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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0175
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Karl Bernhard Kruse

Die Ergebnisse der bauarchäologischen
Untersuchungen zur Baugeschichte

Eine gut vorbereitete systematische Bauunter-
suchung und Grabung konnte vor und während
der Umbauarbeiten im Rathaus von Duderstadt
nicht durchgeführt werden. In mehreren, meist nur
wenige Tage dauernden Notgrabungen wurden
jedoch die durch die Bauarbeiten unwiderruflich
später zerstörten Kellerbereiche zur Klärung tech-
nischer und statischer Detailfragen und zur Erwei-
terung der bisher bekannten Baugeschichte (Lehm-
grübner) untersucht.1) Die archäologischen Arbei-
ten wurden während der gleichzeitig laufenden
Umbaumaßnahmen zwischen Winter 1983 und
Sommer 1986 vom Institut für Denkmalpflege mit
wechselnden Hilfskräften durchgeführt. Eine voll-
ständige Grabungsauswertung konnte bisher nicht
vorgelegt werden, ebenfalls sind die ergrabenen
Funde, geschlossene Fundkomplexe mittelalter-
licher Gebrauchskeramik, noch nicht bearbeitet.
Für diese Publikation wurden die Befundzeich-
nungen der einzelnen ergrabenen Abschnitte aus
den verschiedenen Bearbeitungsjahren erstmals zu-
sammengezeichnet und ausgewertet. Neben einem
Kellergrundriß mit den ergrabenen Bauteilen wer-
den die gewonnenen archäologischen Ergebnisse
zur Baugeschichte durch vereinfachte Profilzeich-
nungen belegt. Auf eine Verknüpfung der ergrabe-
nen Ergebnisse mit den Befunden im aufgehenden
Mauerwerk und den Fachwerkbauteilen, der schrift-
lichen Überlieferung und übrigen Quellen ver-
zichte ich in diesem Aufsatz, soweit sie bereits in
dem Beitrag von Horst Masuch erfolgt ist.
Der Markt in Duderstadt vor dem Bau
des Kaufhauses um 1300
Zu Beginn der Bauarbeiten im Erdgeschoß des
Kaufhauses, das 1983 ein erheblich höheres Fuß-
bodenniveau zeigte, als allgemein vermutet und
von Paul Lehmgrübner in seiner Rathauspublika-
tion2) mit einer nicht mehr sichtbaren Basis der öst-

lichen Steinsäule dargestellt wurde, war dem Bau- 187
archäologen die Frage nach dem ursprünglichen
Fußbodenniveau gestellt. Daher wurde parallel zu
den Ausschachtungsarbeiten einer Baufirma in
noch teilweise ungestörten Bereichen ein räumlich
äußerst beschränkter Grabungsabschnitt bis auf
den gewachsenen Boden abgetieft.
Eine erhoffte erste Fußbodenpflasterung ließ
sich hier nicht finden, jedoch konnte fast auf dem 185
gewachsenen Boden der erste Bauhorizont aufge- 186
zeigt werden (Profile 2, 4—7, 9). Da dieser typische 189
erste Bauhorizont, der sich aus Mörtelresten in 190
einem feinen gelben Sand zusammensetzte, überall 192
fast waagerecht und auf der gleichen Höhe lag, das
Gelände vor dem Kaufhaus jedoch von Osten nach
Westen stark abfällt, kann angenommen werden,
daß das Kaufhaus in die vorhandene, ehemals
abschüssige Marktfläche eingetieft worden ist und
alle älteren Befunde während der Bauzeit wegge-
graben worden sind.
1985 und 1986 konnten diese ersten Befunde
während der Ausgrabungen im Zuge des Fahrstuhl-
einbaus vor dem Kaufhaus im Bereich der Laube
bestätigt werden. Es ließen sich wenigstens drei
klar zu trennende Markthorizonte ergraben (Profil 184
1—3), die vor dem Kaufhausbau zu datieren sind, 185
da die Baugrube für die Nordmauer des Kaufhau- 186
ses diese Schichten durchschneidet. Diese Markt-
horizonte ließen sich deshalb so eindeutig trennen,
weil die Oberfläche mit kleinen Kieselsteinen ge-
pflastert und gut verfestigt worden war. Auf diesen
Kieselsteinen lag jeweils eine äußerst reichhaltige
Kulturschicht mit vielen Funden, die auf die Nut-
zung als Marktplatz schließen lassen. So konnten
neben den Scherben unterschiedlichster Gebrauchs-
keramik Knochen, Glasreste, korrodierte Metall-
stücke, zwei Bleigewichte, Spinnwirtel und Reste
organischen Materials geborgen werden. Auf eine
von den organischen Bestandteilen schwarz durch-
gefärbte Kulturschicht folgte eine jeweils fast fund-

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