Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0173
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS DENKMALPFLEGERISCHE KONZEPT

179 Befund zur Farbigkeit
der Werksteinfassaden.
Links die Oberfläche
der verwitterten Rosa-
Ockerfärbung, rechts
die in der Bruchfläche
farblich und struktu-
rell deutlich abgrenzba-
ren Schichten von
graugelbem Sandstein
und rosa-ockerfarbener
Schlämme.


88
131
148

176
177

nischer Hilfsmittel wurde eine Wiedergewinnung
der ursprünglichen, überaus strahlenden Fassung
möglich, die sich in allegorischer Bedeutung und
Aufwand der Farbtechnik zunehmend als ganz
außergewöhnlicher Befund herausstellte (siehe
hierzu insbesondere den Beitrag von Wolfgang
Fünders / Detlev Gadesmann, S. 231 ff. Trotz finan-
zieller Hemmnisse und anfänglicher Schwierigkei-
ten wurde mit der restauratorischen Behandlung
des gesamten figürlichen Schmucks ein Kunstwerk
wiedergewonnen, welches das Rathaus auch kunst-
geschichtlich über die Grenzen regionalen Ranges
hinaushebt! Als Besonderheit sei angemerkt: Die
Stütze mit den Fruchtgehängen ist eine Kopie des
im Göttinger Museum aufbewahrten Originals. So
konnten auch dort nicht mehr vermutete Befunde
zur Farbigkeit erhoben werden, die nun an dem
kopierten Stück in Duderstadt umgesetzt sind!
Außenbau und Umfeld
Die ungewöhnliche Tatsache, daß bei einem so
großen Bauwerk die äußere Erscheinung seit dem
Umbau 1530—1536 bis auf unwesentliche Eingriffe
erhalten war, mußte besondere denkmalpflegeri-
sche Aufmerksamkeit nach sich ziehen. Das Erdge-
schoß der Nordlaube war durch die allmähliche
Erhöhung des Straßenniveaus zum scheinbaren
Untergeschoß geraten. Der wesentliche Erfolg für
die städtebauliche Wirkung des Außenbaues besteht
darin, daß der Vorbereich der Laube trotz tech-
nisch schwieriger Umstände wieder abgesenkt wer-
den konnte. Dadurch erhielt die Schaufassade nicht
nur die ihr zugedachte Konzeption wieder, son-
dern der dieser Zeit der Spätgotik eigene Höhen-
drang erhält durch die Wiedergewinnung eines
regelrechten Untergeschosses auch seine charakte-
ristische Ausformung. Im nachhinein ist dies auch
eine Bestätigung dafür, wie richtig das Verhältnis
des schlichten Innenausbaues zur repräsentativen
äußeren Erscheinung eingeschätzt worden war.
Außer einigen wenigen rekonstruierenden Maß-
nahmen am Abbund der Fassade oder der Ladeluke
im Westteil der Nordfassade brachte die Frage nach
der Gestaltung des Werksteinsockels noch einmal
erhebliche Probleme mit sich, und zwar mehr im
öffentlich-politischen als im denkmalfachlichen

Bereich. Wie sich herausstellte, war es für die
Duderstädter wohl selbstverständlich gewesen,
daß auch nach den Instandsetzungsarbeiten am
Mauerwerk der Sockel des Rathauses „wieder“
natursteinsichtig gefaßt werden würde. Vom Be-
fund her war das Werksteinmauerwerk zu allen
Zeiten mit einer Kalkschlempe geschlämmt, die in
den verschiedenen Epochen einmal mehr ins ge-
brochene Weiß und einmal mehr in eine helle Rosa-
Ocker-Färbung tendierte. Erst während der letz-
ten großen Restaurierung waren die abgewitterten
Steinoberflächen sichtbar belassen worden. Nach
langen Auseinandersetzungen mit dem Rat und
den Ausschüssen der Stadt setzte sich jedoch die


180 Ausschnitt der Ostfassade während der Restaurierung.
Stückweise wurde der Befund der Farbigkeit an den Werk-
steinflächen umgesetzt. Dem Wunsch der Stadt entspre-
chend wurde eine Annäherung an die natürliche Farbig-
keit des Sandsteins gesucht. Links: unbehandeltes Mauer-
werk, rechts: lasierte Fassade.


181 Nordostecke des Rathauses während der Restaurierung.
Deutlich unterscheidet sich die bereits lasierte Ostfassade
von dem „Flickenteppich“ der Nordseite.

179

207
208
209

169
 
Annotationen