periodisieren (Warengruppe L, vgl. Fundangaben zu
den Stadtgrabungen 10, 18, 19, 23, 55). Die Bezeich-
nung grautonige Irdenware (wie sie im Beitrag Hennicke
verwandt wird, wie die Bezeichnung gelbtonige Irden-
ware im Beitrag Okrusch) ist auf einen zwischenzeit-
lichen Arbeitsbegriff zurückzuführen, der nach H.-G.
Stephan gewählt wurde.
DieIrdenware (Warengruppe J, vgl. bes. Fundan-
gaben zur Stadtgrabung 19 und Beitrag Okrusch) um-
faßt alle Farbschattierungen von weißgelb bis ocker-
farben.
Die im Rahmen des Arbeitsberichtes ausgewählten
tabellarischen Arbeitsergebnisse werden in drei kera-
mischen Stadien gruppiert, die aufgrund typologi-
scher, erster keramiktechnologischer, funktioneller,
produktionstechnischer und handelsstruktureller
Merkmale unterschieden sind.
Kohlmarkt-Keramik des 9./1. Hälfte des 10. Jhs. (Tab.
1—3,Farbtaf. 7—9, Abb. 15a(b, Fundangaben 3". 118f.)
Aufgrund einer auch regional bereits breiteren Mate-
rialbasis von rd. 4000 Scherben, die grundlegend in
Serien aus funktionell geschlossenen Schichtfolgen
vorliegen (Tab. 1-3) und einer ersten keramiktech-
nologischen Durchmusterung von M. Okrusch (brief-
liche Mitteilung 1984), sind fünf Waren (W) bzw.
Warengruppen (WG) zu unterscheiden:
A Rauhe graubräunliche Granitgrusware (Standbodenware/WG)
Dünn- bis wenig dickwandiger Scherben. Oberfläche außen wie
innen graubräunlich, hellrotbraun gefleckt; außen glatt bis rauh,
innen rauh bis körnig, unterhalb des Randes teilweise sehr feine
Drehrillen; im Bruch graubräunlich. Gemischte mittlere bis grobe
(3,3 mm) Magerung mit eckigen bis gerundeten Granitbruch-
stücken, teilweise überwiegend Quarz. Oxydierend-reduzierend
weich bis hart gebrannt.
B Glatte grau-hellbraune Granitgrusware (Standbodenware?/W)
Dickwandiger Scherben. Oberfläche außen graubräunlich bis hell-
bräunlich, überschlämmt bzw. verstrichen; innen grau-hellbräun-
lich, körnig bis rauh; im Bruch grauer Kern, teilweise hellbräunlich
gemantelt. Matrix mikroskopisch glimmerig, erkennbar Quarz- und
Feldspatkörner, Hellglimmer. Gemischte, überwiegend grobe
(3,6 mm) Magerung mit eckigen Granitbruchstücken: überwiegend
Quarz, Mikroklinmikroperthit (Kalifeldspat), Plagioklas, zurücktre-
tend Biotit, Hellglimmer. Weich gebrannt.
C Rotbraune Kalkgrusware (älteste Kugeltopfware/W)
Dickwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen rotbraun,
graugefleckt, glatt bis körnig; Fingerspuren; im Bruch grauer Kern,
schwach rotbraun gemantelt. Matrix glimmerig, erkennbar Quarz-
und Feldspatkörner. Gemischte, gerundet bis eckige, mittlere bis
sehr grobe (8 mm) Magerung mit überwiegend Kalkstein (mit Fos-
silresten und gerundeten Quarzkörnern), Quarzaggregaten, unter-
geordnet Mikroklinmikroperthit. Weich gebrannt.
