ZUR BAUGESCHICHTE
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sanceumbaues stammt. Zweifel bestanden über das
Alter der Holzstützen, bis eine dendrochronologi-
sche Datierung als Fälldatum des Holzes das Jahr
1530 aufzeigte und sie ebenfalls der Zeit des Renais-
sanceumbaues zuwies8\
Daß im Saal zur Entstehungszeit andere Stützen
zur Abstützung der Deckenbalken gestanden ha-
ben, ist bei Berücksichtigung der Dachkonstruk-
tion unwahrscheinlich. Über dem westlichen Saal-
teil ist unter den zugefügten Dachkonstruktionen
des 16. und 17. Jahrhunderts das wohl ursprüngli-
che Dachwerk des Saalbaues erhalten geblieben.
Das Sparrendach hat zwei Kehlbalkenebenen, von
denen die Hakenblätter der Kehlbalken in der obe-
ren Lage mit je einem Holznagel, die der unteren
Lage mit je zwei Holznägeln fixiert sind. In der
untersten Lage befinden sich in jedem Kehlbalken
auf beiden Seiten nahe am Sparren Zapfenlöcher,
die auf ehemalige Hängehölzer für die Deckenbal-
ken schließen lassen. Mit solchen Hängehölzern
verkürzt sich die freie, nicht unterstützte Spann-
weite der Deckenbalken auf die Länge der unteren
Kehlbalken, so daß weitere Unterstützungen wohl
kaum nötig waren. Die Kehlbalken sind jetzt in
jeder Ebene durch drei Unterzüge unterstützt, die
Lehmgrübner und mit ihm Ostendorf für ur-
sprünglich hielten9-1. Hängehölzer und dicht dane-
ben angeordnete Unterzüge auf Stützen widerspre-
chen sich aber. Vermutlich ist die Verstärkung der
Kehlbalkenlagen im 16. Jahrhundert zusammen
mit dem Einbau des Unterzuges und der Stützen
im Saal erfolgt.
Die erhaltenen 11 von ursprünglich wohl 26 Ge- '
spärren haben eine durchgehende Abbundzählung
von eins bis elf, wobei das Gespärre „eins“ zur Saal-
mitte, das Gespärre „elf“ am Westgiebel steht. Bei
einer durchgehenden Zählung über alle Gespärre
würde das eine nachträgliche Veränderung in der
Gespärreanordnung bedeuten. Nachdem aber jüngst
nachgewiesen werden konnte, daß mindestens bei
geistlichen Gebäuden durch eine genossenschaft-
liche Arbeitsweise der Zimmerleute mehrmals be-
ginnende Zählungen innerhalb eines einheitlichen
Dachwerkes möglich sind10), dürfte es sich hier um
ein vergleichbares Phänomen handeln und die elf
Gespärre noch an ihrem ursprünglichen Ort ste-
hen. Die Sparrenverzapfungen in den Deckenbal-
ken sind mit hölzernen Fugennägeln gesichert,
deren Köpfe facettiert sind.
Der Westgiebel ist als Treppenstufengiebel durch
eine Bestandszeichnung aus dem Jahre 1806 über-
liefert. Er wurde später überbaut, um die nachträg-
lich aufgesattelten Dachflächen mit abzuschließen,
aber einzelne Stufen sind — von außen und innen
vom Dachboden aus — noch zu erkennen. Auch
der Ostgiebel mag als Treppengiebel ausgebildet ge-
wesen sein. Vielleicht war er auch zusätzlich in der
Fläche noch gestaltet, da er zum Gropenmarkt hin
22 Vermauerte Nische außen im Westgiebel. Im Schnittpunkt
der gestrichelten Linien befinden sich zwei identische
Steinmetzzeichen.
23 Ehemalige Fensternische in der Südwand der Kaufhalle.
Die Kerben in der Laibungskante zeigen die Stelle an, von
der an die Laibung sorgfältig hochgemauert wurde. Darun-
ter ist die Fensternische nachträglich eingestemmt worden.
einen größeren Schauwert besaß als der Westgiebel
an der schmalen Gasse. 1442 ist ein „rad up dem
rathus“ belegt. Damit wird eine Aufzugswinde ge-
meint gewesen sein, für die es in dem kleinen Dach-
boden des 1436 fertiggestellten Rathausanbaues
keine Notwendigkeit gegeben hat. Wahrscheinlich
war sie auf einem der Dachböden des Kaufhauses
eingebaut, und die Windenluken befanden sich
möglicherweise im Ostgiebel.
