7 Halbhoher Schnallenschuh mit zusätzlicher Senkelschnürung,
am Schaftrand Stufenzinnenfries (li.). Am Rist teilweise eingerissen,
ohne Sohle.
L. ca. 28,5 cm. FNr. 78:2/59.1, Stgr. 12, St. 10.
8 Halbschuh mit doppelten Ristschnallen und Schaftumschlag,
hier hochgeklappt (re.). Gut erhalten.
L. ca. 26,5 cm. FNr. 78:3/837.3, St. 37.
Datierung zu Nr. 1, 3, 7f.: 15. Jh.
Schuhe für Kinder (1-3), Abb. 45
1 Knöpfstiefelchen mit halbhohem Schaft, am Schaftrand zweirei-
hige Verzierung mit ausgestanzten Kreisen und Kreuzen (re. Schuh);
Schafleder. Teilweise eingerissen, ohne Sohle und Schachtstück.
L. 13 cm; H. ca. 11,5 cm; Mst. 2,5 mm. FNr. 78:3/240.1, St. 14,
unterhalb Kalkschicht.
Datierung: 2. Hälfte 14. Jh.
2 Halbhoher Knöpfschuh, Fersenblatt durch Faltung verstärkt
(re.). Weitgehend erhalten.
L. ca. 14,5 cm; Mst. 1,8 mm. FNr. 78:3/235, St. 15.
Datierung: wohl 14. Jh.
3 Stiefel mit halbhohem Schaft (li.), Knöchelschnürung (?); frag-
mentarisch.
L. ca. 16 cm. FNr. 78:3/310, St. 14, oberhalb Kalkschicht.
Datierung: 15. Jh.
4 Halbschuh mit Knopfverschluß auf dem Rist (re.). Weitgehend
erhalten.
L. ca. 19 cm. FNr. 78:3/337.3, UA IV, P 11.
Datierung: wohl 15. Jh.
Holzpantinen mit Oberblatt aus Leder, Abb. 46
1 Holzpantine mit zweiteiligem Oberblatt und zwei Stollen (re.),
fragmentarisch; Holzsohle mit hohen, rechteckigen eisenbeschlage-
nen Stollen; Oberblätter am Rand der Sohle mit Nägeln befestigt;
Weidenholz, Rindsleder.
L. ca. 22,8 cm; H. der Holzsohle 5 cm. FNr. 78:3/237.1, St. 14,
unterhalb Kalkschicht.
2-3 Einteilige Oberblätter, relativ spitz zulaufend; Rand am Rist
zackenförmig oder asymmetrisch geschwungen. Holzsohle nicht
erhalten, rekonstruiert (re.).
Rekonstr. L. 24 cm bzw. 25,7 cm. FNr. 78:3/283.1 u. 2, St. 14,
oberhalb Kalkschicht.
4 Einteiliges Oberblatt aus Rindsleder mit Ristschnalle, versilbert.
Holzsohle nicht erhalten, jedoch Reste des Holzes und der Nagelung
vorhanden (re.).
L. des Oberblattes 24 cm. FNr. 78:3/237.2, St. 14, unterhalb Kalk-
schicht.
Datierung zu Nr. 1, 4: 14. Jh.
Datierung zu Nr. 2f.: 15. Jh.
Kommentar
Aus bislang über 200 Funden an Schuhen, Oberleder,
Sohlen und deren Fragmenten und großen Mengen
von Schuh- und Rohlederverschnitt sind Schuhtypen
ausgewählt worden, die jeweils zahlreicher vertreten
sind, soweit sich das z. Z. überblicken läßt. Gemessen
am Verbrauch — Hinweise auf vier bis zwölf Paar
Schuhe pro Jahr sind bekannt — finden sich in den
Braunschweiger Kloaken nicht die entsprechend gro-
ßen Mengen. Reparaturen durch Altflicker haben die
Benutzungsdauer der Schuhe wohl erheblich verlän-
gert. K. Kabtitc; (1984) hat die Tätigkeit der Altflicker
mit örtlichen archivalischen Quellen (Ratsentscheid
aus dem Jahre 1337) und archäologischen Quellen
(Stgr. 10, St. 25) belegen können.
Wie auch anderenorts beobachtet, ist bis auf wenige
Ausnahmen lohgar gegerbtes Rinds- und Kalbsleder
verwendet worden (2Vzb€«71980, 43f., lohgar: Gruben-
gerbung mit Eichen- oder Fichtenrinde; weißgar: mit
Salz und Alaun). Der Zuschnitt erfolgte in der Regel
mit einem einheitlichen Stück und mit einem zusätz-
lichen Schachtstück (vgl. Abb. 45:7). Zu Nähtechnik
wie Nähmaterial sind an den Braunschweiger Funden
erste Erhebungen durchgeführt worden (Kablitc;
1984), aber eine Unterscheidung in Männer- und Frau-
enschuhe bzw. eine Schuhgrößenstatistik steht noch
aus (vgl. Groenman-van Waateringe 1975a, 97f.).