D Ältere graue Granitgrusware (älteste Kugeltopfware, auch Stand-
boden?/WG)
Dick- bis dünnwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen
dunkel-hellgrau, hellbräunlich gefleckt; außen glatt bis rauh, innen
tauh bis körnig; im Bruch grau. Matrix glimmerig mit Quarz-,
Feldspat-, Hellglimmerkörnern. Gemischte, grobe (5 mm), meist
eckige Magerung mit Granitbruchstücken: überwiegend Verwach-
sungen aus Quarz, Mikroklinmikroperthit, Plagioklas, untergeord-
net Glimmer (Biotit, Muscovit). Überwiegend weich reduzierend
gebrannt.
E Altere grau-hellrotbraune Granitgrusware (älteste Kugeltopfware,
auch Standboden ?/WG)
Dick- bis dünnwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen
grau-hellrotbräunlich gefleckt, außen glatt bis rauh, innen rauh bis
körnig; im Bruch grau, teilweise hellrotbräunlich gemantelt. Matrix
glimmerig bis kaum auflösbar. Gemischte, überwiegend grobe
(5 mm), gerundet bis eckige Magerung mit Granitbruchstücken:
Quarz, Mikroklinmikroperthit, Plagioklas, wenig Epidot. Überwie-
gend weich oxydierend gebrannt.
Die älteren Granitgruswarengruppen D und E sind als
jeweils jüngere Granitgruswaren (Kugeltopfwaren,
Warengruppen F, G) mit Knick-, Kragen-, Lippen-
oder Kehlrand (vgl. Abb. 82f, S. 152f.) hartgebrannt,
gefügedichter und dünnwandiger bis in das 12. Jh., in
der Ware N (vgl. Tab. 4, S. 38) als jüngste grau-
hellrotbraune Granitgrusware schließlich noch im 13.
Jh. in Gebrauch.
Typische Kennzeichen der Kohlmarkt-Keramik sind:
1. die Vergesellschaftung der Standbodenware mit
(wohl) Kümpfen, konischen Näpfen mit Steilrand und
ältesten Kugeltopfwaren mit Sichelrand (Randwurzel
verdickt, teilweise dünn ausgezogene Randlippe), ver-
einzelt Lippenrand;
2. das Nebeneinander von überwiegend reduzierend
und oxydierend weich gebrannten Granitgruswaren;
3. die nicht spezialisierten Grundformen, ferner die
örtliche Herstellung auch unter Verwendung der
Drehscheibe und (wohl) kein Import.
Keramik aus dem 13. Jh. (Tab. 4 mit ausgewählten
Fundangaben 5. 108ff, 121f., 150)
Typische Kennzeichen sind:
1. das Nebeneinander von Warenarten der Granit-
grusware, älterer und jüngerer grauer Irdenware, gel-
ber Irdenware, (hochmittelalterlicher) bleiglasierter Ir-
denware (bislang seit 1200 im kontinuierlichen Ge-
brauch bis in die Neuzeit nachzuweisen), Faststeinzeug
(seit um 1250) und älterer Mündelkeramik (Vierpaß-
mündung, spätestens seit um 1250);
2. die vergesellschafteten Leitformen (für die 2. Jahr-
hunderthälfte) des Kugeltopfes mit spezialisiertem
Lippenrand der jüngeren grauen Irdenware, des Be-
chers auf Standleisten mit Vierpaßrand der älteren
Mündelkeramik und der Winkelhenkelgrapen der jün-
geren grauen Irdenware; ferner die Gefäßtypen der
Kugelkanne, des Kruges mit Steilrand und Standlei-
sten sowie der Standbodengefäße vornehmlich der
gelben Irdenware; schließlich Stempeldekore und das
zeitliche Nebeneinander von mit Drehrillen besetzten
und glatten Halszonen an Kugeltöpfen;
3. die weitgehend spezialisierte Keramik, die Vielfalt
der Warenarten (u. a. der hohe Anteil der bleiglasierten
Irdenware in den Fundkomplexen mit Mittelwerten
um 9 %) und die kleinräumig verbreitete Herstellung
mit Sonderformen sowie der Import besonders der
bleiglasierten Irdenware für gehobenen Bedarf.
