Tabelle 2: Reste von Gewürz- und Heilpflanzen aus Kloakenfüllungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit
von Braunschweig-Gördelingerstraße (Stgr. 32) sowie ihre Erwähnung im mittelniederdeutschen Kochbuch des
15. Jhs. {Wiswe 1956 und 1958).
(Belege unverkohlt)
Durch Früchte bzw.
Samen nachgewiesene Arten
Datierung
1. H.
13. Jh.
l.V.
14.Jh.
2.H.
16. Jh.
Zitat im
Kochbuch
Stelle
6
1
5
Anetbum graveolens L.
-Dill
X
grüner samen (?)
Brassica nigra (L.) Koch
- Schwarzer Senf
X
X
X
Petroselinum crispum (Mill.)
petercilie,
A.WHill
- Petersilie
X
X
petercylye
Satureja hortensis L.
- Bohnenkraut
X
Sinapis arvensis L.
- Acker-Senf
X
X
Aethusa cynapium L.
- Hundspetersilie
X
X
Hyoscyamus niger L.
- Bilsenkraut
X
Physalis alkekengi L.
- Judenkirsche
X
Sambucas ebulus L.
- Attich, Zwerg-Holunder
X
Humulus lupulus L.
- Hopfen
X
X
Die Reiskultur ereichte im 8. Jh. durch die Araber
Spanien und Sizilien, seit dem 16. Jh. wurde auch in
Oberitalien und Südfrankreich Reis angebaut {Rein-
hardt 1911, zit. nach Knörzer 1966:437).
Aus Großbritannien gibt es einen Reisnachweis aus
dem Mittelalter: In einem 1338 zerstörten Gebäude in
Southampton fand sich gleichfalls ein Vorrat {Green
1984:109). Paap (1984:340) erwähnt Reisfunde aus
Amsterdam für das 15. und die folgenden Jahrhun-
derte.
Schriftliche Quellen zeigen, daß im niedersächsischen
Gebiet Reis im Mittelalter ebenfalls bekannt war. Er
wird in einer Göttinger Zollrolle von 1410 genannt
(Wtllerding 1984). Ein mittelniederdeutsches Kochbuch
aus dem 15. Jh. {Wiswe 1956) verlangt in 14 der dort
aufgeführten 103 Rezepte als Zutat Reis oder Reismehl
(stotris, ghestot ris, ghesoden rys).
In einem Rezept (Nr. 81) lautet die Zubereitungsvor-
schrift: ,,... So nym dat ryß unde wassche id reyne unde
wriff de hülsen alle wech. ...“. Die Reiskörner wurden
offenbar noch bespelzt geliefert. So ließe sich der Fund
von Reisspelzen in Kloaken als Küchenabfall deuten.
Es ist aber auch denkbar, daß die Spelzen, die sich nur
schwer vom Korn lösen lassen, vereinzelt mit verzehrt
wurden.
Die häufige Nennung von Reis in einem mittelalterli-
chen Kochbuch ist sicher kein direkter Hinweis auf
seine Bedeutung für die Ernährung breiter Bevölke-
rungsschichten (Willerding 1985), zumal hier alltägliche
Gerichte wahrscheinlich nur in geringer Zahl aufge-
nommen wurden. Es ist aber vorstellbar, daß dieses
Nahrungsmittel im 16. Jh. schon allgemeiner verbrei-
tet war, wodurch seine Nachweischance größer würde.
Vermutlich werden bei weiteren intensiven Untersu-
chungen mittelalterlicher Ablagerungen auch Funde
aus dieser Zeit gelingen.
Da die Nachweischancen für Gemüse sehr ungünstig
sind, ist der Nachweis mehrerer Arten um so erfreu-
licher {Willerding 1985).
Beta und Rapbanus sind durch Früchte bzw. Samen
belegt. Allerdings läßt sich mit Hilfe von Diasporen
die Unterart nicht bestimmen. Daher kann nicht ent-
schieden werden, ob es sich bei den damals genutzten
Formen um Mangold oder Rübe bzw. Rettich oder
Radieschen gehandelt hat. Das Kochbuch {Wiswe 1956)
Abb. 1 Oryga sativa (Reis). Spelzenreste aus der Fund-
stelle 5 der Stadtgrabung 32, Braunschweig-Gördelinger-
straße (links) bzw. Braunschweig-Ölschlägern, Stgr. 55, St.
1 (Mitte), sowie vergrößerter Ausschnitt der Oberfläche
(rechts). Vergleichsstrecke 1 mm.
