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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0098
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Der Bautyp ist nach den bisher vorliegenden Befunden
in das 14.—16. Jh. zu datieren, der Hohlglaskomplex
aufgrund der jüngeren Gefäßtypen — auch in Zusam-
menhang mit dem ältesten Grapenfund (Abb. 48:1)
— wohl spätestens in die Zeit um 1500.

Fundangaben zu Abb. 52

Hohlglas
1 Füßchenschale; flacher glockenförmiger Gefäßkörper (Tumm-
ler) mit drei Standfüßchen und weit ausbiegendem, verwärmten
Lippenrand (Begriff „verwärmt“ verwendet für leicht verdickte,
rundliche Randbildung, nach Rückert 1982, passim). Boden nicht
hochgestochen, außen besetzt mit Rest des abgeschlagenen Heftzap-
fens; drei schwach gebogene, grapenartig spitz zulaufende Standfüß-
chen, vorn zungenförmig gekniffen; Gefäß formgeblasen mit
schrägoptischer, gerippter Musterung, unter dem Rand leicht tor-
diert. Auf der Wandung zwischen Standfüßchen und Randumbruch
zwei- bzw. dreifacher rundstabiger Spiralfaden; einläufiger Faden
auch direkt unterhalb des Randes.
Ursprünglich hellgrüne klare Glasmasse, leicht gelblich verfärbt mit
pickelartiger, ockerfarbener Korrosion. Gefäß geringfügig ergänzt
(vgl. auch Farbtaf. 12).
H. 6 cm. FNr. 78:2/49, St. 9. In der Südhälfte der Kloake; T.
0,45-0,50 m ab OK Fundhorizont.
Kommentar
Relativ selten sind bisher Glasgefäße auf drei grapen-
förmigen Füßchen bekannt geworden, wie z. B. das
„dreifüßige Glastöpfchen“, einem keramischen Gra-
pen vergleichbar (Ohm 1980, Nr. 214; H. 9,8 cm; datiert
ins 16. Jh.). Im Fundkomplex der Kloake St. 9 gehört
die Füßchenschale offensichtlich zu den jüngeren For-
men, deren Zeitstellung um 1500 anzunehmen ist.
2 Zwei RS eines Bechers mit formgeblasener rippenartiger, lang-
oval-unterbrochener optischer Musterung (Korbmuster), unter dem
Rand leicht tordiert; profiliert abgesetzter Lippenrand, verwärmt,
stark ausschwingend. Dunkelgrüne Glasmasse mit Blaustich, ver-
einzelt Bläschen, sehr gut erhalten.
Erh. H. 7,8 cm; Wst. 1,5-2 mm. FNr. 78:2/48a, St. 9. Fundlage wie
Nr. 1.
Kommentar
Zu rekonstruieren ist nach Parallelfunden, die ins
15. Jh./Anfang 16. Jh. datiert werden, ein S-förmig
geschweifter Becher mit optischer Musterung und ex-
trem hochgestochenem Boden (Rademacher 1963, Taf.
26d und 27a; Th. Dexel 1983, Abb. 58; Hüseler 1957,
Abb. 128).
3 Nuppenbecher mit ohrenförmig gekniffenem Fußring und Fla-
dennuppen; fragmentarisch, ohne Rand. Schwach hochgestochener
massiver Boden mit sauberer Heftnarbe; bandförmiger Fußring mit
sieben ohrenförmigen Standscheibchen. Auf dem oberen Teil der
Wandung umlaufend, in waagerechter Reihung vier rundliche Fla-
dennuppen mit mugelig verwärmtem Abriß.
Hellgrüne klare Glasmasse, vereinzelt Bläschen, sehr gut erhalten.
Erh. H. 8,5 cm; Bst. 7 mm; Wst. 1,5 mm; Dm. der Nuppen 3 cm.
FNr. 78:2/47a, St. 9. Fundlage wie Nr. 1.
4 Krautstrunk; hoher zylindrischer Gefäßkörper mit gewellt-
geperltem Fußring, spitz hochgestochener Boden, mit Heftnarbe