Fortsetzung auf Seite 48
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den Stadtgrabungen 10, 18, 19, 23, 55). Die Bezeich-
nung grautonige Irdenware (wie sie im Beitrag Hennicke
verwandt wird, wie die Bezeichnung gelbtonige Irden-
ware im Beitrag Okrusch) ist auf einen zwischenzeit-
lichen Arbeitsbegriff zurückzuführen, der nach H.-G.
Stephan gewählt wurde.
DieIrdenware (Warengruppe J, vgl. bes. Fundan-
gaben zur Stadtgrabung 19 und Beitrag Okrusch) um-
faßt alle Farbschattierungen von weißgelb bis ocker-
farben.
Die im Rahmen des Arbeitsberichtes ausgewählten
tabellarischen Arbeitsergebnisse werden in drei kera-
mischen Stadien gruppiert, die aufgrund typologi-
scher, erster keramiktechnologischer, funktioneller,
produktionstechnischer und handelsstruktureller
Merkmale unterschieden sind.
Kohlmarkt-Keramik des 9./1. Hälfte des 10. Jhs. (Tab.
1—3,Farbtaf. 7—9, Abb. 15a(b, Fundangaben 3". 118f.)
Aufgrund einer auch regional bereits breiteren Mate-
rialbasis von rd. 4000 Scherben, die grundlegend in
Serien aus funktionell geschlossenen Schichtfolgen
vorliegen (Tab. 1-3) und einer ersten keramiktech-
nologischen Durchmusterung von M. Okrusch (brief-
liche Mitteilung 1984), sind fünf Waren (W) bzw.
Warengruppen (WG) zu unterscheiden:
A Rauhe graubräunliche Granitgrusware (Standbodenware/WG)
Dünn- bis wenig dickwandiger Scherben. Oberfläche außen wie
innen graubräunlich, hellrotbraun gefleckt; außen glatt bis rauh,
innen rauh bis körnig, unterhalb des Randes teilweise sehr feine
Drehrillen; im Bruch graubräunlich. Gemischte mittlere bis grobe
(3,3 mm) Magerung mit eckigen bis gerundeten Granitbruch-
stücken, teilweise überwiegend Quarz. Oxydierend-reduzierend
weich bis hart gebrannt.
B Glatte grau-hellbraune Granitgrusware (Standbodenware?/W)
Dickwandiger Scherben. Oberfläche außen graubräunlich bis hell-
bräunlich, überschlämmt bzw. verstrichen; innen grau-hellbräun-
lich, körnig bis rauh; im Bruch grauer Kern, teilweise hellbräunlich
gemantelt. Matrix mikroskopisch glimmerig, erkennbar Quarz- und
Feldspatkörner, Hellglimmer. Gemischte, überwiegend grobe
(3,6 mm) Magerung mit eckigen Granitbruchstücken: überwiegend
Quarz, Mikroklinmikroperthit (Kalifeldspat), Plagioklas, zurücktre-
tend Biotit, Hellglimmer. Weich gebrannt.
C Rotbraune Kalkgrusware (älteste Kugeltopfware/W)
Dickwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen rotbraun,
graugefleckt, glatt bis körnig; Fingerspuren; im Bruch grauer Kern,
schwach rotbraun gemantelt. Matrix glimmerig, erkennbar Quarz-
und Feldspatkörner. Gemischte, gerundet bis eckige, mittlere bis
sehr grobe (8 mm) Magerung mit überwiegend Kalkstein (mit Fos-
silresten und gerundeten Quarzkörnern), Quarzaggregaten, unter-
geordnet Mikroklinmikroperthit. Weich gebrannt.
D Ältere graue Granitgrusware (älteste Kugeltopfware, auch Stand-
boden?/WG)
Dick- bis dünnwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen
dunkel-hellgrau, hellbräunlich gefleckt; außen glatt bis rauh, innen
tauh bis körnig; im Bruch grau. Matrix glimmerig mit Quarz-,
Feldspat-, Hellglimmerkörnern. Gemischte, grobe (5 mm), meist
eckige Magerung mit Granitbruchstücken: überwiegend Verwach-
sungen aus Quarz, Mikroklinmikroperthit, Plagioklas, untergeord-
net Glimmer (Biotit, Muscovit). Überwiegend weich reduzierend
gebrannt.
