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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0033
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DIE VERFASSUNG DER STADT


7 Ansicht der Stadt nach Merian. Blick von Südosten, 1646.

Städter Bier, zwei Zentner Karpfen, einen halben
Zentner Hechte und 30 Malter Hafer.292) 1622 forderte
Herzog Christian von Braunschweig 100000 Reichs-
taler von sämtlichen Landständen des Eichsfeldes.
Als Gegenleistung bot er einen Verzicht auf Plün-
derung, Brandschatzung und die Einquartierung in
den Städten Heiligenstadt und Duderstadt an.293)
Duderstadt streckte auf die erste Rate von 20000
Taler 2751 Taler vor.2945 1623 zog Tilly, der Feldherr
der katholischen Liga, mit 500 Reitern nach Duder-
stadt und ließ die Truppen mit Brot und Bier ver-
sorgen.295) 1624 befahl eine mainzische Kommis-
sion, sonntags die Stadttore geschlossen zu lassen,
um ein ,Auslaufen“ zu lutherischen Gottesdiensten
zu verhindern. Im gleichen Jahr verbot die Regie-
rung des Eichsfeldes den Besuch der lutherischen
Schule und legte fest, daß nur katholische und gut-
gesinnte lutherische Bürger in den Rat gewählt
werden dürfen.2965 Diese Verschärfung erzeugte bö-
ses Blut in der Bevölkerung und führte 1624/1625
zu tumultartigen Unruhen, an denen sich auch
Ratsherren und die Gilden beteiligten:2975 die Stadt
war geschlossen protestantisch gesinnt. Vom 7. bis

14. Juni belagerten Tillys Truppen erfolglos Duder-
stadt, konnten die Stadt aber am 2. Februar 1626
einnehmen. Sie wurde wie eine Stadt in Feindesland
behandelt, indem sie alle ihre Waffen abliefern und
große Entschädigungssummen zahlen mußte, der
Rat aufgelöst und die Selbstverwaltung aufgehoben
wurde.298-1 Dieses Einstehen für die protestantische
Sache nützte der Stadt nichts, als Herzog Christian
von Braunschweig im Frühjahr 1626 das noch aus-
stehende Brandschatzungsgeld forderte und, als er
es nicht erhielt, 17 Dörfer im Untereichsfeld plün-
derte, darunter auch einige, die der Hoheit Duder-
stadts unterstanden.2"5 Am 11. und 12. Juli 1626 sol-
len sich Tilly und Wallenstein, die Oberbefehls-
haber der katholischen Liga, und ein Abgesandter
der Infantin von Brüssel im Duderstädter Rathaus
getroffen haben, wie dies der Erfurter Korrespon-
dent einer in Nürnberg erscheinenden Wochenzei-
tung berichtete. Zweck der Besprechung soll die
weitere Kriegsführung gewesen sein.300-1
Massiver Druck wurde auf die Bevölkerung aus-
geübt. 1627 wurden die Protestanten durch öffent-
lichen Anschlag aufgefordert, zu konvertieren oder

8 Ansicht der Stadt. Blick von Nordwesten.


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