragte sie:
Man möge eine Deputation entsenden,
welche dem Artikelschrciber den heißen Dank
für seine offene Sprache und seine muthige
Inschutznahme ausdrücken solle.
Und so geschah cs auch. Zwölf der an-
wesenden Damen wurden entsendet, um den
Dank sämmtlicher Schwiegermütter zu über-
mitteln. Sofort begab sich die Deputation
auf den Weg.
Es war ein kleines Hänschen, in welches
sie eintraten und worin ihr Schutzbeflissener,
der Dichter Krügerl, wohnte. Im Vor-
zimmer empfing die Deputation eine ältere
Dame.
„Was wünschen Sie?" frug diese etwas
unwirsch.
„Wir möchten Herrn Krügerl sprechen,
um ihm-"
„Mein Schwiegersohn empfängt keine
Damenbesuche, darf keine empfangen —
und nun machen Sie, daß Sie fort-
kommen!"
Noch ein Wort wagte die Sprecherin,
doch mit einer Wucht wurde die Thüre
zugeschlagen, daß die weißen Milchscheiben
in Scherben umherflogen.
„Der schreibt für die Schwieger-
mütter?" frug draußen eine Dame die
andere.
„Kann mir's denken — der muß!"
_ Adolf tz-Is-k.
21*
mutter.
u Wort und Schrift hatte er schon
oft den Beweis dafür zn erbringen
tW)jt gesucht, daß die boshaften Witze
über Schwiegermütter niemals
einer edlen Natur entspringen.
. Auch sein neuester Artikel in der „Morgen-
Zeitung" drückte wieder in rührender Weise
den herben Mißinuth aus, den, seiner An-
sicht nach, billig denkende Menschen empfinden
müssen, wenn stets die unschuldigen Schwie-
germütter zum Gegenstände des Spottes
gemacht werden. Dieser Artikel erregte
begreiflicherweise Sensation in den Kreisen
jener Damen, denen der Himmel einen
oder mehrere Schwiegersöhne beschieden
hatte.
Alsbald fanden sich auch zahlreiche
Schwiegermütter behufs Besprechung zu- j
sammen, um dem „Edelsten der Menschen"
in gebührender Weise zn danken. „Wer den
Muth hat, der öffentlichen Meinung zu
trotzen und den Verfolgten zu schützen, dem
gebührt Dank und Hochschätzung." So
meinte eine biedere Matrone, eine verfolgte
Schwiegermutter von sechs Schwiegersöhnen,
und als inan ihr ob dieses Ausspruches
lauten Beifall zollte, da beantragte sie:
Man möge eine Deputation entsenden,
welche dem Artikelschrciber den heißen Dank
für seine offene Sprache und seine muthige
Inschutznahme ausdrücken solle.
Und so geschah cs auch. Zwölf der an-
wesenden Damen wurden entsendet, um den
Dank sämmtlicher Schwiegermütter zu über-
mitteln. Sofort begab sich die Deputation
auf den Weg.
Es war ein kleines Hänschen, in welches
sie eintraten und worin ihr Schutzbeflissener,
der Dichter Krügerl, wohnte. Im Vor-
zimmer empfing die Deputation eine ältere
Dame.
„Was wünschen Sie?" frug diese etwas
unwirsch.
„Wir möchten Herrn Krügerl sprechen,
um ihm-"
„Mein Schwiegersohn empfängt keine
Damenbesuche, darf keine empfangen —
und nun machen Sie, daß Sie fort-
kommen!"
Noch ein Wort wagte die Sprecherin,
doch mit einer Wucht wurde die Thüre
zugeschlagen, daß die weißen Milchscheiben
in Scherben umherflogen.
„Der schreibt für die Schwieger-
mütter?" frug draußen eine Dame die
andere.
„Kann mir's denken — der muß!"
_ Adolf tz-Is-k.
21*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das improvisirte Carroussel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
"n. K. Pommerhanz A. Hengeler“
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 97.1892, Nr. 2469, S. 183
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg