Fundangaben zu Abb. 47
Spätmittelalterliche bleiglasierte Irdenware
1 Grapenkännchen mit fünfzackig sternförmig gefaltetem Lippen-
rand; zwiebelförmiger, geriefter Gefäßkörper auf drei fingerartigen
Grapenfüßen (nach Vergleichsbefund 78:3/422 ergänzt, vgl. Rötting
1985 a 2.), Fingerdelle jeweils in Höhe Garnierstelle; Hals stark
einziehend; Mündelrand trichterförmig ausgestellt; unterrandstän-
diger Bandhenkel gekehlt. Oxydierend hellgelb-rötlich, sehr hart
gebrannter Scherben, kreidig-körnig, im Bruch hellgrau; überwie-
gend fein bis mittelkörnige Quarzmagerung; grüne flächendeckende
Bleiglasur (stumpf korrodiert) auf der Innenwandung, über den
Mündelrand nach außen greifend und auf dem Hals noch fleckig.
Rekonstr. H. um 14 cm. Inhalt 0,35 1 (Höhenmarke Ansatz Steil-
rand). FNr. 78:3/418, A5 PG8,ausBrunnengruben-Verfüllung36.
Sonderform der jüngeren Mündelkeramik (vgl. Abb. 19, Stgr. 18,
Fundangaben S. 106f.).
Datierung: Ende 14. / Anfang 15. Jh.
3 Fußbecher auf flachem, breiten Standring; bauchiger Gefäßkör-
per, zum Rand hin leicht einziehend; mit wulstförmigem Grat betont
abgesetzter Lippenrand, wenig verdickt und nach innen abgestri-
chen; auf der Wandung drei horizontal umlaufende Reihen flach-
ovaler, nuppenartiger Tonplättchen, versetzt aufgelegt. Grauer,
rauhwandiger, im Bruch weißgrauer Scherben; weit überwiegend
feinkörnige Quarzmagerung; beidseitig flächendeckend, ursprüng-
lich wohl olivgrüne Bleiglasur mit dunklerer Tönung auf den Nup-
pen, jetzt dunkelgrüngrau korrodiert, weitgehend abgeplatzt. Gefäß
aus Scherben rekonstruiert.
H. 12,3 cm. FNr. 78:3/373, A 2 P 20 aus Schicht 11.
Datierung: um 1300.
4 Fußbecher, wohl auf breitem Standring (rekonstruiert); ko-
nisch-steilwandiger Gefäßkörper mit Lippenrand (wenig verdickt,
nach innen abgestrichen) trägt ein waagerecht umlaufendes zweirei-
higes Riffelband-Muster (Rollstempel) auf bandartiger Wandprofi-
lierung. Kreidig-rauher, dünnwandiger, auch im Bruch weißgrauer
Scherben; weit überwiegend feinkörnige Quarzmagerung; beidseitig
flächendeckend, ursprünglich wohl olivgrüne Bleiglasur, jetzt dun-
kelgrüngrau stumpf korrodiert, weitgehend abgeplatzt. Oberteil des
Gefäßes aus Scherben zusammengesetzt.
Rekonstr. H. 12,6 cm. FNr. 78:3/443, St. 22/25 (nicht sicher beob-
achtet).
Datierung: um 1300 (und später).
Kommentar
Der Typ des Fußbechers ist auch als Sonderform im
Magdeburger Fundgut vertreten (Nickel 1959, Abb.
9d, leicht doppelkonischer Becher auf abgesetztem
Standring, trichterförmiger Lippenrand, Rollstempel-
dekor; Datierung ins 14. Jh.), wie bisher vor allem
aus Süd- und Westdeutschland bekannt (vgl. R. Koch
1979, S. 53ff., Typ 3 mit hohem, abgesetzten Standfuß;
Datierung ins 13. Jh.). „Kopfförmige“, mehr oder
minder kugelbauchige Becher auf flachem Wellenfuß
mit mehr oder minder einziehendem, stets nach innen
abgestrichenem Rand der mittelrheinischen gelben,
rotbemalten Irdenware sind seit der Zeit um 1200
bekannt (Reineking — von Bock 1971, Abb. 59; Die Zeit
der Staufer, Katalog II, 1977, Abb. 144). In das 13. Jh.
werden vergleichbare Holzbecherformen des Typs
„Scheuer“ mit flach oder hoch ausgedrehtem Standfuß
datiert (vgl. Braunschweiger Fund bei Busch, Beitrag
Altstadtgrabungen, Abb. 4:8, S. 173; vgl. Würzburger
Fund bei R. Koch a.a.O., 54).