E Altere grau-hellrotbraune Granitgrusware (älteste Kugeltopfware,
auch Standboden ?/WG)
Dick- bis dünnwandiger Scherben. Oberfläche außen wie innen
grau-hellrotbräunlich gefleckt, außen glatt bis rauh, innen rauh bis
körnig; im Bruch grau, teilweise hellrotbräunlich gemantelt. Matrix
glimmerig bis kaum auflösbar. Gemischte, überwiegend grobe
(5 mm), gerundet bis eckige Magerung mit Granitbruchstücken:
Quarz, Mikroklinmikroperthit, Plagioklas, wenig Epidot. Überwie-
gend weich oxydierend gebrannt.
Die älteren Granitgruswarengruppen D und E sind als
jeweils jüngere Granitgruswaren (Kugeltopfwaren,
Warengruppen F, G) mit Knick-, Kragen-, Lippen-
oder Kehlrand (vgl. Abb. 82f, S. 152f.) hartgebrannt,
gefügedichter und dünnwandiger bis in das 12. Jh., in
der Ware N (vgl. Tab. 4, S. 38) als jüngste grau-
hellrotbraune Granitgrusware schließlich noch im 13.
Jh. in Gebrauch.
Typische Kennzeichen der Kohlmarkt-Keramik sind:
1. die Vergesellschaftung der Standbodenware mit
(wohl) Kümpfen, konischen Näpfen mit Steilrand und
ältesten Kugeltopfwaren mit Sichelrand (Randwurzel
verdickt, teilweise dünn ausgezogene Randlippe), ver-
einzelt Lippenrand;
2. das Nebeneinander von überwiegend reduzierend
und oxydierend weich gebrannten Granitgruswaren;
3. die nicht spezialisierten Grundformen, ferner die
örtliche Herstellung auch unter Verwendung der
Drehscheibe und (wohl) kein Import.
Keramik aus dem 13. Jh. (Tab. 4 mit ausgewählten
Fundangaben 5. 108ff, 121f., 150)
Typische Kennzeichen sind:
1. das Nebeneinander von Warenarten der Granit-
grusware, älterer und jüngerer grauer Irdenware, gel-
ber Irdenware, (hochmittelalterlicher) bleiglasierter Ir-
denware (bislang seit 1200 im kontinuierlichen Ge-
brauch bis in die Neuzeit nachzuweisen), Faststeinzeug
(seit um 1250) und älterer Mündelkeramik (Vierpaß-
mündung, spätestens seit um 1250);
2. die vergesellschafteten Leitformen (für die 2. Jahr-
hunderthälfte) des Kugeltopfes mit spezialisiertem
Lippenrand der jüngeren grauen Irdenware, des Be-
chers auf Standleisten mit Vierpaßrand der älteren
Mündelkeramik und der Winkelhenkelgrapen der jün-
geren grauen Irdenware; ferner die Gefäßtypen der
Kugelkanne, des Kruges mit Steilrand und Standlei-
sten sowie der Standbodengefäße vornehmlich der
gelben Irdenware; schließlich Stempeldekore und das
zeitliche Nebeneinander von mit Drehrillen besetzten
und glatten Halszonen an Kugeltöpfen;
3. die weitgehend spezialisierte Keramik, die Vielfalt
der Warenarten (u. a. der hohe Anteil der bleiglasierten
Irdenware in den Fundkomplexen mit Mittelwerten
um 9 %) und die kleinräumig verbreitete Herstellung
mit Sonderformen sowie der Import besonders der
bleiglasierten Irdenware für gehobenen Bedarf.
Fortsetzung auf Seite 48
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