Braunschweig-Veltenhof, nahe der Scheverlingenburg
am Oker-Schunter-Zusammenfluß (Abb. 15b, S. 32),
von der Burgwall-, Siedlungs- und Gräberfeldstelle
Braunschweig-Querum, der Niederungsburg Lüers-
burg bei Königslutter, Ldkr. Helmstedt, und von der
Pfalz Werla bei Schladen, Ldkr. Wolfenbüttel, einzu-
beziehen23.
Überregional steht die Keramikware in einem größe-
ren Gesamtzusammenhang und ist einer Formen-
gruppe zuzuweisen, deren Verbreitungsgebiet von
Hamburg bis Magdeburg und in das Nordharzvorland
reicht24.
Die Braunschweiger Fundgruppe ist bislang durch
einen terminus ante quem chronologisch festgelegt. Die-
ser wird durch drei aus Gräbern der ersten Kirchen-
periode auf dem Kohlmarkt stammenden Emailschei-
benfibeln und deren stratigraphische Einbindung und
Datierung in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts
bestimmt (vgl. Beitrag Dinklage, S. 271 ffj^.
Auf dem Kohlmarkt folgt dem Siedlungshorizont eine
Kirchengründung. Spätestens dieser Funktionswandel
in der Besiedlung ist dann zur Gründung eines (befe-
stigten) Herrensitzes auf der nahen Okerhalbinsel in
Beziehung zu bringen26.
Wie sich das Siedlungsgefüge im Hinblick auf ggf.
noch ältere Komponenten auf der westlichen Nieder-
terrasse durch kommende Grabungsergebnisse am
Ende auch darstellen wird, einige Faktoren der jüngeren
Siedlungsentwicklung liegen bereits vor. Allerdings
beziehen sie sich auf Kirchenbauten und noch nicht auf
die eigentlichen Siedlungsbefunde.
Die Dynamik der Siedlungsentwicklung im 10. Jahr-
hundert ist in der zweimaligen Vergrößerung der dem
ersten Holzbau auf dem Kohlmarkt nachfolgenden
Steinkirche bereits ablesbar. Sie erfährt eine Steigerung
mit der Errichtung einer weiteren Pfarrkirche oder
Kaufmannskirche (?), dem Gründungsbau der späte-
ren hochmittelalterlichen St.-Jakobs-Kapelle am neu-
zeitlichen Eiermarkt, rd. 250 m westlich der Kohl-
marktkirchen gelegen27.
Deutet sich aber in der Lage dieser Kirche bereits die
räumliche Richtung der Wachstumsphase an, dann ist
deren Begründung freilich — etwa gesteigerte Hand-
werks- und Handelsaktivität — archäologisch gegen-
wärtig noch nicht im mindesten faßbar.
Zum hochmittelalterlichen Stadtausbau
Im Vergleich der orohydrographischen Altland-
schaftsstruktur mit der von den Weichbilden um 1220
eingenommenen Stadtfläche (Abb. 7) wird die Ver-
doppelung des ursprünglich besiedlungsfähigen Ge-
ländes und die offensichtlich ihr zugrundeliegende ein-
heitliche Planung erkennbar. Nach dem augenblickli-
chen Arbeitsstand sind rd. 64 Hektar, d.h. 56 Prozent
der 114 Hektar umfassenden Stadtfläche in die Maß-
nahmen zur Baulandgewinnung einbezogen worden.
Trotz siedlungsungünstiger Bedingungen in der Nie-
derung wurde die Burg Dankwarderode mit einem
allseitig schützenden Stadtkörper umgeben und damit
eine zentrale Lage der herzoglichen Residenz erreicht.
Die auslösende Initiative hierzu wird von Heinrich
dem Löwen ausgegangen sein, wie dies Reinhard Liess
von einem anderen Ansatz her in Zusammenhang mit
einer Analyse der topographischen Disposition der
Gruppenstadt dargelegt hat (1980, 14f.).
Archäologisch ist hier vorerst zusammenfassend auf
die Technik der Landgewinnung und Bebauung in der
Niederung einzugehen, soweit sich diese schon auf-
grund der Befunde beschreiben läßt28. Grundsätzlich
muß davon ausgegangen werden, daß die quer durch
die Niederung künstlich angelegte Straßenachse
Damm—Langedammstraße südlich der Burg während
der Trockenlegung des Hagenareals zugleich als Deich
Abb. 12 Braunschweig, Hagen-Mitte, Hagenmarkt (Stadtgrabung 27). Untere (li.) und obere Knüppeldecke mit Astwerk
von Eichen und Erlen aus der Zeit um 1200 (vgl. Farbtaf. 4a, Befunde 93 und 127).
