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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0317
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Stadtgrabung 36

Zum Arbeitsstand der Textilkonservierung
von Grab 5, St. Aegidien*
Anneliese Streiter und Sibylle Wirth

I Mitra

Alle zugehörigen Fragmente wurden gereinigt. Um die
übereinanderliegenden Schichten von Fragmenten A
IV (s. u. I 1.) sichtbar zu machen, wurde vor dem Rei-
nigen eine Röntgenaufnahme angefertigt. Durch
Feuchthalten unter einer Plexiglashaube konnte dieses
Mitren teil nach und nach vorsichtig entfaltet werden.
Die technischen Daten (11 .-112.) der Mitra sind weit-
gehend ermittelt worden. Endgültige Aussagen aber
können erst nach vollständiger Beendigung der Kon-
servierung gemacht werden (vgl. Beitrag L. v. Wilk-
kens, Abb. 1, in diesem Band).
Die Fragmente des Stirnbandes AIII und AIV (Abb. 2)
ergeben zusammen eine Länge von 53,5 cm. Der Kopf-
umfang der Mitra beträgt jedoch nur 53 cm, da beide
Endkanten des Stirnbandes sich in einer Naht in der
Mitte zwischen den Ansatzstellen der rückwärtigen
Bänder (Infein) um 0,5 cm überlappen.
An der unteren Kante des Stirnbandes finden sich stel-
lenweise Reste von zwei übereinanderliegenden Einfas-
sungen. Die unterste (I 5.), ein leinwandbindiges Sei-
dengewebe, war verstürzt um den ca. 0,3 cm breiten
Randstreifen genäht und auf der Innenseite mit Über-
wendlingsstichen entlang der Begrenzungslinie zwi-
schen Mittelfeld und Randstreifen befestigt.
Ein Flechtbörtchen (I 6.) war als wulstartige Verstär-
kung für die Kante mit eingefügt. Darüber liegt ein
schwereres Seidengewebe als 2. Einfassung (I 7.), die
untere überdeckend. Es ist mit groben Stichen ebenfalls
verstürzt angenäht. Innen ist es in unterschiedlicher
Breite (1,4-4,0 cm) und in grober Nähweise, die sich
auf der Vorderseite im Mittelfeld des Stirnbandes ab-
zeichnet, befestigt. Es scheint sich hier um eine spätere
Veränderung zu handeln, die möglicherweise vorge-
nommen wurde, um den Kopfumfang zu verkleinern.

* Vgl. Bericht über den Arbeitsstand 1979. In: St. Aegidien zu
Braunschweig 1115-1979, hrsg. v. U. Römer-Johannsen, Hildes-
heim 1979, 34 ff.


Abb. 1: Bekleidungsschema

Diese zweite Einfassung endete innen auslaufend je-
weils am Ansatz der Infein, d. h. an der Naht des Stirn-
bandes.
Etwa 13 cm von der Ansatzstelle der rechten Infel ent-
fernt (Fragment A IV), haben sich Reste der goldenen
Fassung - vermutlich von der Curva des Abtsstabes -
auf der Einfassung (I 7.) und der Borte (A) des Stirn-
bandes erhalten. Die Infein setzen beidseitig der Stirn-
bandnaht in der Mitte der Mitrenrückseite an. Sie wa-
ren ebenfalls zweimal eingefaßt, wobei die unterste ca.
0,6 cm breite Einfassung identisch ist mit der unteren
Einfassung (I 5.) des Stirnbandes. Sie ist überdeckt von
einem leinwandbindigen Seidengewebe (I 10.). Beide
Einfassungen der Infein sind etwa gleich breit.
Die Borte C überdeckt die Naht des doppelt liegenden
Trägerstoffes aus ungemusterter Halbseide (I 8.). Den
Abschluß der Infein bildet die Borte B, jeweils doppelt
liegend mit Naht an der inneren Seitenkante und mit
langen Seidenfransen (111.), die zwischen den überein-
anderliegenden Rändern der Borte B angenäht sind.
Die Seidenfransen sind nur an einem Band fast voll-
ständig erhalten.
Die Rückseite der Borten A, B und C waren ursprüng-
lich gesteift durch leichte Verleimung (Warmleim).

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