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von Braunschweig-Gördelingerstraße (Stgr. 32) sowie ihre Erwähnung im mittelniederdeutschen Kochbuch des
15. Jhs. {Wiswe 1956 und 1958).
(Belege unverkohlt)
Durch Früchte bzw.
Samen nachgewiesene Arten
Datierung
1. H.
13. Jh.
l.V.
14.Jh.
2.H.
16. Jh.
Zitat im
Kochbuch
Stelle
6
1
5
Anetbum graveolens L.
-Dill
X
grüner samen (?)
Brassica nigra (L.) Koch
- Schwarzer Senf
X
X
X
Petroselinum crispum (Mill.)
petercilie,
A.WHill
- Petersilie
X
X
petercylye
Satureja hortensis L.
- Bohnenkraut
X
Sinapis arvensis L.
- Acker-Senf
X
X
Aethusa cynapium L.
- Hundspetersilie
X
X
Hyoscyamus niger L.
- Bilsenkraut
X
Physalis alkekengi L.
- Judenkirsche
X
Sambucas ebulus L.
- Attich, Zwerg-Holunder
X
Humulus lupulus L.
- Hopfen
X
X
Die Reiskultur ereichte im 8. Jh. durch die Araber
Spanien und Sizilien, seit dem 16. Jh. wurde auch in
Oberitalien und Südfrankreich Reis angebaut {Rein-
hardt 1911, zit. nach Knörzer 1966:437).
Aus Großbritannien gibt es einen Reisnachweis aus
dem Mittelalter: In einem 1338 zerstörten Gebäude in
Southampton fand sich gleichfalls ein Vorrat {Green
1984:109). Paap (1984:340) erwähnt Reisfunde aus
Amsterdam für das 15. und die folgenden Jahrhun-
derte.
Schriftliche Quellen zeigen, daß im niedersächsischen
Gebiet Reis im Mittelalter ebenfalls bekannt war. Er
wird in einer Göttinger Zollrolle von 1410 genannt
(Wtllerding 1984). Ein mittelniederdeutsches Kochbuch
aus dem 15. Jh. {Wiswe 1956) verlangt in 14 der dort
aufgeführten 103 Rezepte als Zutat Reis oder Reismehl
(stotris, ghestot ris, ghesoden rys).
In einem Rezept (Nr. 81) lautet die Zubereitungsvor-
schrift: ,,... So nym dat ryß unde wassche id reyne unde
wriff de hülsen alle wech. ...“. Die Reiskörner wurden
offenbar noch bespelzt geliefert. So ließe sich der Fund
von Reisspelzen in Kloaken als Küchenabfall deuten.
Es ist aber auch denkbar, daß die Spelzen, die sich nur
schwer vom Korn lösen lassen, vereinzelt mit verzehrt
wurden.
Die häufige Nennung von Reis in einem mittelalterli-
chen Kochbuch ist sicher kein direkter Hinweis auf
seine Bedeutung für die Ernährung breiter Bevölke-
rungsschichten (Willerding 1985), zumal hier alltägliche
Gerichte wahrscheinlich nur in geringer Zahl aufge-
nommen wurden. Es ist aber vorstellbar, daß dieses
Nahrungsmittel im 16. Jh. schon allgemeiner verbrei-
tet war, wodurch seine Nachweischance größer würde.
Vermutlich werden bei weiteren intensiven Untersu-
chungen mittelalterlicher Ablagerungen auch Funde
aus dieser Zeit gelingen.
Da die Nachweischancen für Gemüse sehr ungünstig
sind, ist der Nachweis mehrerer Arten um so erfreu-
licher {Willerding 1985).
Beta und Rapbanus sind durch Früchte bzw. Samen
belegt. Allerdings läßt sich mit Hilfe von Diasporen
die Unterart nicht bestimmen. Daher kann nicht ent-
schieden werden, ob es sich bei den damals genutzten
Formen um Mangold oder Rübe bzw. Rettich oder
Radieschen gehandelt hat. Das Kochbuch {Wiswe 1956)
Abb. 1 Oryga sativa (Reis). Spelzenreste aus der Fund-
stelle 5 der Stadtgrabung 32, Braunschweig-Gördelinger-
straße (links) bzw. Braunschweig-Ölschlägern, Stgr. 55, St.
1 (Mitte), sowie vergrößerter Ausschnitt der Oberfläche
(rechts). Vergleichsstrecke 1 mm.
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