Für eine ursprünglich interne Treppenverbin-
dung zwischen Kaufhalle und Saal gibt es keinen
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sanceumbaues stammt. Zweifel bestanden über das
Alter der Holzstützen, bis eine dendrochronologi-
sche Datierung als Fälldatum des Holzes das Jahr
1530 aufzeigte und sie ebenfalls der Zeit des Renais-
sanceumbaues zuwies8\
Daß im Saal zur Entstehungszeit andere Stützen
zur Abstützung der Deckenbalken gestanden ha-
ben, ist bei Berücksichtigung der Dachkonstruk-
tion unwahrscheinlich. Über dem westlichen Saal-
teil ist unter den zugefügten Dachkonstruktionen
des 16. und 17. Jahrhunderts das wohl ursprüngli-
che Dachwerk des Saalbaues erhalten geblieben.
Das Sparrendach hat zwei Kehlbalkenebenen, von
denen die Hakenblätter der Kehlbalken in der obe-
ren Lage mit je einem Holznagel, die der unteren
Lage mit je zwei Holznägeln fixiert sind. In der
untersten Lage befinden sich in jedem Kehlbalken
auf beiden Seiten nahe am Sparren Zapfenlöcher,
die auf ehemalige Hängehölzer für die Deckenbal-
ken schließen lassen. Mit solchen Hängehölzern
verkürzt sich die freie, nicht unterstützte Spann-
weite der Deckenbalken auf die Länge der unteren
Kehlbalken, so daß weitere Unterstützungen wohl
kaum nötig waren. Die Kehlbalken sind jetzt in
jeder Ebene durch drei Unterzüge unterstützt, die
Lehmgrübner und mit ihm Ostendorf für ur-
sprünglich hielten9-1. Hängehölzer und dicht dane-
ben angeordnete Unterzüge auf Stützen widerspre-
chen sich aber. Vermutlich ist die Verstärkung der
Kehlbalkenlagen im 16. Jahrhundert zusammen
mit dem Einbau des Unterzuges und der Stützen
im Saal erfolgt.
Die erhaltenen 11 von ursprünglich wohl 26 Ge- '
spärren haben eine durchgehende Abbundzählung
von eins bis elf, wobei das Gespärre „eins“ zur Saal-
mitte, das Gespärre „elf“ am Westgiebel steht. Bei
einer durchgehenden Zählung über alle Gespärre
würde das eine nachträgliche Veränderung in der
Gespärreanordnung bedeuten. Nachdem aber jüngst
nachgewiesen werden konnte, daß mindestens bei
geistlichen Gebäuden durch eine genossenschaft-
liche Arbeitsweise der Zimmerleute mehrmals be-
ginnende Zählungen innerhalb eines einheitlichen
Dachwerkes möglich sind10), dürfte es sich hier um
ein vergleichbares Phänomen handeln und die elf
Gespärre noch an ihrem ursprünglichen Ort ste-
hen. Die Sparrenverzapfungen in den Deckenbal-
ken sind mit hölzernen Fugennägeln gesichert,
deren Köpfe facettiert sind.
Der Westgiebel ist als Treppenstufengiebel durch
eine Bestandszeichnung aus dem Jahre 1806 über-
liefert. Er wurde später überbaut, um die nachträg-
lich aufgesattelten Dachflächen mit abzuschließen,
aber einzelne Stufen sind — von außen und innen
vom Dachboden aus — noch zu erkennen. Auch
der Ostgiebel mag als Treppengiebel ausgebildet ge-
wesen sein. Vielleicht war er auch zusätzlich in der
Fläche noch gestaltet, da er zum Gropenmarkt hin
22 Vermauerte Nische außen im Westgiebel. Im Schnittpunkt
der gestrichelten Linien befinden sich zwei identische
Steinmetzzeichen.
23 Ehemalige Fensternische in der Südwand der Kaufhalle.
Die Kerben in der Laibungskante zeigen die Stelle an, von
der an die Laibung sorgfältig hochgemauert wurde. Darun-
ter ist die Fensternische nachträglich eingestemmt worden.
einen größeren Schauwert besaß als der Westgiebel
an der schmalen Gasse. 1442 ist ein „rad up dem
rathus“ belegt. Damit wird eine Aufzugswinde ge-
meint gewesen sein, für die es in dem kleinen Dach-
boden des 1436 fertiggestellten Rathausanbaues
keine Notwendigkeit gegeben hat. Wahrscheinlich
war sie auf einem der Dachböden des Kaufhauses
eingebaut, und die Windenluken befanden sich
möglicherweise im Ostgiebel.
Für eine ursprünglich interne Treppenverbin-
dung zwischen Kaufhalle und Saal gibt es keinen
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