Im Braunschweiger Fundkomplex der Stgr. 23, St. 1
(vgl. Abb. 68:2) sind ebenfalls Stil und Technik der
Tonauflage für das 13. Jh. belegt. Die Gestaltung der
zeitgenössischen Glasnuppenbecher (Typ des weißen
Perlnuppenglases) kann hierbei als Vorbild gedient
haben. Der riffelbandartige Rollstempeldekor ist im
Braunschweiger Fundmaterial ab 2. Hälfte 13. Jh. /
14. Jh. gut belegt (u.a. Abb. 18, Stgr. 18).
Altere und jüngere Mündelkeramik t
5 Vierpaßbecher; S-förmig geschweifter Gefäßkörper auf wellen-
fußartigem Standring, vierpaßförmig gefalteter Lippenrand; Hals-
zone durch Gurtfurchen betont, unterhalb davon auf der Schulter
eine Reihe hängender Steilbögen mit zentraler Delle, abgesetzt und
in die Gefäßwandung eingedrückt. Weißgrauer Scherben mit
Ascheanflug-Glanz. Sonderform der älteren Mündelkeramik (vgl.
Tab. 4, P 1, S. 38). Gefäß bis auf Randbruch gut erhalten.
H. 13,4 cm. FNr. 78:3/965, St. 52.
Datierung: um 1300.
2 Kännchen mit fünfpaßförmig gemündeltem Dornrand; auf
stumpf kegelförmig-planem Standfuß (Boden exzentrisch gerillt),
gestreckt bauchiger, geriefter Gefäßkörper; Gurtfurchen auf der
gedrungenen Schulter; unterrandständiger Bandhenkel, gekehlt.
Hartgebrannter, feinkörniger, auch im Bruch dunkelgrauer Scher-
ben; feinkörnige Sandmagerung (?), untergeordnet Quarz, der stel-
lenweise weiß-grau an die Oberfläche tritt. Gefäß nahezu vollständig
erhalten, Speisereste auf der Innenwandung.
H. 14,2 cm. FNr. 79:12/1, Stgr. 22, St. 2.
Ein von der Form her vergleichbarer Becher fand sich im Fundkom-
plex der Baukeramik Stgr. 18 (vgl. Abb. 19:2).
Datierung: 2. Hälfte 14. Jh.
Jüngere graue Irdenware
6 Standfußbecher (Vase?); zylindrischer, mehrfach ausladender
und wieder einziehender Gefäßkörper mit geweitetem Kragenrand;
Gurtfurchen auf dem Oberteil des Gefäßes, jeweils zwei unregel-
mäßig umlaufende Reihen eines keilförmigen riffelbandartigen Roll-
stempeldekors auf Ober- und Unterteil; wellenfußartig profilierter
Standfuß. Jüngere graue Irdenware.
H. 13,6 cm. FNr. 78:3/852, St. 25.
Datierung: 1. Hälfte 14. Jh.
Fundangaben zu Abb. 48
Gefäßtypen und Glasuren der bleiglasierten Irdenwaren aus dem
Fundmaterial der St. 14, Kloake Typ VI b (Ausnahme Nr. 1).
Spätmittelalterliche bleiglasierte Irdenware.
2 Stielgrapen; leicht gebauchter, rundbodiger, geriefter Gefaßkör-
per auf drei rundstabigen, stelzenartig geraden Beinen ohne Kehlung
(fragmentarisch); abgerundeter, schräggestellter Kehlrand; frag-
mentarische Grifftülle mit deutlichen Garnierspuren, Tülle jedoch
nach inzwischen vorliegenden Vergleichsfunden zur Mündung hin
schlicht konisch geweitet und nicht profiliert zu rekonstruieren wie
in der Abbildung. Homogen rotbrauner Scherben, dickwandig,
starke, feine bis mittlere Quarzmagerung. Der dicht gebrannte
Scherben gleicht in Tonqualität, Farbe und Magerungstyp weitge-
hend dem Kannenfragment der hellgrün-dunkel gefleckten bleigla-
sierten Ware aus dem Brandschutt-Fundkomplex St. 5 der Stgr. 19
(Abb. 62:14). Dicke, glänzende, transparente Bleiglasur: auf der
Innenwandung über weißgrauem Tonschlicker gelb-bräunlich
schimmernd, auf der Außenwandung intensiv rotbraun mit oliv-
grünlichen Flecken. Die Glasur ist auf der Außenwandung unter
Einschluß des Gefäßbodens flächendeckend angebracht mit Aus-
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Spätmittelalterliche bleiglasierte Irdenware
1 Grapenkännchen mit fünfzackig sternförmig gefaltetem Lippen-
rand; zwiebelförmiger, geriefter Gefäßkörper auf drei fingerartigen
Grapenfüßen (nach Vergleichsbefund 78:3/422 ergänzt, vgl. Rötting
1985 a 2.), Fingerdelle jeweils in Höhe Garnierstelle; Hals stark
einziehend; Mündelrand trichterförmig ausgestellt; unterrandstän-
diger Bandhenkel gekehlt. Oxydierend hellgelb-rötlich, sehr hart
gebrannter Scherben, kreidig-körnig, im Bruch hellgrau; überwie-
gend fein bis mittelkörnige Quarzmagerung; grüne flächendeckende
Bleiglasur (stumpf korrodiert) auf der Innenwandung, über den
Mündelrand nach außen greifend und auf dem Hals noch fleckig.
