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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0172
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MARTIN THUMM


178 Dachraum, östlicher Be-
reich über der Nord-
laube nach der Sanie-
rung. Im Vordergrund
die Andreaskreuze der
Konstruktion der Rat-
hauserweiterung von
1530 bis 1536, links im
Hintergrund die alte
Sparrenreihe des über-
bauten Saalbaues.

Aufgabe für den Architekten. Jedoch war die Pro-
blemstellung der des südlichen Treppenhauses ähn-
lich, und so konnte einerseits die dort gewonnene
Erfahrung übernommen werden, andererseits
mußten die Anforderungen an Transparenz und
173 Gestalt der neuen Einbauten wesentlich höher sein.
176 Mit der entwickelten Lösung ist ein gutes Beispiel
274 neuen Bauens in einem Baudenkmal geschaffen
worden!
Das Dach
Der Dachbereich, die Erweiterung und Überfor-
mung des Gesamtbaues im 16. Jahrhundert, die um-
laufende Aufstockung um ein Fachwerkgeschoß
und die Ausbildung zur großen Schauwand mit
178 spitzem Mittelturm und Erkern hatten eine mäch-
tige Zimmermannskonstruktion im Dachraum zur
Folge, in die der vorhandene Dachstuhl des alten
Kaufhauses einbezogen worden war. In den folgen-
den Jahrhunderten wurden durch Ausbau und
Reparatur etliche Eingriffe und Veränderungen
vorgenommen. Als zusätzliche Belastungen wur-
den nun der Geräteteil der Lüftungsanlage für den
großen Saal sowie die Ausstellungsflächen des im
zweiten Obergeschoß hier eingerichteten Europa-
und Deutschlandpolitischen Bildungsinstitutes
Duderstadt e.V untergebracht.
280 Das seltene Dachgespärre aus der Zeit um 1300
und die Gesamtkonstruktion machten es erfor-

derlich, daß unter ausdrücklicher Schonung des
Bestandes das Dachwerk zimmermannsgerecht
repariert, wo notwendig wieder ergänzt und, wo
zwischenzeitlich verändert, in seine ursprüngliche
statische Tragwirkung gebracht wurde. An einer
von Anfang an konstruktiv kritischen Stelle, der
großen Kehlung zwischen beiden Frontgiebeln,
war es zu einem großen Feuchtigkeitsschaden mit
erheblicher Minderung der Tragfähigkeit und Ver-
formung der Konstruktion gekommen. Mit inge-
nieurtechnischem Geschick wurde durch geringe
Zusatzmaßnahmen in Holz und Stahl die Gefahr
gebannt. So wurde gerade im historisch wertvollen
Dachbereich die historisch gewachsene Situation
weitestgehend belassen.
Der Treppenaufgang an der Nordlaube
Der Bildhauer Andreas Georg Kersten schuf
1673/74 den bildschnitzerischen Schmuck des 72
Hauptaufganges zur Nordlaube und zum Großen 244
Saal. Nach einer Zeit der Holzsichtigkeit, fehlinter-
pretierenden Reparaturen und Ergänzungen,
wohlmeinender Neufassung in künstlich patinier-
ter Polychromie mußte vor der Restaurierung die-
ses kunstgeschichtlich zweifellos wertvollsten Teiles
des Rathauses die Frage nach der ursprünglichen
Gestalt des Laubenaufganges gestellt werden. Erst
nach mehreren Versuchen und dem Heranziehen
erfahrener Restauratoren und aufwendigster tech-

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