Das vorwiegend spätmittelalterliche Schuhwerk be-
sonders im Fundgut der Stadtgrabung 10 ist aufgrund
der Fundvergesellschaftungen und der Stratigraphie in
der Kloake der Stelle 14 (vgl. Kommentar zu den
Holzfunden, Abb. 38-41} dem 14. und 15. Jh. zuzu-
weisen.
Die von W. Groenman-van Waateringe (1975 a) auf-
grund archäologischer Funde in Amsterdam im Ver-
gleich mit ikonographischen Befunden herausgestell-
ten spätmittelalterlichen Schuhtypen des 14. und
15. Jhs. finden sich auch zum Teil im Braunschweiger
Material.
Nachgewiesen werden kann beispielsweise
— der Halbschuh mit V-förmigem Ausschnitt, der
auch in Magdeburg vertreten ist {Nickel 1980, Abb.
24), des 14. Jhs.;
— der Halbschuh mit Seitenverschluß und
— der auch eindeutig mit umgeschlagenem Schaft ge-
tragene Schnallenschuh, letzterer für das 15. Jh. be-
legt.
Daß der Knopfverschluß für Kinderschuhe überwiegt
(1975a, 104), kann auch an den Braunschweiger Fun-
den beobachtet werden (Abb. 45). Verzierung am
Schuhwerk ist für das 14. und 15. Jh. belegt (Abb. 44
u. 45).
Regionale Formen hingegen, die auch im Göttinger
und/oder Magdeburger Material vorkommen, liegen
mit dem Typ der
— Holzpantinen vor (Abb. 46; vgl. Schütte 1978, Abb.
20 und 1979, 52; Nickel VW, S. 149, Abb. 18, sowie
Moderhack 1961, Abb. 43: Braunschweiger Druck v.
A. Goldbeck, 1539),
— ferner mit dem des Schlupfschuhes (Abb. 44:4; vgl.
Nickel 1980, Abb. 23)
— und möglicherweise mit dem des halbhohen Schu-
hes, der wie im 13. Jh. wieder mit Knöchelschnü-
rung im 15. Jh. getragen wurde (Abb. 45:3, vgl.
Groenman-van Waateringe 1980, Abb. 28:5, Lübeck;
Kablitc; 1984, St. 25 der Stgr. 10).
Die Abb. 46:1 zeigt eine Form der Holzpantine mit
Stollen des 14. Jhs., wie sie an Holztrippen (Überschu-
hen) auftreten, die bisher allgemein ins 15. Jh. datiert
werden.
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am Schaftrand Stufenzinnenfries (li.). Am Rist teilweise eingerissen,
ohne Sohle.
L. ca. 28,5 cm. FNr. 78:2/59.1, Stgr. 12, St. 10.
8 Halbschuh mit doppelten Ristschnallen und Schaftumschlag,
hier hochgeklappt (re.). Gut erhalten.
L. ca. 26,5 cm. FNr. 78:3/837.3, St. 37.
Datierung zu Nr. 1, 3, 7f.: 15. Jh.
Schuhe für Kinder (1-3), Abb. 45
1 Knöpfstiefelchen mit halbhohem Schaft, am Schaftrand zweirei-
hige Verzierung mit ausgestanzten Kreisen und Kreuzen (re. Schuh);
Schafleder. Teilweise eingerissen, ohne Sohle und Schachtstück.
L. 13 cm; H. ca. 11,5 cm; Mst. 2,5 mm. FNr. 78:3/240.1, St. 14,
unterhalb Kalkschicht.
Datierung: 2. Hälfte 14. Jh.
2 Halbhoher Knöpfschuh, Fersenblatt durch Faltung verstärkt
(re.). Weitgehend erhalten.
L. ca. 14,5 cm; Mst. 1,8 mm. FNr. 78:3/235, St. 15.
Datierung: wohl 14. Jh.
3 Stiefel mit halbhohem Schaft (li.), Knöchelschnürung (?); frag-
mentarisch.
L. ca. 16 cm. FNr. 78:3/310, St. 14, oberhalb Kalkschicht.
Datierung: 15. Jh.
4 Halbschuh mit Knopfverschluß auf dem Rist (re.). Weitgehend
erhalten.
L. ca. 19 cm. FNr. 78:3/337.3, UA IV, P 11.
Datierung: wohl 15. Jh.
Holzpantinen mit Oberblatt aus Leder, Abb. 46
1 Holzpantine mit zweiteiligem Oberblatt und zwei Stollen (re.),
fragmentarisch; Holzsohle mit hohen, rechteckigen eisenbeschlage-
nen Stollen; Oberblätter am Rand der Sohle mit Nägeln befestigt;
Weidenholz, Rindsleder.
L. ca. 22,8 cm; H. der Holzsohle 5 cm. FNr. 78:3/237.1, St. 14,
unterhalb Kalkschicht.
2-3 Einteilige Oberblätter, relativ spitz zulaufend; Rand am Rist
zackenförmig oder asymmetrisch geschwungen. Holzsohle nicht
erhalten, rekonstruiert (re.).
Rekonstr. L. 24 cm bzw. 25,7 cm. FNr. 78:3/283.1 u. 2, St. 14,
oberhalb Kalkschicht.
4 Einteiliges Oberblatt aus Rindsleder mit Ristschnalle, versilbert.
Holzsohle nicht erhalten, jedoch Reste des Holzes und der Nagelung
vorhanden (re.).
L. des Oberblattes 24 cm. FNr. 78:3/237.2, St. 14, unterhalb Kalk-
schicht.
Datierung zu Nr. 1, 4: 14. Jh.
Datierung zu Nr. 2f.: 15. Jh.
Kommentar
Aus bislang über 200 Funden an Schuhen, Oberleder,
Sohlen und deren Fragmenten und großen Mengen
von Schuh- und Rohlederverschnitt sind Schuhtypen
ausgewählt worden, die jeweils zahlreicher vertreten
sind, soweit sich das z. Z. überblicken läßt. Gemessen
am Verbrauch — Hinweise auf vier bis zwölf Paar
Schuhe pro Jahr sind bekannt — finden sich in den
Braunschweiger Kloaken nicht die entsprechend gro-
ßen Mengen. Reparaturen durch Altflicker haben die
Benutzungsdauer der Schuhe wohl erheblich verlän-
gert. K. Kabtitc; (1984) hat die Tätigkeit der Altflicker
mit örtlichen archivalischen Quellen (Ratsentscheid
aus dem Jahre 1337) und archäologischen Quellen
(Stgr. 10, St. 25) belegen können.
Wie auch anderenorts beobachtet, ist bis auf wenige
Ausnahmen lohgar gegerbtes Rinds- und Kalbsleder
verwendet worden (2Vzb€«71980, 43f., lohgar: Gruben-
gerbung mit Eichen- oder Fichtenrinde; weißgar: mit
Salz und Alaun). Der Zuschnitt erfolgte in der Regel
mit einem einheitlichen Stück und mit einem zusätz-
lichen Schachtstück (vgl. Abb. 45:7). Zu Nähtechnik
wie Nähmaterial sind an den Braunschweiger Funden
erste Erhebungen durchgeführt worden (Kablitc;
1984), aber eine Unterscheidung in Männer- und Frau-
enschuhe bzw. eine Schuhgrößenstatistik steht noch
aus (vgl. Groenman-van Waateringe 1975a, 97f.).
Das vorwiegend spätmittelalterliche Schuhwerk be-
sonders im Fundgut der Stadtgrabung 10 ist aufgrund
der Fundvergesellschaftungen und der Stratigraphie in
der Kloake der Stelle 14 (vgl. Kommentar zu den
Holzfunden, Abb. 38-41} dem 14. und 15. Jh. zuzu-
weisen.
Die von W. Groenman-van Waateringe (1975 a) auf-
grund archäologischer Funde in Amsterdam im Ver-
gleich mit ikonographischen Befunden herausgestell-
ten spätmittelalterlichen Schuhtypen des 14. und
15. Jhs. finden sich auch zum Teil im Braunschweiger
Material.
Nachgewiesen werden kann beispielsweise
— der Halbschuh mit V-förmigem Ausschnitt, der
auch in Magdeburg vertreten ist {Nickel 1980, Abb.
24), des 14. Jhs.;
— der Halbschuh mit Seitenverschluß und
— der auch eindeutig mit umgeschlagenem Schaft ge-
tragene Schnallenschuh, letzterer für das 15. Jh. be-
legt.
Daß der Knopfverschluß für Kinderschuhe überwiegt
(1975a, 104), kann auch an den Braunschweiger Fun-
den beobachtet werden (Abb. 45). Verzierung am
Schuhwerk ist für das 14. und 15. Jh. belegt (Abb. 44
u. 45).
Regionale Formen hingegen, die auch im Göttinger
und/oder Magdeburger Material vorkommen, liegen
mit dem Typ der
— Holzpantinen vor (Abb. 46; vgl. Schütte 1978, Abb.
20 und 1979, 52; Nickel VW, S. 149, Abb. 18, sowie
Moderhack 1961, Abb. 43: Braunschweiger Druck v.
A. Goldbeck, 1539),
— ferner mit dem des Schlupfschuhes (Abb. 44:4; vgl.
Nickel 1980, Abb. 23)
— und möglicherweise mit dem des halbhohen Schu-
hes, der wie im 13. Jh. wieder mit Knöchelschnü-
rung im 15. Jh. getragen wurde (Abb. 45:3, vgl.
Groenman-van Waateringe 1980, Abb. 28:5, Lübeck;
Kablitc; 1984, St. 25 der Stgr. 10).
Die Abb. 46:1 zeigt eine Form der Holzpantine mit
Stollen des 14. Jhs., wie sie an Holztrippen (Überschu-
hen) auftreten, die bisher allgemein ins 15. Jh. datiert
werden.
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