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am Oker-Schunter-Zusammenfluß (Abb. 15b, S. 32),
von der Burgwall-, Siedlungs- und Gräberfeldstelle
Braunschweig-Querum, der Niederungsburg Lüers-
burg bei Königslutter, Ldkr. Helmstedt, und von der
Pfalz Werla bei Schladen, Ldkr. Wolfenbüttel, einzu-
beziehen23.
Überregional steht die Keramikware in einem größe-
ren Gesamtzusammenhang und ist einer Formen-
gruppe zuzuweisen, deren Verbreitungsgebiet von
Hamburg bis Magdeburg und in das Nordharzvorland
reicht24.
Die Braunschweiger Fundgruppe ist bislang durch
einen terminus ante quem chronologisch festgelegt. Die-
ser wird durch drei aus Gräbern der ersten Kirchen-
periode auf dem Kohlmarkt stammenden Emailschei-
benfibeln und deren stratigraphische Einbindung und
Datierung in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts
bestimmt (vgl. Beitrag Dinklage, S. 271 ffj^.
Auf dem Kohlmarkt folgt dem Siedlungshorizont eine
Kirchengründung. Spätestens dieser Funktionswandel
in der Besiedlung ist dann zur Gründung eines (befe-
stigten) Herrensitzes auf der nahen Okerhalbinsel in
Beziehung zu bringen26.
Wie sich das Siedlungsgefüge im Hinblick auf ggf.
noch ältere Komponenten auf der westlichen Nieder-
terrasse durch kommende Grabungsergebnisse am
Ende auch darstellen wird, einige Faktoren der jüngeren
Siedlungsentwicklung liegen bereits vor. Allerdings
beziehen sie sich auf Kirchenbauten und noch nicht auf
die eigentlichen Siedlungsbefunde.
Die Dynamik der Siedlungsentwicklung im 10. Jahr-
hundert ist in der zweimaligen Vergrößerung der dem
ersten Holzbau auf dem Kohlmarkt nachfolgenden
Steinkirche bereits ablesbar. Sie erfährt eine Steigerung
mit der Errichtung einer weiteren Pfarrkirche oder
Kaufmannskirche (?), dem Gründungsbau der späte-
ren hochmittelalterlichen St.-Jakobs-Kapelle am neu-
zeitlichen Eiermarkt, rd. 250 m westlich der Kohl-
marktkirchen gelegen27.
Deutet sich aber in der Lage dieser Kirche bereits die
räumliche Richtung der Wachstumsphase an, dann ist
deren Begründung freilich — etwa gesteigerte Hand-
werks- und Handelsaktivität — archäologisch gegen-
wärtig noch nicht im mindesten faßbar.
Zum hochmittelalterlichen Stadtausbau
Im Vergleich der orohydrographischen Altland-
schaftsstruktur mit der von den Weichbilden um 1220
eingenommenen Stadtfläche (Abb. 7) wird die Ver-
doppelung des ursprünglich besiedlungsfähigen Ge-
ländes und die offensichtlich ihr zugrundeliegende ein-
heitliche Planung erkennbar. Nach dem augenblickli-
chen Arbeitsstand sind rd. 64 Hektar, d.h. 56 Prozent
der 114 Hektar umfassenden Stadtfläche in die Maß-
nahmen zur Baulandgewinnung einbezogen worden.
Trotz siedlungsungünstiger Bedingungen in der Nie-
derung wurde die Burg Dankwarderode mit einem
allseitig schützenden Stadtkörper umgeben und damit
eine zentrale Lage der herzoglichen Residenz erreicht.
Die auslösende Initiative hierzu wird von Heinrich
dem Löwen ausgegangen sein, wie dies Reinhard Liess
von einem anderen Ansatz her in Zusammenhang mit
einer Analyse der topographischen Disposition der
Gruppenstadt dargelegt hat (1980, 14f.).
Archäologisch ist hier vorerst zusammenfassend auf
die Technik der Landgewinnung und Bebauung in der
Niederung einzugehen, soweit sich diese schon auf-
grund der Befunde beschreiben läßt28. Grundsätzlich
muß davon ausgegangen werden, daß die quer durch
die Niederung künstlich angelegte Straßenachse
Damm—Langedammstraße südlich der Burg während
der Trockenlegung des Hagenareals zugleich als Deich
Abb. 12 Braunschweig, Hagen-Mitte, Hagenmarkt (Stadtgrabung 27). Untere (li.) und obere Knüppeldecke mit Astwerk
von Eichen und Erlen aus der Zeit um 1200 (vgl. Farbtaf. 4a, Befunde 93 und 127).
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