teilweise aufgefüllt. Auf der Wandung in vier horizontal umlaufen-
den Reihen und versetzt jeweils fünf ovale Nuppen, Abriß am oberen
Rand zungenförmig gekniffen; unterhalb des Randumbruchs Faden-
auflage. Rand (geweiteter Kragenrand?) nicht erhalten.
Hellgrüne klare Glasmasse, größtenteils partiell zersetzt oder hell-
ockerfarben korrodiert. Unterteil des Gefäßes weitgehend erhalten.
Erh. H. 9,2 cm. FNr. 78:2/4, St. 4.
Kommentar
Nach Vergleichsfunden (Klesse 1963, Abb. 75 und 77)
in das 15. Jh. zu datieren. In der Faßkloake der St. 4
u. a. vergesellschaftet mit einer Trinkflasche (Angster),
deren Mundstück trichterförmig gestaltet ist über en-
gem Röhrenhals.
5 Krautstrunk; tonnenförmig gebauchter Gefäßkörper, rundsta-
biger, glatter Fußrifig; geweitete Kragenlippe, verwärmt. Spitzke-
gelig hochgestochener Boden, saubere Heftnarbe. Auf der Wandung
horizontal umlaufend jeweils zwei Reihen mit sieben gestippten,
kleinen Nuppen (Stoppelnuppen), versetzt angeordnet und alternie-
rend mit spiraliger Fadenauflage, teilweise gekerbt.
Grüne Glasmasse, gut erhalten mit sehr geringen Korrosionsspuren.
Aus Scherben rekonstruiert.
H. 9,7 cm. FNr. 78:2/46, St. 9. Fundlage wie Nr. 1.
6 Krautstrunk; hoher tonnenförmig gebauchter Gefäßkörper,
Fußring schwach gekniffen, Boden flach kegelförmig hochgesto-
chen und mit Heftnarbe aufgefüllt. Trichterförmig ausbiegender
Lippenrand, verwärmt. Auf der Wandung unregelmäßig geformte
Nuppen, in wohl fünf umlaufenden Reihen versetzt angeordnet;
nach wohl drittem Umlauf unterbrochen von einer spiraligen, ge-
kerbten Fadenauflage, eine solche einläufig auch unterhalb des Rand-
umbruchs.
Hellgrüne Glasmasse mit Korrosionsspuren (und rezenten Brand-
flecken), aus Scherben zusammengesetzt bzw. rekonstruiert.
Rekonstr. H. 16,8 cm. FNr. 78:2/47b, St. 9. Fundlage wie Nr. 1.

Fundangaben zu Abb. 55

Hohlglas
1 Angster, Fragment mit Röhrenhals und schalenförmig geweite-
tem Mundstück mit Lippenrand; aufgelegt in siebenfacher Windung
ein dunkelblauer Glasfaden, mit breitem Ansatz aufwärtsschwin-
gend. Röhrenhals formgeblasen mit leicht tordierter optischer Rip-
penmusterung. Unterteil des Gefäßes nicht erhalten, nach Ver-
gleichsbefund rekonstruiert, Schulter verläuft jedoch leicht abfallen-
der als in der Zeichnung.
Hellgrüne Glasmasse mit eisnadelförmigen Bläschen, gut erhalten.
Erh. H. 11,3 cm. FNr. 78:2/64, St. 10.
Datierung: 1. Hälfte 15. Jh.
Kommentar
Die Form ist zu vergleichen mit Magdeburger Funden
des 15. Jhs., u.a. mit einem Mundstück, das gleichfalls
mit blauem Glasfaden verziert ist (Nickel 1980, S. 20 f.,
Abb. 10b und 11g).
2 Apothekerflasche/Urinal; zwiebelförmige Flasche mit hohem,
leicht trichterförmigem Hals, Lippenrand verwärmt. Boden flach
hochgestochen, saubere Heftnarbe. Rotbraun marmorierte Glas-
masse, stellenweise noch gering opak; Achatglas, sehr gut erhalten,
teilweise ergänzt.
H. 13,2 cm. FNr. 78:2/42, St. 9 (vgl. Farbtaf. 12). Fundlage wie Abb.
52:1.
Datierung: um 1500, nach Abwurf des Fundkomplexes.

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