Verblümt.
Schnapsbruder:
„Bitt' schön, gnä' Herr,
haben S' uit eine ge-
tragene Winterhose zur Er-
wärmung meiner Beine?"
Herr: „Sie haben ja
schon eine gute Winter-
hose an wozu brauchen
Sie noch eine zweite?"
Schnapsbruder:
„Zur Erwärmung meines
Magens!"
Die Hauptsache.
Hilfsämterdirektor
(dem der Gerichtsdiener
eben ein schlecht zusam-
mengenähtes Schriftstück
vom Untersuchungsrichter
bringt, verächtlich): „Na-
türlich ! Protocolle auf-
nehmen und solches Zeug,
das treffen Sie, aber einen
Act ordentlich heften, das
kann Keiner von Ihnen!"
Geniale Frisur.
„Aber sagen Sie nur, lieber Freund, wie gehen denn Ihre Kinder
da draußen in der Spielstube mit dem fremden Herren um?" — „Ach,
das ist ja unser Zimmerherr, der Klaviervirtuos Krasinsky; der hat heute
Conccrt und da läßt er sich immer vorher von ihnen genial zerraufen!"
Daheim. 231
DDie viel Gefahren dich
nmdräncn,
Du hältst viel Noth und
Mühsal aus,
Kannst du dich nur iin
Stille» freue»:
Ich komm' »ach Haus!
Was Fremde dir an Ehren
schufen,
Viel wen'ger macht's dem
Herzen aus,
Als wenn die Deinen
fröhlich rufen:
Er kommt nach Haus!
Mehr kannst du nicht an
Glück erjagen
Und zögst du noch so weit
hinaus,
Als froh so recht von
Herzen sagen:
Ich bin zu Haus!
Älb. Uoderich.
Seltsames I a g d a b e u t e u e r.
„Ä, meine Herr'»", sagte der alte Oberförster Mieshammer
eines Abends am Stammtisch, „früher war man auf der Jagd
noch viel verwegener als heutzutage! Da lassen Sie sich nur einmal
erzählen, was ich als junger Forstpraktikant gemacht Hab': Wechselt
da die ganze Zeit über die Donau herüber in unser Revier ein
Kapitalhirsch; lang schon pass' ich ihm auf, kann ihn'aber nicht er-
wischen! Da eines Abends — es war mitten im Winter — wie
ich aus dem Hochholz heraus komm', steht er auch schon vierzig
Schritte von mir weg auf der Blöße da! Ich nehm' ihn natürlich
gleich scharf auf's Korn und drück' los — da kommt mir's erst,
daß ich vor Aufregung zu laden vergessen! Der Hirsch aber
hat mich schon bemerkt, springt mit einem Satz über die Böschung,
klatscht im Wasser auf und schwimmt im nächsten Augenblick bereits
in der Donau. Ich lauf' nur schnell an's Ufer hinunter, mach' ein
Boot los, das da an der Kette hängt, und rüder' aus Leibeskräften
hinterd'rein! Und wirklich, nach fünf Minuten bin ich ihm schon
so nah, daß ich ihm die Bootskette über's Geweih werfen kann!
„Hollah", denk' ich, „Bruder, jetzt bist du mein!" Der Hirsch aber
arbeitet wie närrisch auf's Ufer los und erreicht's auch trotz der
starken Strömung. Da plötzlich macht er einen Satz — ich flieg'
im weiten Bogen in's Wasser und der Hirsch rennt mit dem Boot
am Geweih in den Wald hinein!" — (Lebhafte Bewegung am
Stammtisch.)
„Ja", sagt der Oberförster, tief aufschnaufend, „das war ein
kaltes Bad damals — ich Hab' lang noch d'ran laborirt! Den Saper-
menter von einem Hirschen aber hat erst zehn Jahre später
mein Reviernachbar geschossen!"
„Wie?" frug Einer. „Woran hat denn der erkannt, daß es
der nämliche Hirsch war?"
„Aber, ich bitt' Sie", entgegnet der Oberförster und sah den
Frager verwundert an, „er schleppte ja doch am Geweih das
Boot mit der Kette nach!!" 8.
Fatales M i ß v e r st ii u d »i ß.
Ah, ein Bouquet vom Herrn Lieutenant! . . . Und noch
Rosen um diese Zeit!"
„Nicht wahr — am neunundzwanzigsten!
