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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0063
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ZUR BAUGESCHICHTE

kann erst angebracht worden sein, nachdem das
Erzbistum Rechte in oder über die Stadt Duder-
stadt erworben hatte. Ob dazu die 1334 verpfän-
dete Hälfte der Stadt und der Gerichte ausreichte
oder die 1366 erlangten vollständigen Grundrechte
über die Stadt, mag vorerst fraglich bleiben. Immer-
hin ist es bemerkenswert, daß im städtischen Rat-
haus nur das Wappen des neuen Landesherren an-
gebracht wurde, oder soll man daraus schließen,
daß der landesherrliche Vogt sich hier einen Bauteil
errichtet hat, von dem er direkt Einfluß auf die
Stadtgeschäfte nehmen konnte?
E>er Neubau des Rathauses
Ein Inschriftstein über der Tür zum Ratswein-
keller am Gropenmarkt besagt, daß mit diesem Bau
nach dem Tage des Bischofs Servatius (13. Mai) des
Jahres 1432 begonnen wurde. Damit wird zum er-
sten Mal in der bisherigen Geschichte des Rathau-
ses durch eine Bauinschrift die Entstehung eines
Bauteils angezeigt, und zum ersten Mal gibt es —
wenn auch spärliche — Hinweise auf eine Bautätig-
keit für das Rathaus in den städtischen Rechnungs-
büchern. Frühere schriftliche Erwähnungen von
Bauarbeiten betrafen immer nur das Kaufhaus. Es
mag eine Ironie des Schicksals sein, daß die früheste
schriftliche Erwähnung des Wortes „Rathaus“ in
Duderstadt dadurch geschieht, daß 1432 eine Zah-
lung für den Abbruch dieses Gebäudes vermerkt
wird11). Der an dessen Stelle entstehende Neubau
wird nur Neue Ratsstube (Dorntze), Neues Werk
oder Neuer Bau genannt.
Aus diesen schriftlichen Zeugnissen sind noch
keine Hinweise auf die Größe und Ausbildung des
nun entstehenden Bauteiles abzuleiten. Frühere
Darstellungen über die Geschichte des Rathauses
gingen davon aus, daß in dieser Zeit alle massiven
Teile des Südostflügels entstanden seien12). Das ver-
wundert nicht, denn alle bisher gezeichneten Grund-
risse dieses Flügels sind in der Darstellung der mas-
siven Wände nicht nur widersprüchlich, sondern in
mehr oder weniger großem Maße zu ungenau, als
daß daraus eine Differenzierung dieses Flügels in
verschiedene Bauteile abzuleiten war. Wie in der
Darstellung des Salzkammeranbaues herausgear-
beitet wurde, bestand das neue Bauvorhaben je-
doch nur aus einem Anbau zwischen diesem und
dem Saalbau, und nur ein Teil der dafür benötigten
Außenwände mußte neu errichtet werden.
In seiner Geschoßteilung nahm der Neubau kei-
nen Bezug auf den Saalbau und nur wenig auf den
Salzkammeranbau. Der Fußboden des untersten
Geschosses wurde auf gleicher Höhe wie der Fuß-
boden des Tonnengewölbes im Salzkammeranbau
angelegt. Hierfür war wohl die Tür vom Gewölbe
zum Vorgängerbau maßgebend. Auch in der Ge-
samthöhe wurde die Traufe des Salzkammeran-


36 Nach der Herausnahme der Trafostation aus der Hoflaube
wurde das Maßwerkfenster der Salzkammer wieder sichtbar.


37 Südwand des Tonnengewölbes unter dem Salzkammerflü-
gel. Die Fensternische wurde in jüngster Zeit für einen Not-
ausstieg vergrößert. Zustand 1986 während der Instandset-
zung.

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