Rekonstr. H. um 14 cm. Inhalt 0,35 1 (Höhenmarke Ansatz Steil-
rand). FNr. 78:3/418, A5 PG8,ausBrunnengruben-Verfüllung36.
Sonderform der jüngeren Mündelkeramik (vgl. Abb. 19, Stgr. 18,
Fundangaben S. 106f.).
Datierung: Ende 14. / Anfang 15. Jh.
3 Fußbecher auf flachem, breiten Standring; bauchiger Gefäßkör-
per, zum Rand hin leicht einziehend; mit wulstförmigem Grat betont
abgesetzter Lippenrand, wenig verdickt und nach innen abgestri-
chen; auf der Wandung drei horizontal umlaufende Reihen flach-
ovaler, nuppenartiger Tonplättchen, versetzt aufgelegt. Grauer,
rauhwandiger, im Bruch weißgrauer Scherben; weit überwiegend
feinkörnige Quarzmagerung; beidseitig flächendeckend, ursprüng-
lich wohl olivgrüne Bleiglasur mit dunklerer Tönung auf den Nup-
pen, jetzt dunkelgrüngrau korrodiert, weitgehend abgeplatzt. Gefäß
aus Scherben rekonstruiert.
H. 12,3 cm. FNr. 78:3/373, A 2 P 20 aus Schicht 11.
Datierung: um 1300.
4 Fußbecher, wohl auf breitem Standring (rekonstruiert); ko-
nisch-steilwandiger Gefäßkörper mit Lippenrand (wenig verdickt,
nach innen abgestrichen) trägt ein waagerecht umlaufendes zweirei-
higes Riffelband-Muster (Rollstempel) auf bandartiger Wandprofi-
lierung. Kreidig-rauher, dünnwandiger, auch im Bruch weißgrauer
Scherben; weit überwiegend feinkörnige Quarzmagerung; beidseitig
flächendeckend, ursprünglich wohl olivgrüne Bleiglasur, jetzt dun-
kelgrüngrau stumpf korrodiert, weitgehend abgeplatzt. Oberteil des
Gefäßes aus Scherben zusammengesetzt.
Rekonstr. H. 12,6 cm. FNr. 78:3/443, St. 22/25 (nicht sicher beob-
achtet).
Datierung: um 1300 (und später).
Kommentar
Der Typ des Fußbechers ist auch als Sonderform im
Magdeburger Fundgut vertreten (Nickel 1959, Abb.
9d, leicht doppelkonischer Becher auf abgesetztem
Standring, trichterförmiger Lippenrand, Rollstempel-
dekor; Datierung ins 14. Jh.), wie bisher vor allem
aus Süd- und Westdeutschland bekannt (vgl. R. Koch
1979, S. 53ff., Typ 3 mit hohem, abgesetzten Standfuß;
Datierung ins 13. Jh.). „Kopfförmige“, mehr oder
minder kugelbauchige Becher auf flachem Wellenfuß
mit mehr oder minder einziehendem, stets nach innen
abgestrichenem Rand der mittelrheinischen gelben,
rotbemalten Irdenware sind seit der Zeit um 1200
bekannt (Reineking — von Bock 1971, Abb. 59; Die Zeit
der Staufer, Katalog II, 1977, Abb. 144). In das 13. Jh.
werden vergleichbare Holzbecherformen des Typs
„Scheuer“ mit flach oder hoch ausgedrehtem Standfuß
datiert (vgl. Braunschweiger Fund bei Busch, Beitrag
Altstadtgrabungen, Abb. 4:8, S. 173; vgl. Würzburger
Fund bei R. Koch a.a.O., 54).