Schnapsbruder:
„Bitt' schön, gnä' Herr,
haben S' uit eine ge-
tragene Winterhose zur Er-
wärmung meiner Beine?"
Herr: „Sie haben ja
schon eine gute Winter-
hose an wozu brauchen
Sie noch eine zweite?"
Schnapsbruder:
„Zur Erwärmung meines
Magens!"
Die Hauptsache.
Hilfsämterdirektor
(dem der Gerichtsdiener
eben ein schlecht zusam-
mengenähtes Schriftstück
vom Untersuchungsrichter
bringt, verächtlich): „Na-
türlich ! Protocolle auf-
nehmen und solches Zeug,
das treffen Sie, aber einen
Act ordentlich heften, das
kann Keiner von Ihnen!"
Geniale Frisur.
„Aber sagen Sie nur, lieber Freund, wie gehen denn Ihre Kinder
da draußen in der Spielstube mit dem fremden Herren um?" — „Ach,
das ist ja unser Zimmerherr, der Klaviervirtuos Krasinsky; der hat heute
Conccrt und da läßt er sich immer vorher von ihnen genial zerraufen!"
Daheim. 231
DDie viel Gefahren dich
nmdräncn,
Du hältst viel Noth und
Mühsal aus,
Kannst du dich nur iin
Stille» freue»:
Ich komm' »ach Haus!
Was Fremde dir an Ehren
schufen,
Viel wen'ger macht's dem
Herzen aus,
Als wenn die Deinen
fröhlich rufen:
Er kommt nach Haus!
Mehr kannst du nicht an
Glück erjagen
Und zögst du noch so weit
hinaus,
Als froh so recht von
Herzen sagen:
Ich bin zu Haus!
Älb. Uoderich.
Seltsames I a g d a b e u t e u e r.
„Ä, meine Herr'»", sagte der alte Oberförster Mieshammer
eines Abends am Stammtisch, „früher war man auf der Jagd
noch viel verwegener als heutzutage! Da lassen Sie sich nur einmal
erzählen, was ich als junger Forstpraktikant gemacht Hab': Wechselt
da die ganze Zeit über die Donau herüber in unser Revier ein
Kapitalhirsch; lang schon pass' ich ihm auf, kann ihn'aber nicht er-
wischen! Da eines Abends — es war mitten im Winter — wie
ich aus dem Hochholz heraus komm', steht er auch schon vierzig
Schritte von mir weg auf der Blöße da! Ich nehm' ihn natürlich
gleich scharf auf's Korn und drück' los — da kommt mir's erst,
daß ich vor Aufregung zu laden vergessen! Der Hirsch aber
hat mich schon bemerkt, springt mit einem Satz über die Böschung,
klatscht im Wasser auf und schwimmt im nächsten Augenblick bereits
in der Donau. Ich lauf' nur schnell an's Ufer hinunter, mach' ein
Boot los, das da an der Kette hängt, und rüder' aus Leibeskräften
hinterd'rein! Und wirklich, nach fünf Minuten bin ich ihm schon
so nah, daß ich ihm die Bootskette über's Geweih werfen kann!
„Hollah", denk' ich, „Bruder, jetzt bist du mein!" Der Hirsch aber
arbeitet wie närrisch auf's Ufer los und erreicht's auch trotz der
starken Strömung. Da plötzlich macht er einen Satz — ich flieg'
im weiten Bogen in's Wasser und der Hirsch rennt mit dem Boot
am Geweih in den Wald hinein!" — (Lebhafte Bewegung am
Stammtisch.)
„Ja", sagt der Oberförster, tief aufschnaufend, „das war ein
kaltes Bad damals — ich Hab' lang noch d'ran laborirt! Den Saper-
menter von einem Hirschen aber hat erst zehn Jahre später
mein Reviernachbar geschossen!"
„Wie?" frug Einer. „Woran hat denn der erkannt, daß es
der nämliche Hirsch war?"
„Aber, ich bitt' Sie", entgegnet der Oberförster und sah den
Frager verwundert an, „er schleppte ja doch am Geweih das
Boot mit der Kette nach!!" 8.
Fatales M i ß v e r st ii u d »i ß.
Ah, ein Bouquet vom Herrn Lieutenant! . . . Und noch
Rosen um diese Zeit!"
„Nicht wahr — am neunundzwanzigsten!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geniale Frisur" "Fatales Mißverständniß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 97.1892, Nr. 2474, S. 231
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg