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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0183
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BAUARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN

Laube mußte das mittelalterliche Gebäude vor der
Kaufhalle abgebrochen werden.
Wohl zeitgleich zu dem Laubenumbau wurde im
Bereich der östlichen Treppe vom Markt zum Kauf-
haus, nachdem die Steinstufen herausgenommen
worden waren, ein kleiner Ofen aufgebaut, der als
Befund aufgenommen werden konnte.

Die Umbauten des 17. und 18. Jahrhunderts
Im Inneren der Kaufhalle wurde der Fußboden
vermutlich im Zusammenhang mit der Höher-
legung der Erdgeschoßdecke 1754 um ca. 60 cm auf-
200 gefüllt und neu mit größeren Steinen gepflastert.
Zu diesem Zeitpunkt sind die heute noch vorhan-
denen Tore eingebaut worden und 1984 nicht mehr
vorhandene Zwischenmauern fundamentiert wor-
den. Im Bereich der Kaufhalle folgte auf diese letzte
Pflasterung aus Natursteinen noch ein Schichtpaket
aus Bauschutt und als oberer Abschluß in jüngster
Zeit Beton mit einem Estrich für die letzte Nut-
zung als Garage.

Durch die bauarchäologischen Untersuchungen
konnten wesentliche Erkenntnisse zur früheren
Baugeschichte des Duderstädter Rathauses gefun-
den werden, die in Verbindung mit den Ergebnis-
sen der Bauforschung im aufgehenden Mauerwerk,
der schriftlichen Überlieferung und der restaurato-
rischen Begleitung zu einem nahezu vollständigen
Bild geführt haben. Ohne die Grabung im Bereich
der Laube wäre über die intensive Marktnutzung
und die damit verbundene Sachkultur, die sich aus
den Funden erarbeiten läßt, nichts bekannt gewor-
den. Aufgrund der interdisziplinären Zusammen-
arbeit aller beteiligten Wissenschaftler hat sich her-
ausgestellt, daß die um die Jahrhundertwende vom
Königlichen Bauinspektor Paul Lehmgrübner auf-
gestellte Behauptung, das Duderstädter Rathaus sei
„neben dem Dortmunder Rat- und Gewandhause
das älteste bisher bekannte Rathaus in Deutsch-
land“ nicht mehr haltbar ist. Die Baugeschichte
vom gotischen Kaufhaus zum heutigen modernen
Rats- und Verwaltungsgebäude ist während der lan-
gen Restaurierungsarbeiten weitgehend deutlich
gemacht worden und somit wieder ablesbar.

Anmerkungen
b Lehmgrübner, Paul: Mittelalterliche Rathausbauten in
Deutschland, Erster Teil: Fachwerksrathäuser, Berlin 1905,
S. 22-28.
2-) wie Anm. 1, Tafel 7 und 10, Lehmgrübner hielt die mittlere
Renaissancesäule ebenfalls für mittelalterlich, S. 23.
Für freundliche Hinweise zu Keramikdatierung danke ich
Herrn Dr. Hans-Georg Stephan, Universität Göttingen.

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