Im Braunschweiger Fundkomplex der Stgr. 23, St. 1
(vgl. Abb. 68:2) sind ebenfalls Stil und Technik der
Tonauflage für das 13. Jh. belegt. Die Gestaltung der
zeitgenössischen Glasnuppenbecher (Typ des weißen
Perlnuppenglases) kann hierbei als Vorbild gedient
haben. Der riffelbandartige Rollstempeldekor ist im
Braunschweiger Fundmaterial ab 2. Hälfte 13. Jh. /
14. Jh. gut belegt (u.a. Abb. 18, Stgr. 18).
Altere und jüngere Mündelkeramik t
5 Vierpaßbecher; S-förmig geschweifter Gefäßkörper auf wellen-
fußartigem Standring, vierpaßförmig gefalteter Lippenrand; Hals-
zone durch Gurtfurchen betont, unterhalb davon auf der Schulter
eine Reihe hängender Steilbögen mit zentraler Delle, abgesetzt und
in die Gefäßwandung eingedrückt. Weißgrauer Scherben mit
Ascheanflug-Glanz. Sonderform der älteren Mündelkeramik (vgl.
Tab. 4, P 1, S. 38). Gefäß bis auf Randbruch gut erhalten.
H. 13,4 cm. FNr. 78:3/965, St. 52.
Datierung: um 1300.
2 Kännchen mit fünfpaßförmig gemündeltem Dornrand; auf
stumpf kegelförmig-planem Standfuß (Boden exzentrisch gerillt),
gestreckt bauchiger, geriefter Gefäßkörper; Gurtfurchen auf der
gedrungenen Schulter; unterrandständiger Bandhenkel, gekehlt.
Hartgebrannter, feinkörniger, auch im Bruch dunkelgrauer Scher-
ben; feinkörnige Sandmagerung (?), untergeordnet Quarz, der stel-
lenweise weiß-grau an die Oberfläche tritt. Gefäß nahezu vollständig
erhalten, Speisereste auf der Innenwandung.
H. 14,2 cm. FNr. 79:12/1, Stgr. 22, St. 2.
Ein von der Form her vergleichbarer Becher fand sich im Fundkom-
plex der Baukeramik Stgr. 18 (vgl. Abb. 19:2).
Datierung: 2. Hälfte 14. Jh.
Jüngere graue Irdenware
6 Standfußbecher (Vase?); zylindrischer, mehrfach ausladender
und wieder einziehender Gefäßkörper mit geweitetem Kragenrand;
Gurtfurchen auf dem Oberteil des Gefäßes, jeweils zwei unregel-
mäßig umlaufende Reihen eines keilförmigen riffelbandartigen Roll-
stempeldekors auf Ober- und Unterteil; wellenfußartig profilierter
Standfuß. Jüngere graue Irdenware.
H. 13,6 cm. FNr. 78:3/852, St. 25.
Datierung: 1. Hälfte 14. Jh.
Fundangaben zu Abb. 48
Gefäßtypen und Glasuren der bleiglasierten Irdenwaren aus dem
Fundmaterial der St. 14, Kloake Typ VI b (Ausnahme Nr. 1).
Spätmittelalterliche bleiglasierte Irdenware.
2 Stielgrapen; leicht gebauchter, rundbodiger, geriefter Gefaßkör-
per auf drei rundstabigen, stelzenartig geraden Beinen ohne Kehlung
(fragmentarisch); abgerundeter, schräggestellter Kehlrand; frag-
mentarische Grifftülle mit deutlichen Garnierspuren, Tülle jedoch
nach inzwischen vorliegenden Vergleichsfunden zur Mündung hin
schlicht konisch geweitet und nicht profiliert zu rekonstruieren wie
in der Abbildung. Homogen rotbrauner Scherben, dickwandig,
starke, feine bis mittlere Quarzmagerung. Der dicht gebrannte
Scherben gleicht in Tonqualität, Farbe und Magerungstyp weitge-
hend dem Kannenfragment der hellgrün-dunkel gefleckten bleigla-
sierten Ware aus dem Brandschutt-Fundkomplex St. 5 der Stgr. 19
(Abb. 62:14). Dicke, glänzende, transparente Bleiglasur: auf der
Innenwandung über weißgrauem Tonschlicker gelb-bräunlich
schimmernd, auf der Außenwandung intensiv rotbraun mit oliv-
grünlichen Flecken. Die Glasur ist auf der Außenwandung unter
Einschluß des Gefäßbodens flächendeckend angebracht mit Aus-
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